Während die Coro­n­a­pan­demie in Deutsch­land die Kul­tur­branche zum Still­stand zwingt, find­et sich in Halle eine Gruppe von Kün­stlern zusam­men und plant eine öffentliche Kun­st­ga­lerie am Hall­markt, wie es sie in Halle so noch nie gab. Die Umset­zung ist auch ein Sig­nal der Stadt: Die Kun­st bleibt „sys­tem­rel­e­vant“ in der Hän­del­stadt! Eine Chronologie.

Die Kun­st­ga­lerie am Hall­markt mit ihren Schaf­fend­en, zur Eröff­nung am 9. Novem­ber 2020

Der ehe­ma­lige Stadtar­chitekt Halles, Wulf Brand­städter, kommt im Herb­st 2017 mit Hans-Joachim Trieb­sch ins Gespräch. Trieb­sch ist ein renom­miert­er Kün­stler Halles und unter anderem Maler des berühmten Wandgemäldes in der Klaußs­traße in der Innen­stadt. Brand­städter überzeugt Trieb­sch von dem Poten­zial des Stan­dorts an der neu ent­stande­nen Hall­markt-Spitze und bezieht ihn in die Pla­nun­gen für eine mögliche Kun­st­ga­lerie am Hall­markt-Rewe ein. „Der Hall­markt liegt wun­der­bar Zen­tral in der Stadt und bietet den­noch die nötige Ruhe, um sich als Betra­chter mit der Kun­st auseinan­der­set­zen zu kön­nen“ schwärmt Triebsch.

Was war die Idee? 

Ger­ade die grau wirk­enden Fas­saden der Gebäude schaf­fen Möglichkeit­en, um zeit­genös­sis­che Kün­stler der Gegend zu repräsen­tieren. Eine öffentliche Kun­st­ga­lerie, die frei zugänglich ist und die Betrachter:innen mit Halles Künstler:innen ver­traut machen soll. In den Motiv­en der Kunst­werke soll sich zudem immer ein Bezug zur Stadt wiederfind­en, die Aus­gestal­tung dieses Bezugs liegt allerd­ings beim Kün­stler. Brand­städter und Trieb­sch küm­mern sich um die Suche nach geeigneten Maler:innen und Bildhauer:innen für das Pro­jekt. Brand­städter stellt außer­dem einen Kon­takt zur Bau­fir­ma Papen­burg her, die Unternehmerin Angela Papen­burg wird in der Folge Unter­stützerin und Part­ner­in des Projekts. 

Wie wurde das Projekt finanziert?

Brandt­sädter und Trieb­sch find­en fünf Maler und drei Plas­tik­er, die die Kunst­werke für die Kun­st­ga­lerie an der Hall­markt-Spitze anfer­ti­gen sollen. Die Sponsor:innensuche startet bere­its 2018, jedoch zunächst mit zöger­lichem Erfolg. Der Durch­bruch für die Kun­st­ga­lerie ist dann auch dem Stadt­mar­ket­ing-Büro zu ver­danken. Im Laufe der Suche nach Unter­stützern kon­tak­tiert Brand­städter Mark Lange vom Stadt­mar­ket­ing. Er und seine Kolleg:innen sind von der Idee ein­er öffentlichen Kun­st­ga­lerie begeis­tert und sich­ern sogle­ich die Unter­stützung zu. „Ein beson­deres Lob muss hier auch Frau Cath­leen Schein­er vom Stadt­mar­ket­ing aus­ge­sprochen wer­den. Die unbürokratis­che Förderung zeit­genös­sis­ch­er Kün­stler in Halle stellte den Durch­bruch unseres Pro­jek­ts dar“, schwärmt Trieb­sch von der Zusam­me­nar­beit mit der Stadt. Anfang des Jahres 2020 sind endlich alle Sponsor:innen gefun­den und die Finanzierung des Kun­st­pro­jek­ts ste­ht. Genossen­schaften wie die WG Frei­heit e.G. und die BWG-Halle e.G. erwer­ben die Kunst­werke und stellen sie der Kun­st­ga­lerie für 10 Jahre zur Verfügung.

Was bekomme ich nun zu sehen?
Nico­lai Ret­ten­maier vor dem Bild “Flu­gob­jek­te” von Gün­ter Giseke

Auch die im Früh­jahr 2020 sich aus­bre­i­t­ende Pan­demie bringt die Pläne nicht zum Scheit­ern. Sponsor:innen und Kün­stler arbeit­en engagiert an der Umset­zung und eröff­nen am 9. Novem­ber 2020 die Kun­st­ga­lerie am Hall­markt. Mit dabei sind Werke von Moritz Götze, Gün­ter Giseke, Hans-Joachim Trieb­sch, Bernd Baum­gart, Stef­fen Ahrens und eini­gen mehr.

Beispiel­sweise Trieb­sch beschränkt sich in seinem Motiv keineswegs nur auf Hal­lenser Per­sön­lichkeit­en. Er ver­sam­melt eine illus­tre Gruppe auf der Lein­wand, die unter­schiedlich­er in ihrer Indi­vid­u­al­ität nicht sein kön­nte. Seine klare Botschaft: „Halle ist nicht nur eine Ansamm­lung weniger Per­sön­lichkeit­en, Halle ist bunt und vielfältig“ Auch mit Ereignis­sen der näheren Ver­gan­gen­heit befasst er sich und so find­et man auch einen Hin­weis auf das Atten­tat von Halle im Okto­ber 2019 auf dem Bild wieder.

Vier Gemälde und eine Skulp­tur zieren die son­st so kar­gen Fas­saden und Wege rund um den Rewe-Kom­plex. Ein Bild, sowie zwei weit­ere Skulp­turen sollen noch dazu kommen. 

Die Kun­stausstel­lung ist auf 10 Jahre ange­set­zt, „meinetwe­gen kann das aber gerne noch erweit­ert und ver­längert wer­den. Das Are­al um die Hän­del­halle hat noch viel Platz“ befind­et Trieb­sch, der aber weiß, wie aufwendig die Spon­soren­suche für so ein Pro­jekt sein kann. „Das war schon sehr viel Arbeit, da die Bere­itschaft in Kun­st zu investieren noch recht dürftig in unser­er Gesellschaft ist.“

Das Stadt­mar­ket­ing hat die Kunst­werke mit QR-Codes verse­hen und bewirbt die Galerie auch auf der Inter­net­seite und in den neuen Fly­ern des Stadt­mar­ket­ings. Bei Inter­esse lohnt sich ein Blick in die Schaufen­ster des Hall­markt-Rewe. Geht man an einem Son­ntag hin, hat man alle Zeit und Ruhe um sich auf die Malereien und Skulp­turen einzu­lassen. Die QR-Codes offen­baren Hin­ter­gründe zu den Kün­stlern und dem Entste­hung­sprozess der Kunst­werke. Man erhält so auch einen son­st so sel­te­nen Ein­blick in die Ate­liers der Kunstschaffenden. 

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