Habt Ihr gewusst, dass man an der MLU einen Irischsprachkurs bele­gen kann? In die­sem Gastbeitrag berich­tet Jill, die die vol­len sechs Semester Irischsprachkurs absol­viert hat, von ihrer span­nen­den Abschlussexkursion auf die iri­sche Insel Inis Meáin im Juli 2019. Nicht zuletzt dafür hat sich die Teilnahme am Sprachkurs für sie gelohnt.

Tá fáil­te rom­hat! Das heißt »Du bist will­kom­men!« auf Irisch. Wir, die wir in sechs Semestern den Irischkurs von Dr. Britta Schulze-Thulin an der MLU absol­viert haben, kön­nen mitt­ler­wei­le noch eini­ges mehr in jener inter­es­sant klin­gen­den Sprache for­mu­lie­ren, wel­che die Amtssprache Irlands und seit 2007 eine der 24 Sprachen der EU ist, und doch zu den »klei­nen« und bedroh­ten Sprachen Europas gehört. Irisch (Gaeilge) ist wie unter ande­rem Schottisch-Gälisch und Walisisch eine kel­ti­sche Sprache. Und gar nicht so leicht zu ler­nen, wie wir schon zu Beginn des Kurses im Wintersemester 2016/17 fest­stell­ten. Nicht nur Schreibung und Aussprache stel­len eine Herausforderung dar. Auch die Grammatik, in der Präpositionen dekli­niert wer­den und es so genann­te Mutationen gibt, ist nicht ganz ohne.

Von den etwa 30 TeilnehmerInnen, die 2016 im Kurs saßen, gaben die meis­ten lei­der rasch auf. Bis zum 6. Semester und damit zur Abschlussexkursion haben nur wir sechs – aus den unter­schied­lichs­ten Studiengängen stam­mend, teils Gasthörerinnen – durch­ge­hal­ten. Es ging uns dabei nicht um die Anrechnung von Leistungen, denn zumin­dest für unse­re Studiengänge bringt Irisch kei­ne Punkte ein. Doch wer sowohl an Irisch als auch an Leistungspunkten inter­es­siert ist, kann beru­higt sein: Für eini­ge Bachelorstudiengänge besteht durch­aus die Möglichkeit, sich Irisch als ASQ anrech­nen zu las­sen. Auch wer im Master bei­spiels­wei­se Berufsorientierte Linguistik im inter­kul­tu­rel­len Kontext (BLIK) stu­diert, kann mit einem Semester Irisch »punk­ten«. Wir jeden­falls beleg­ten den Kurs wirk­lich aus Leidenschaft. Weil wir die Sprache und auch das Land – man­che von uns waren schon vor­her da – wun­der­schön fin­den. Eine Kommilitonin woll­te bei­spiels­wei­se immer schon die iri­schen Texte ihrer Lieblingsband »Celtic Woman« ver­ste­hen kön­nen. Ein Kommilitone gibt an, dass ihn auch der iri­sche Sagen- und Liederschatz fas­zi­niert. Ich per­sön­lich habe von der Grundschule an Niedersorbisch gelernt und seit­her ein all­ge­mei­nes Interesse an Minderheitensprachen, schät­ze mich selbst auch als »sprach­ver­rückt« ein.

Auf jeden Fall gilt: Wer mit Leidenschaft dabei ist und sich die Freude an die­ser wirk­lich schö­nen Sprache nicht von der »Anstrengung des Lernens« neh­men lässt, der wird am Ende mit einer Irland-Exkursion belohnt: »Nur die Harten kom­men nach Irland«, haben wir uns gesagt. Und wir haben es geschafft! Ein herz­li­ches Dankeschön – go raibh míle maith agat! – an die­ser Stelle an unse­re Dozentin, die uns auf die­se Herausforderung so gut vor­be­rei­tet hat, die stets ver­ständ­nis­voll und gedul­dig mit uns Studierenden war und uns viel von ihrer eige­nen Begeisterung für die iri­sche Sprache wei­ter­ge­ge­ben hat. Natürlich schick­ten wir ihr auch eine Postkarte von unse­rem Exkursionsort.

Die Sprachwissenschaftlerin Dr. Britta Schulze-Thulin bie­tet neben ihrem Irischkurs an der MLU auch einen Walisisch­kurs an der Volkshochschule in Halle an. Sie ist außer­dem frei­be­ruf­li­che Schriftstellerin, vor allem für Reise‑, Wander- und Sprachführer. Das Lehrbuch »Irisch für Anfänger«, das sie in ihrem Irischkurs ver­wen­det, hat sie selbst zusam­men mit einer iri­schen Co-Autorin verfasst.

Ab auf die Insel! Mit Hindernissen …

Unsere ein­wö­chi­ge Studienreise nach Irland (Éire) haben wir mit einem Sprachkurs ver­bun­den und selbst orga­ni­siert. Finanzielle Unterstützung beka­men wir dafür vom iri­schen Department of Culture, Heritage and the Gaeltacht, das im Übrigen auch den Irischsprachkurs an der MLU finan­zi­ell geför­dert hat. 

Wir hat­ten uns für eine Sprachschule auf Inis Oírr, der kleins­ten der Aran Islands, ent­schie­den. Hier ist näm­lich eine Gaeltacht, also eine der­je­ni­gen Regionen Irlands, in der Irisch und nicht Englisch die im Alltag domi­nan­te Sprache ist. Solche Regionen sind lei­der eher rar gestreut: Von den rund 4 762 000 Einwohnern Irlands leben nur etwa 86 000 in einer Gaeltacht.

Eine Woche vor unse­rem Aufbruch nach Irland, den wir vol­ler Vorfreude erwar­te­ten, erhiel­ten wir die erschre­cken­de Nachricht, dass die Sprachschule auf Inis Oírr die­ses Jahr aus­fällt. Was nun?! Glücklicherweise fand im sel­ben Zeitraum eine Sprachschule auf der Nachbar­insel Inis Meáin statt, für die wir uns in letz­ter Minute noch anmel­den konn­ten. Allerdings hat­ten wir bereits für ein Hostel auf Inis Oírr eine Anzahlung geleis­tet. Jeden Tag mit der Fähre zu pen­deln wäre nicht nur teu­er, es wäre auch wegen der ungüns­ti­gen Fährzeiten und der Gefahr, bei schlech­tem Wetter kei­ne Überfahrt zu bekom­men, ziem­lich unvor­teil­haft. Doch da kam noch mal eine gro­ße Portion Irish Luck auf uns zu, indem Ciarán Ó Ceallaigh, der Leiter der Sprachschule auf Inis Meáin, uns zu einem Häuschen ver­half, das wir auf Inis Meáin für die Woche güns­tig mie­ten konn­ten. Go hion­tach! Großartig! Und die Leiterin des Hostels auf Inis Oírr war tat­säch­lich so nett, uns das bereits bezahl­te Geld zurück­zu­er­stat­ten. Nun stand unse­rem Irland-Abenteuer nichts mehr im Wege.

Unsere Reise ging von Halle über die Stationen Berlin, Dublin, Galway und Rossaveel mit Bahn, Flieger, Bus und zuletzt mit einer Fähre nach Inis Meáin. Ein Kleinbus brach­te uns zu unse­rem Miethäuschen. Endlich waren wir angekommen!

Vom Zauber der Aran Islands

Inis Mór, Inis Meáin und Inis Oírr – das sind die drei vor der Westküste Irlands in der Galway Bay gele­ge­nen Aran Islands (Oileáin Árann). Sie alle sind wei­test­ge­hend baum­los und wer­den geprägt von zahl­rei­chen Steinmauern. Diese umge­ben Gärten, Weiden und Äcker, die in mühe­vol­ler Arbeit auf den frü­her kah­len Kalksteininseln ange­legt wur­den, indem man ange­schwemm­ten Seetang und Sand auf dem Felsengrund ver­teil­te. Durch die Mauern soll­te ver­hin­dert wer­den, dass die gewon­ne­ne Bodenschicht vom nächs­ten Regen oder Sturm fort­ge­schwemmt oder fort­ge­weht wur­de. Heute haben etwa 1200 Menschen – mehr­heit­lich Irisch spre­chend – ihren fes­ten Wohnsitz auf den Aran Islands. Daneben gibt es eini­ge, die auf dem Festland arbei­ten und vor allem die Sommermonate auf den Inseln verbringen.

Lange Zeit stell­te Fischfang die Haupteinnahmequelle der Bewohner dar. Nachdem die­ser Mitte der 1990er Jahre fast voll­stän­dig auf­ge­ge­ben wur­de, bil­den nun Landwirtschaft und Tourismus die wich­tigs­ten Einnahmequellen. So auch auf Inis Meáin, der etwa 912 Hektar gro­ßen mitt­le­ren Aran-Insel, auf die uns unse­re Exkursion führ­te. Sie hat nur knapp 160 Einwohner, mehr Kühe als Menschen bekommt man hier zu Gesicht, und es fah­ren nur weni­ge Autos. Eine Krankenschwester gibt es und hin und wie­der schaut ein Polizist nach dem Rechten, der hier aber nicht wirk­lich was zu tun hat. Uns wur­de ver­si­chert, es gebe kei­ne Kriminalität auf der Insel, wes­halb es üblich sei, dass jeder sei­ne Haustür unver­schlos­sen lasse.

Man ist hier zwar an einem rela­tiv iso­lier­ten Außenposten Europas, kann dafür aber mal so rich­tig durch­at­men an die­sem ruhi­gen, fried­li­chen Ort, dem unzäh­li­ge mör­tel­los zusam­men­ge­füg­te Steinmauern, satt­grü­nes Gras, hüb­sche Kühe, der umge­ben­de Ozean und ein wun­der­ba­res Spiel von Licht und Schatten ein male­ri­sches Antlitz ver­lei­hen. Wir waren uns einig, dass es uns hier an einen idea­len Ort für den Besuch einer Irisch-Sprachschule ver­schla­gen hat­te. Mit der Sprachschule selbst (Coláiste Gaeilge Inis Méain) waren wir zufrie­den, auch wenn wir den Wechsel von drei Lehrern mit jeweils unter­schied­li­chem Stil etwas unvor­teil­haft fan­den. Der Fokus lag auf dem Sprechen, das for­der­te uns sehr. Es ist natür­lich das A und O, dass man eine Sprache, die man lernt, auch wirk­lich spre­chen kann. Dies ver­such­ten wir auch außer­halb der Sprachschule, denn immer­hin waren wir in der Gaeltacht. Ob mit dem Verkäufer im Laden, mit einer Künstlerin, die uns hand­ge­fer­tig­te Souvenirs ver­kauf­te, mit der Barkeeperin im ein­zi­gen Pub, die uns ech­tes Guinness (kein blo­ßes Konzen­trat, wie man es als Export erhält) ein­schenk­te, oder auch mit unse­rer Vermieterin – ein paar Sätze konn­ten wir durch­aus auf Irisch her­vor­brin­gen. Vor allem unser Hörverstehen ver­bes­ser­te sich im Laufe die­ser Woche merklich.

Neben inten­si­ver Sprachpraxis hat­ten wir auch genug Gelegenheiten, die Insel auf eige­ne Faust zu erkun­den. Uns zog es unter ande­rem zu den restau­rier­ten prä­his­to­ri­schen Steinforts – Dún Chonchúir und Dún Fearbhaí –, zum traum­haft schö­nen Sandstrand Ceann Gainimh (»Sandkopf«) sowie zu den Klippen auf der Südseite der Insel, die uns wirk­lich den Atem raubten.

Und was für ein Glück wir mit dem Wetter hat­ten: Jeden Tag Sonnenschein. Bis auf den reg­ne­ri­schen Samstag, an dem wir einen Ausflug nach Inis Oírr – das ist die Insel, auf der wir nach ursprüng­li­chem Plan unse­ren Aufenthalt gehabt hät­ten – unter­nah­men. Landschaftlich ist es dort ganz ähn­lich wie auf Inis Meáin. Allerdings machen die Touristenscharen Inis Oírr doch zu einer ganz ande­ren Welt. Wir konn­ten hier zwar inter­es­san­te Sehenswürdigkeiten wie die Ruine von O’Brien’s Castle und das Wrack der 1960 auf­ge­lau­fe­nen Plassey bewun­dern, doch es stand für uns außer Frage, dass es uns auf die schö­ne­re Insel ver­schla­gen hat. Es war wirk­lich gut, wie alles gekom­men ist.

Aber alles Gute geht auch ein­mal zu Ende – sowohl die Woche in Irland als auch unser Irischkurs an der MLU. Wir wol­len auf jeden Fall am Lernen des Irischen dran blei­ben, es nicht bei einem »Sláinte!« im hie­si­gen Irish Pub belas­sen, son­dern zum Beispiel iri­sche Sendungen via Internet schau­en, iri­sche Texte lesen, mit­ein­an­der in Kontakt blei­ben und ein wenig Sprachpraxis unter­ein­an­der pfle­gen. Und natür­lich wür­den wir über­aus ger­ne irgend­wann erneut als Sprachtouristen nach Irland in eine Gaeltacht reisen!

  • Der nächs­te Irischkurs von Britta Schulze-Thulin star­tet im Wintersemester 2020/21. Anmelden kann man sich für »Irisch I« ganz nor­mal über Stud.IP. Übrigens ist der Kurs dies­mal nur auf 4 Semester aus­ge­legt. Wer also noch im 4. Semester mit dabei ist, kann mit zur Abschlussexkursion nach Irland!
    https://www.anglistik.uni-halle.de/fachgebiete/sprachwissenschaft/irischkurs/
  • Jill-Francis Käthlitz hat an der MLU ein Zwei-Fach-Masterstudium in den Fächern Interdisziplinäre Polenstudien und Komparatistik (Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft) absol­viert. Seit September 2019 arbei­tet sie in Cottbus als Redakteurin für die nie­der­sor­bi­sche Wochenzeitung »Nowy Casnik«. 
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