Mit viel Lärm macht­en um die 400 Pflegekräfte des UKH am 4. Novem­ber auf ihre Forderun­gen an die Klinikleitung aufmerk­sam. Der Höhep­unkt der Demon­stra­tion war die Kundge­bung vor dem Klinikgebäude.

Am 4. Novem­ber hat Ver­di die Beschäftigten des Uni­ver­sität­sklinikums in Halle (UKH) zu einem Warn­streik aufgerufen. Gegen 12:45 Uhr ver­sam­melten sich laut Ver­di zwis­chen 300 und 400 Demon­stran­tinnen und Demon­stran­ten vor dem Uni­ver­sität­sklinikum. Mit ihrer Kundge­bung woll­ten sie den Druck auf die Klinikleitung erhöhen, mit der Wolf­gang Pieper (Ver­hand­lungs­führer von Ver­di) am 6. Novem­ber bere­its in die siebte Ver­hand­lungsrunde geht.

Den Vorschlag des UKH vom 24. Okto­ber 2019, die Löhne ab 2022 zu 100 Prozent an den Tar­ifver­trag der Län­der (TV‑L) anzu­gle­ichen, lehnen die Demon­stri­eren­den entsch­ieden ab. Im Chor richteten sie sich direkt an die Pflegedi­rek­torin Chris­tiane Beck­er: „Eine Nachricht an Frau Beck­er: TV‑L und kein Gek­leck­er!“ Damit kri­tisierten sie den Vier-Stufen-Plan des UKH, der eine schrit­tweise Angle­ichung vor­sieht und die Beschäftigten für weit­ere Jahre benachteiligt. So haben diese im Ver­gle­ich zum Uniklinikum in Magde­burg bere­its einen Loh­nun­ter­schied von 8 Prozent, da dort die Löhne bere­its an den TV‑L angeglichen wur­den. Wolf­gang Pieper berichtete, dass Ver­di ver­sucht habe, dem Arbeit­ge­ber Wege aufzuzeigen, wie bere­its 2021 100 Prozent des TV‑L erre­icht wer­den kön­nen. Er sei sich­er, dass jedes Ange­bot wirtschaftlich trag­bar ist. „Wir wollen 2020 98 Prozent vom TV‑L und 2021 100 Prozent!“, sagte Pieper entschieden.

Den Pflegekräften ging es vor allem darum, ein Zeichen der Wertschätzung für ihre Arbeit zu erhal­ten. Kathrin verdeut­lichte, was sie und ihre Kol­legin­nen und Kol­le­gen jeden Tag leis­ten: „Ich sage euch, wir sind für Patien­ten ver­ant­wortlich, wir machen den Job gerne, und wir kom­men jeden Tag her, ob das zu Wei­h­nacht­en ist, wenn unsere Fam­i­lie zu Hause sitzt, oder ob es zu Sil­vester ist, an der unsere Fam­i­lie auch zu Hause sitzt und wir uns um die kranken Patien­ten küm­mern, weil es uns wichtig ist, weil wir diesen Job lieben, und das schon seit Jahren.“

Aber auch die Angst vor der Alter­sar­mut bewegte die Pflegekräfte zum Demon­stri­eren. Ker­stin arbeit­et seit 41 Jahren im Kranken­haus und möchte in zehn Jahren in Rente gehen. Sie sorgt sich, dass ihr Lohn nicht aus­re­icht, um sie im Alter angemessen zu ver­sor­gen. „Deswe­gen TV‑L, denn mehr Lohn bedeutet mehr Renten­punk­te. Wir alle küm­mern uns um kranke und auch alte Men­schen und soll­ten auch im Alter abgesichert sein.“

Die Ver­di-Ort­sju­gend war eben­falls vor Ort, um sich mit den Streik­enden zu sol­i­darisieren. Sie sieht die Bemühun­gen der Demon­stran­ten auch als ein wichtiges Sig­nal an junge Men­schen, die sich in beru­flichen Entschei­dung­sprozessen befind­en und möglicher­weise eine Aus­bil­dung am UKH machen wollen. „Pflege muss wieder attrak­tiv­er wer­den. Eine bessere Bezahlung, ist dabei der erste Schritt.“ So kön­nten die Anforderun­gen des Jobs, in Kom­bi­na­tion mit der dün­nen Per­son­aldecke, die Pflegekräfte fast täglich an die per­sön­lichen Gren­zen brin­gen. „Eine angemessene Bezahlung, wie sie auch in anderen Kranken­häusern bere­its gezahlt wird, würdigt eure gute Arbeit, sie bindet alle Beschäftigten langfristig an das Haus und weit­ere Arbeit­skräfte kön­nen aus­ge­bildet oder in den Beruf zurück­ge­holt wer­den. Was alle von euch ent­las­ten würde.“

Auch der Land­tagsab­ge­ord­nete Hen­drik Lange (die Linke) war gekom­men, um seine Unter­stützung auszu­drück­en. „Seit der Tren­nung von Klinikum und Fakultät gel­ten unter­schiedliche Tar­ifverträge. Es gibt einen Haus­tar­ifver­trag.“ Dadurch sei die Uniklinik lange Zeit nicht so stark in die roten Zahlen gerutscht und das Land habe finanziell weniger aus­gle­ichen müssen. Das empfind­et Lange als ungerecht: „Für gute Arbeit muss auch gutes Geld gezahlt wer­den. Das ist gerecht.“ So forderte er ein Ende der Ökonomisierung der Gesund­heit­sleis­tun­gen und der Daseinsvor­sorge. „Gesund­heit ist keine Ware.“

Seit dem 10. Juli 2019 ste­he Ver­di in Ver­hand­lung mit dem UKH und habe eine Lohn­er­höhung von 5 Prozent erzielt, „die hof­fentlich im Dezem­ber aus­gezahlt wird“, so Pieper. Den­noch hät­ten die Pflegekräfte einen Lohn­ver­lust zwis­chen zehn- und zwanzig­tausend Euro pro Jahr. Es gehe also darum, diese Ver­luste zu ver­ringern und nicht weit­er hinzunehmen.

Allen Red­ner­in­nen und Red­nern war es wichtig, zu beto­nen, dass es bei den Ver­hand­lun­gen und der Demon­stra­tion nicht nur um die Pflegekräfte gehe, son­dern auch um alle anderen Beschäftigten des UKH, wie den Lab­o­ran­tinnen und Lab­o­ran­ten oder den Mitar­bei­t­erin­nen und Mitar­beit­er im Con­trol­ling. „Wir müssen für alle Beschäftigten TV‑L durch­set­zen. Kranken­hausar­beit ist Tea­mar­beit“, erk­lärte Pieper.

Sollte es auch in der Ver­hand­lung am 6. Novem­ber kein zufrieden­stel­len­des Ange­bot geben, war er sich­er, dass alle Anwe­senden auch weit­er­hin engagiert weit­er­ma­chen. „Und ich bin mir sich­er, wir wer­den am Ende gewin­nen.“ Mit diesen Worten endete die Kundge­bung am 4. Novem­ber und sendete damit ein klares Zeichen an das UKH.

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