Die Burg ist weg.“ Oder doch nicht? Wie die Jahre­sausstel­lung der Kun­sthochschule Burg trotz Coro­na stat­tfind­en kann. 

Im Pressege­spräch mit dem Rek­tor Prof. Dieter Hof­mann und der Press­esprecherin Silke Janßen der Kun­sthochschule Burg Giebichen­stein sowie ver­schiede­nen Studieren­den, die an der Jahre­sausstel­lung beteiligt sind, fällt der Satz: „Die Burg ist weg.“ Uni­ver­sitätsver­anstal­tun­gen find­en genau­so wie an der MLU zum großen Teil online statt. Die Jahre­sausstel­lung kann nicht in den Räu­men des Kun­st- und Design­cam­pus stat­tfind­en. Die Burg als real­er Raum ver­schwindet ein Stück weit.

Nor­maler­weise öffnet die Burg Giebichen­stein ein­mal im Jahr ihre Türen für ein Woch­enende. Außen­ste­hende kön­nen durch die Sem­i­nar­räume spazieren und sich mit den Studieren­den über ihre Arbeit­en des let­zten Jahres aus­tauschen und diese zum Teil auch erwer­ben. Nor­maler­weise ist es dann über­füllt, es wird sich dicht an anderen Besuch­ern vor­bei gedrängt, es gibt unter anderem Piz­za und Bier. Das alles ist im Jahr 2020 nicht möglich – oder eben ganz anders.

Auf ein­er hier­für ein­gerichteten Web­site spielt sich wohl der größte Teil der Jahre­sausstel­lung ab. Hier kön­nen Besucher:innen die gesam­melten Kunst­werke des let­zten Jahres ent­deck­en. Das geschieht mit Hil­fe ein­er Fil­ter­funk­tion, die auf Schlag­wörter wie „Bild, Raum, Objekt, Glas“, aber eben auch „abge­fahren“ und „sexy“ reagiert.

Es geht aber nicht nur um das Betra­cht­en der Kunst­werke durch die Studieren­den und Per­so­n­en, die nicht zur Burg­welt gehören. Genau­so wichtig ist auch der Aus­tausch unter den Studieren­den und mit der Außen­welt über die geschaf­fe­nen Werke und das Erlebte des let­zten Jahres. Dieser kann im dig­i­tal­en Raum nur begren­zt stattfinden.

24h-Radio und Installationen 

Zur Eröff­nung der Ausstel­lung lief vom 17. bis 19. Juli der “Burg­funk” das gesamte Woch­enede über, damit die Studieren­den doch irgend­wie gemein­sam das Semes­terende feiern kon­nten. Hier wur­den selb­st geschriebene Musik, DJ-Sets und Fea­tures der Dozieren­den und Studieren­den miteinan­der gemis­cht, ein Insta­gram-Kanal wurde geschaf­fen, es wur­den sich passende Telegram­stick­er aus­gedacht. Zusät­zlich fand am Woch­enende die Instal­la­tion “Inter­ven­tion” am Back­steinge­bäude des Her­mes Are­al statt, wo über 500 Bilder und Videos gezeigt wur­den. Die Kun­st rück­te dabei eher in den Hin­ter­grund, stattdessen wurde das Semes­terende auf dem Park­platz gegenüber mit genug Sicher­heitsab­stand gefeiert. Jede Jahre­sausstel­lung braucht eben doch diesen Aus­tausch und das gemein­same Ausklin­gen­lassen der Studierenden.

Für alle, die nicht direkt Teil des Burgnet­zw­erkes sind, sich aber auch für Kun­st inter­essieren, gibt es in den näch­sten Wochen über die Stadt verteilt ver­schiedene Ausstel­lun­gen. In der Burg Galerie am Volkspark, der Kun­st­s­tiftung des Lan­des Sach­sen-Anhalt (am Neuw­erk) und dem Lit­er­aturhaus Halle. In der Bern­burg­er Straße stellen die Absolvent:innen der Diplom­stu­di­engänge Kun­st­päd­a­gogik, Malerei/Grafik und Plas­tik ihre Arbeit­en aus, die unter anderem aus Fotografien, Malereien und Instal­la­tio­nen beste­hen. Die Ausstel­lung „Close to the Bone“ läuft noch bis zum 2. August.

Die Plakat­säulen unter­halb der Brücke am Franck­e­platz wer­den bis zum 29. Juli Arbeit­en der Bild­hauerei- und Met­all­studieren­den tra­gen. “2020: Sil­ver Surfer. So fast and so furi­ous” heißt diese Ausstel­lung und beschäftigt sich mit dem Franck­e­platz als Ort des Vor­beistreifens und dem Ver­such, nach dem Coro­na-Shut­down zurück in das öffentliche Leben zu finden.

Real­ität und Kun­st ver­schwinden
in der Ausstel­lung “Spanne”
der Malereiklasse
Malerei im alten Xenos 

Im ehe­ma­li­gen Kaufhaus “Xenos” in der großen Ulrich­straße find­et die Ausstel­lung „Spanne“ der Malereis­tudieren­den in zwei Teilen, ein­mal vom 17. Juli bis 2. August und dann wieder vom 7. bis 23. August, statt. Ziel ist es, dass Passant:innen von der Straße aus in den großen Fen­stern die Werke betra­cht­en kön­nen, ohne einan­der dabei zu nahe zu kom­men. Ein­fach innehal­ten und einen Moment die Kun­st genießen, dann wieder weit­er ins Café, zur Bib­lio­thek oder doch nach Hause.

Im gläser­nen Gang des Mul­ti­me­di­azen­trums am Neuw­erk kön­nen Besucher:innen Teil der Ausstel­lung wer­den, ohne sie tat­säch­lich zu betreten. Mith­il­fe eines dig­i­tal­en Avatars kön­nen Arbeit­en aus dem Mul­ti­me­dia und Vir­tu­al Real­i­ty Design bestaunt werden.

Die Burg ist also doch nicht ver­schwun­den. Sie hat sich nur über das Inter­net und die Stadt verteilt und bietet genug Sicher­heitsab­stand. Statt eines Woch­enen­des gibt es einen Monat lang ver­schiedene Jahresausstellungen. 

Das ist min­destens genau­so gut, vielle­icht sog­ar bess­er. Immer­hin hat man so ein biss­chen mehr von der Kunst. 

0 0 vote
Arti­cle Rating
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments