Chris­t­ian Nova, ein Kind der 90er, schreibt neben­bei seit 2017 vor­wiegend Thriller und Kri­mi-Bel­letris­tik. Anfang Mai 2021 ist sein Liebesro­man “Would you dance with me” beim Piper Ver­lag erschienen. Die Redak­teurin Clara Hoheisel hat ihn für die has­tuzeit befragt. Ein schriftlich­es Inter­view über lit­er­arische Vor­bilder, regionale Schriftsteller:innen und Novas neuen Roman.

Chris­t­ian Nova

Hoheisel: Hand auf’s Herz: Wie kommt ein Mittzwanziger darauf, Schrift­steller wer­den zu wollen?

Nova: Ich glaube, ich habe es nie beschlossen, ich habe auf die Stim­men in meinem Kopf gehört, die mir Geschicht­en erzählen und von mir ver­langten, sie aufzuschreiben.
Einige Men­schen aus der Lit­er­atur­branche gaben mir und meinem Schreib­stil Zus­pruch. Sie attestierten mir zumin­d­est einen Hauch Tal­ent und waren für mich wie der berühmte Wind in den Müh­len­flügeln. Wäre dieses pos­i­tive Feed­back nicht gewe­sen, würde die Schreib­müh­le heute ganz sich­er stillstehen.

Als Autor schreib­st du in der Biografie dein­er Büch­er über dich selb­st nur vage: „(…) ver­bringt seine Zwanziger mit mehreren Katzen im Osten Deutsch­lands“. Weshalb ist es dir so wichtig, Einzel­heit­en dein­er Iden­tität zu schützen?

Ich denke, dass man als Ursprung­sort der Geschichte nicht im Vorder­grund ste­hen, son­dern demütig im Hin­ter­grund bleiben und die Dau­men drück­en sollte, dass sie andere Men­schen eben­so begeis­tert wie einen selbst.

Obwohl du erst Mitte zwanzig bist, hast du bere­its mehrere Geschicht­en zu Papi­er gebracht. Wie kam es ursprünglich dazu?

Ich schreibe seit 2017. Dazu getrieben haben mich schein­bar end­los viele Geschicht­en, die mir ein­fie­len und mich nicht wieder los­ge­lassen haben. Dass ich irgend­wann als Schreiber­ling arbeit­en werde, hätte ich damals aber nie gedacht.

Besitzt du ein schrift­stel­lerisches Vor­bild, an dem du dich bei dein­er Arbeit orientierst?

Wenn ich mich nur auf den Schreib­stil beziehe, finde ich den von Anna Todd in “After” wirk­lich toll. Suzanne Collins mit “Trib­ute von Panem” hat mich sich­er auch sehr geprägt.

Was genau fasziniert dich am Schreib­stil der bei­den genan­nten Autorin­nen?

Bei Anna Todd ist es defin­i­tiv der ein­fache Schreib­stil, der den Lesenden qua­si durch die Sto­ry fliegen lässt. Das wollte ich auch unbe­d­ingt erre­ichen, denn Lit­er­atur sollte in der heuti­gen Zeit eben­so kurzweilig genießbar sein wie unser Handy — denn anson­sten wer­den sich immer mehr, vor allem Gelegenheitsleser:innen, von Büch­ern abwen­den.
An Suzanne Collins’ Schreib­stil gefällt mir der Hand­lungsauf­bau: Cliffhang­er am Ende viel­er Kapi­tel und das Hal­ten von Spannung.

Wie stelle man sich einen nor­malen Arbeit­stag bei dir vor? Ver­lässt du erst zur Mit­tagszeit das Bett und schreib­st dann bis tief in der Nacht?

Da ich als Typ Eule nach­tak­tiv bin, finde ich es toll, mich am späten Abend von Fil­men und Serien inspiri­eren zu lassen und zu plot­ten, dann aber nicht zu spät schlafen zu gehen. Ich mag es, gegen neun aufzuste­hen und alles einzu­tip­pen. Dieser Rhyth­mus hat sich als am besten erwiesen. Viele schreiben nach Son­nenun­ter­gang, bei mir hat sich aber tat­säch­lich der Vor­mit­tag als kreativste Zeit her­aus­gestellt. Ich kann dem Sprich­wort mit der gold­e­nen Mor­gen­stund’ also nur zus­tim­men. Und dann hoffe ich immer, am späten Nach­mit­tag genug geschrieben zu haben, dass ich zufrieden in den Abend starten kann. Ja, das ist in etwa der reg­uläre Tag im Leben eines Autors, wenn man sich nicht ger­ade in der Recherche befindet.

Novas Debutro­man “Would you dance with me?”

Am 03. Mai 2021 erschien dein Debütro­man „Would you dance with me?“ beim Piper Ver­lag. Der bel­letris­tis­che Roman erzählt von der Hob­by­musik­erin Emi­ly, die gemein­sam mit ihrer Cou­sine und deren Eltern Urlaub in einem noblen Ferien­re­sort macht. Emi­ly ist fasziniert von dem Prof­itänz­er Dan­nie. Als dieser eine Tanz­part­ner­in für ein Cast­ingvideo sucht, zögert Emi­ly nicht lange, obwohl sie Medika­mente zu sich nimmt und alle sportlichen Aktiv­itäten ver­mei­den sollte. Bist du selb­st ein lei­den­schaftlich­er Tänzer?

Ich habe tat­säch­lich schon immer gern getanzt. Der Mam­bo war jedoch beim Schreiben eine echte Her­aus­forderung, also suchte ich mir Hil­fe bei der Tanzschule Baileo, die sind echte Profis in den vie­len Salsa-Stilen.

Was hat dich motiviert, einen Plot zu kon­stru­ieren, der an den dra­matur­gis­chen Auf­bau von „Dirty Danc­ing“ anschließt?

Ich denke, es ist ein schmaler Grat zwis­chen Hom­mage und Abklatsch. Natür­lich kon­nte ich den alt­be­währten Hand­lungsstrang nicht völ­lig ignori­eren, das hätte sich ein­fach falsch ange­fühlt, schließlich hat mich der Film über­haupt erst zu mein­er Sto­ry geführt. Ich wollte nach dem Anse­hen nichts schreiben, das etwas ganz Eigenes ist. Ich wollte die Gefüh­le her­auskitzeln, die der Streifen weckt. Die leicht­en Par­al­le­len in der doch eige­nen Sto­ry bilde­ten den Grund­stein dafür. Es war, als hätte Baby mir zuerst ihre Welt gezeigt, mir dann die Hand gere­icht und mich anschließend zu ihrer guten Fre­undin Emi­ly geführt. Und die hat mir dann wiederum ihre Welt gezeigt.

Neben dem Tanzen nimmt auch die Musik eine wichtige Funk­tion im Roman ein. Die Haupt­per­son Emi­ly spielt pas­sion­iert Gitarre und kom­poniert eigene Songs. Du bist selb­st Mit­glied ein­er Band, spielst Gitarre und singst. Find­est du dich teil­weise in Emi­ly wieder?

Ich würde defin­i­tiv nicht zu 100 Prozent wider­sprechen. Beson­ders in der Art und Weise, Songs zu schreiben, ähneln wir uns sehr. Und in gewiss­er Weise sind wir Co-Autoren.

Im Begleit­ma­te­r­i­al zum Buch wird erwäh­nt, dass die Tochter von Jen­nifer Grey, der Haupt­darstel­lerin aus dem “Dirty Dancing”-Tanzfilm (1987), als Inspi­ra­tion für deine Haupt­fig­ur diente. Hast du dich bei der Konzep­tion dein­er Geschichte auch ander­weit­ig von Begeben­heit­en aus deinem All­t­ag bee­in­flussen lassen und sind Fig­uren an Per­so­n­en aus deinem näheren Umfeld angelehnt?

Der ein oder andere in meinem Umfeld wird aufat­men, wenn ich sage, dass ich keine Fig­ur in dieser Geschichte an eine reale Per­son angelehnt habe. Natür­lich lässt sich nicht bestre­it­en, dass ich mich von den Fig­uren im Film inspiri­eren lassen habe. Emi­ly in der heuti­gen Zeit als emanzip­iert darzustellen war dabei jedoch sehr wichtig, immer­hin liegen über 50 Jahre zwis­chen den Zeit­punk­ten der Hand­lun­gen und genau das hat Spaß gemacht. Auch wenn Emi­ly nicht an eine reale Per­son angelehnt ist, wer­den sich bes­timmt einige junge Frauen in irgen­dein­er Form in ihr wieder­erken­nen können.

Neben sehr viel pos­i­tiv­er Res­o­nanz, gab es auch vere­inzelte Kri­tik an dem Roman. So schrieb ein Fil­ialleit­er von Hugen­dubel, dessen Name nicht erwäh­nt wer­den möchte: „Wir sehen das Buch eher als net­ten Som­mer­ro­man für 14- bis 17-jährige Mäd­chen, deshalb weiß ich auch nicht, ob ein Män­ner­autoren­name darauf sin­nvoll ist.“ Wie gehst du mit solchen Reak­tio­nen um?

Vor­weg muss man natür­lich sagen, dass Kri­tik, möge sie noch so berechtigt sein, immer auch Sub­jek­tiv­ität mit sich zieht.
Bei dieser ganz bes­timmten Kri­tik, die ich auf Insta­gram veröf­fentlichte, war ich über­rascht, dass sie der­art viele Reak­tio­nen von Blogger:innen und Leser:innen in dem sozialen Net­zw­erk her­vor­rief. Diese bewiesen ganz deut­lich, wie viel Reife junge Men­schen im ange­sproch­enen Alter einem gebilde­ten Mann in der zweit­en Leben­shälfte voraus haben kön­nen.
Am Ende fol­gte ich übri­gens meinem Instinkt und entsch­ied mich gegen “Christi­na” als weib­liche Ver­sion meines Vornamens.

Inwieweit bist du bere­its in der Autor:innenszene in Halle und Umge­bung ver­wurzelt? Beste­hen schon Kon­tak­te und kreativ­er Aus­tausch mit regionalen Schriftsteller:innen?

In Halle kenne ich tat­säch­lich nur Stephan Lud­wig, zu dessen Lesun­gen ich schon ein paar Mal bei Thalia am Mark­t­platz zu Gast war. Ich bin mir sich­er, dass er in den let­zten Jahren zum bekan­ntesten Schrift­steller der Stadt wurde. Seine Tele­fon­num­mer habe ich einge­spe­ichert, aber ich will natür­lich nicht riskieren, seinen kreativ­en roten Pfaden mit nervi­gen Anrufen zu durch­schnei­den. Er weiß jeden­falls, dass es da noch einen jun­gen Men­schen aus der Nähe gibt, der seine Lei­den­schaft für das Schreiben teilt, eine Art Men­toren-Dasein gibt’s allerd­ings nicht.
Übri­gens glaube ich, dass es im kreativ­en Sek­tor nur sehr wenige Men­schen gibt, die den Nach­wuchs an die Hand nehmen und als eine Art Men­tor unter­stützen — auch wenn es nur das Öff­nen ein­er Tür ist. Ich würde es defin­i­tiv tun und halte in der fer­nen Zukun­ft meine Augen offen.

Momen­tan schreib­st du den Kri­mi „Der Pop­corn­mörder“. Inwieweit unter­schei­det sich die Art des For­mulierens in Abhängigkeit vom Genre?

Ich denke, dass ich immer ver­suche, meinen leicht­en Schreib­stil zu hal­ten, um vor allem auch Gelegenheitsleser:innen ent­ge­gen­zukom­men und ein kurzweiliges Leseer­leb­nis zu schaf­fen. Den­noch glaube ich, dass in meinem Liebesro­man die For­mulierung „Mir sticht ein Kerl ins Auge“ im Kri­mi etwas anders aufge­fasst wer­den würde. Insofern ist in manch­er Hin­sicht dur­chaus Vor­sicht geboten.

Was sind deine Pläne für die Zukun­ft? Hast du noch weit­ere Romanideen im Kopf?

Ich ver­suche mich gern in den ver­schieden­sten Gen­res und möchte mich hier, wie auch in Hin­blick auf die Wahl meines Autorengeschlechts, nicht fes­t­nageln lassen. Ein Thriller will ich nach dem erwäh­n­ten Kri­mi defin­i­tiv noch schreiben, wenn es nach den Stim­men in meinem Kopf geht. Und denen gebe ich, zumin­d­est im Hin­blick auf die Tas­tatur, doch ziem­lich oft nach.

Her­zlichen Dank für das Gespräch und viele kreative Ideen für alles Kommende!

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