Seit meh­re­ren Wochen steht die Zukunft des frei­en Trainings im MLU-Fitnessstudio Lührmann auf der Kippe. Doch wie konn­te es zu die­ser Lage kom­men und wie sieht der aktu­el­le Stand aus?

Am 19.08. fan­den die Nutzer des StudiFIT Lührmanns meh­re­re anony­me Protestschreiben vor, wel­che in dra­ma­ti­scher Art und Weise von der Schließung des Fitnessstudios in sei­ner jet­zi­gen Form spra­chen und zum Protest auf­for­der­ten. Im Schreiben wur­de behaup­tet, dass das freie Training im Lührmann in aller Stille zu einem Kurssystem umge­wan­delt wer­den soll. Ein Beschluss, der angeb­lich schon seit Monaten fest­steht. Dies wür­de bedeu­ten, dass rund 1.800 Nutzer ihren Trainingsort verlieren.

Eines der Protestschreiben

Diese Aushänge wur­den zunächst von den anwe­sen­den Übungsleitern ent­fernt, da ihnen zu solch einem Sachverhalt kei­ne Informationen vor­la­gen und sie somit dem Entstehen von Gerüchten ent­ge­gen­wir­ken woll­ten. Im Nachhinein ist jedoch erkenn­bar, dass es für solch ein Vorhaben letzt­lich meh­re­re Indizien gab, wie uns eini­ge Trainer berichteten. 

Laut der Übungsleiter wur­de im März die­ses Jahres der lei­ten­de Trainer des StudiFITs auf die Tatsache ange­spro­chen, dass die Verträge der Nutzer des Lührmanns erst­ma­lig schon am 30.09. enden. In den letz­ten Semestern lie­fen die­se stets erst am 15.10. ab, was im Fitnessraum Von-Seckendorff-Platz (VSP) dage­gen auch nach wie vor noch der Fall war. Dies soll jedoch von der StudiFIT-Leitung ledig­lich als eine orga­ni­sa­to­ri­sche Notwendigkeit abge­tan wor­den sein, über wel­che man sich kei­ne wei­te­ren Gedanken machen müs­se. Weiterhin hat man am 05.08. Kardiogeräte aus dem Lührmann mit älte­ren Modellen des VSPs aus­ge­tauscht. Über die Gründe die­ses Verfahrens konn­ten die Übungsleiter die Trainierenden nicht auf­klä­ren, da man sie dies­be­züg­lich selbst nicht infor­miert haben soll. 

Wie uns die Übungsleiter berich­te­ten, haben sie am 20.08. den lei­ten­den Trainer schließ­lich mit dem Protestschreiben kon­fron­tiert und man erkun­dig­te sich bei ihm, ob etwas in der Richtung bekannt wäre. Dieser soll jedoch behaup­tet haben, nichts über die­se Problematik zu wis­sen. In den nächs­ten Tagen wur­de eine über­ar­bei­te­te Version des Schreibens im Lührmann aus­ge­hängt, wel­ches dies­mal nicht von den Übungsleitern ent­fernt wur­de, da kei­ne wei­te­ren Anweisungen im Umgang mit den Aushängen erfolgt wären. Aufgrund des­sen ver­brei­te­ten sich ver­mehrt Gerüchte, was sicher­lich auch auf den Umstand zurück­zu­füh­ren ist, dass der Leiter des Universitätssportzentrums (USZ) Detlef Braunroth sich lan­ge Zeit nicht offi­zi­ell äußer­te. In der spä­ter fol­gen­den Stura-Sitzung behaup­te­te die­ser, dass er den Gerüchten kei­ne Achtung schenk­te, da sie sich auf einem „unsach­li­chen” Level befän­den. Eine Reaktion sei­ner­seits war aber schließ­lich unab­wend­bar, da der Unmut unter den Trainierenden und Übungsleitern immer wei­ter wuchs. 

Am 29.08. wur­de eine Rundmail an die Nutzer des Fitnessstudios ver­schickt, wel­che die Umwandlung des frei­en Trainings in ein Kurssystem mit gesund­heits­för­dern­den Inhalten ver­kün­de­te. Die in der Mail ange­ge­be­ne Begründung: Der Verwaltungsaufwand sei mitt­ler­wei­le für das USZ zu groß und das jet­zi­ge Personal wür­de dafür nicht mehr aus­rei­chen. Im Zuge des­sen wur­de zwei Tage spä­ter eine Petition von Trainierenden des Fitnessstudios erstellt, wel­che von einer Einstellung des frei­en Trainings im Lührmann berichtete.

Logo der Petition
Kanzler und USZ-Führung in der Kritik

Offenbar folg­ten eini­ge Studierende der Aufforderung aus den Protestschreiben und kon­tak­tier­ten ihre Studierendenvertretung. Zumindest orga­ni­sier­te der Stura als Reaktion auf die Proteste am 09.09. im Rahmen sei­ner Sitzung eine offe­ne Diskussionsrunde und lud dazu auch Vertreter des USZ und der Uni ein. Neben einem unter­be­setz­ten Stura waren unter ande­rem USZ-Leiter Detlef Braunroth, MLU-Kanzler Markus Leber, Oberbürgermeisterkandidat Hendrik Lange, Vorsitzender des Personalrats Bertolt Marquardt und eine gro­ße Menge an Studierenden, stu­den­ti­schen Hilfskräften, Alumni und Mitarbeitern des USZ anwe­send, die sich für den Erhalt des Fitnessstudios ein­setz­ten. Hauptsächlich wur­de auf der Sitzung über die Gründe für eine Umstrukturierung des StudiFIT Lührmann und mög­li­che Lösungen und Alternativen dis­ku­tiert. Leber und Braunroth wur­den auf­grund ihrer intrans­pa­ren­ten Arbeitsweise von den anwe­sen­den Trainierenden und Übungsleitern teils mas­siv kritisiert.

Reichlich Kritik ern­te­te außer­dem die Stura-Referentin für Sport und Gesundheit. Diese ver­tei­dig­te Braunroth hin­sicht­lich der man­geln­den Kommunikation. In ihrer Rede mach­te es den Anschein, dass sie bereits seit län­ge­rer Zeit von der Situation des Lührmanns wuss­te und davon auch in den Sitzungsprotokollen berich­tet wur­de. Sie mein­te, die Studierenden und Übungsleiter hät­ten sich dem­nach schon längst dar­über infor­mie­ren kön­nen, wenn das Interesse vor­han­den gewe­sen wäre. In den Tischvorlagen und Protokollen lässt sich jedoch nichts zu die­ser Thematik fin­den. Viele der Anwesenden fühl­ten sich durch ihren Beitrag ange­grif­fen und waren der Ansicht, sie wür­de die gesam­te Protestaktion diskreditieren.

Auf unse­re nach­träg­li­che Anfrage äußer­te sie bezüg­lich der Vorwürfe, dass es auf kom­mu­ni­ka­ti­ver Ebene einen Totalausfall gege­ben habe. Sie hät­te nur von all­ge­mei­nen Problemen, was die Handhabung des StudiFITs und der Finanzen ange­he, gewusst. Ansonsten hät­te sie zur Stura-Sitzung den­sel­ben Wissensstand wie die Übungsleiter gehabt. All dies sei schein­bar falsch auf­ge­fasst wor­den und sie ent­schul­di­ge sich für die ent­stan­de­nen Missverständnisse. Des Weiteren ver­si­cher­te sie, voll­stän­dig hin­ter dem Erhalt des Fitnessstudios zu stehen.

Foto: Jonas Leonhardt

Als Gründe für die poten­ti­el­le Einstellung des frei­en Trainings gaben Leber und Braunroth in der Sitzung pri­mär den hohe Arbeitsaufwand im Hinblick auf Neuanmeldungen, Ersteinweisungen und das Management der Trainer an. Auch hohe Nachzahlungen hin­sicht­lich der Rentenversicherungen wur­den als signi­fi­kan­ter Faktor genannt. Außerdem wur­de den Übungsleitern vor­ge­wor­fen, Trainierende kos­ten­frei ein­ge­schleust zu haben, wodurch man das Fitnessstudio um essen­ti­el­le Mitgliedsbeiträge gebracht habe. Dieser Vorwurf konn­te jedoch nicht durch kon­kre­te Zahlen gestützt werden.

Ob dies nun wirk­lich die aus­schlag­ge­ben­den Gründe sind, schie­nen auch nach der Veranstaltung noch eini­ge der Anwesenden zu bezwei­feln. Bei vie­len herrsch­te das Gefühl, dass es dem USZ ledig­lich an Willen feh­le, das Fitnessstudio zu erhal­ten, obwohl Braunroth die­sem Vorwurf mehr­fach wider­sprach. Wie im Protestschreiben zuvor schon ver­mu­tet wur­de, glaub­ten eini­ge, dass die feh­len­de Kommunikation geplant war, um grö­ße­re Proteste zu ver­mei­den. Der Kanzler gab fer­ner zu, es sei einer gewis­sen „Blödheit” ver­schul­det, dass man es ver­passt habe, frü­her mit den rund 30 Übungsleitern zu kom­mu­ni­zie­ren. Vor allem die­se waren der Ansicht, dass man viel frü­her reagie­ren und an Lösungsansätzen hät­te arbei­ten kön­nen, wenn die Verantwortlichen zeit­nah die Karten auf den Tisch gelegt hät­ten. Leber behaup­te­te in die­sem Punkt, dass die gesam­te Problematik um das StudiFIT Lührmann schon seit län­ge­rer Zeit intern dis­ku­tiert wur­de, in der Sommerzeit jedoch sei­ner­seits zunächst in Vergessenheit gera­ten sei. 

Zum Zeitpunkt der Sitzung stell­te die wahr­schein­lichs­te Lösung eine Kooperation mit dem Universitätssportverein (USV) dar, wobei die­ser die Trägerschaft in Sachen Organisation über­neh­men wür­de. Über die Kooperation mit dem USV und ande­re Details woll­te man erst am 12.09. wäh­rend einer inter­nen Sitzung zwi­schen den Übungsleitern, Braunroth und Leber spre­chen, wo auch in Hinsicht auf die Finanzen genaue Zahlen vor­ge­legt wer­den soll­ten. Hinzukommend ver­sprach man, dass die Übungsleiter dort die Möglichkeit bekom­men soll­ten, Verbesserungsvorschläge hin­sicht­lich der Organisation des Fitnessstudios zu äußern.

Eine ungewisse Zukunft

Wie uns eini­ge Übungsleiter berich­te­ten, wur­de auch in der inter­nen Sitzung vom 12.09. von den anwe­sen­den Führungskräften bestä­tigt, dass der USZ tat­säch­lich zu unter­be­setzt sei, um den immensen Berg an Arbeit zu stem­men. Nachdem in den vori­gen Tagen der lei­ten­de Trainer des StudiFITs unter ande­rem von Übungsleitern beschul­digt wur­de, inef­fi­zi­ent zu arbei­ten, ver­such­te er dort laut unse­ren Quellen die­sem Eindruck ent­ge­gen­zu­wir­ken, indem er sei­ne Aufgaben im Fitnessstudio detail­liert erklärte.

Bei der Sitzung stand eben­so zur Diskussion, dem Unisportzentrum mehr Stellen zukom­men zu las­sen, was nach USZ die Zukunft des Fitnessstudios sichern dürf­te. Hierbei stellt sich jedoch von Seiten der Trainer die Frage, ob ledig­lich eine Erhöhung der Stellen aus­rei­chen wird, wenn es stim­men soll­te, dass die Führung des Fitnessstudios inef­fi­zi­ent arbei­te. Sie befürch­ten, dass in die­sem Fall das Kernproblem womög­lich igno­riert wer­den könnte.

Eine Alternative wäre die bereits zuvor genann­te Kooperation mit dem Universitätssportverein. Am 13.09. haben im Zuge der Verhandlungen unter ande­rem der Oberbürgermeisterkandidat und Vorsitzende des USV Andreas Silbersack, der Geschäftsführer des USV Jan Meusel und der MLU-Rektor Christian Tietje die Sportstätte gründ­lich begutachtet.

Für den sel­ben Tag wur­de auch ein Vernetzungstreffen in Vorbereitung zukünf­ti­ger Protestaktionen vom Stura orga­ni­siert. Hier wur­de der Entschluss gefasst, dass man die Online-Petition vor der Rektoratssitzung vor­le­gen wer­de. Allgemein schie­nen die anwe­sen­den Vorsitzenden eine Erhöhung der Stellen als bevor­zug­te Lösung zu betrach­ten. Bei einer Kooperation mit dem USV wäre unklar, ob Studierende der MLU im Lührmann dann die­sel­ben Privilegien wie zuvor hät­ten. Durch eine Erhöhung der Stellen wür­de das Fitnessstudio somit nach wie vor kom­plett in der Hand der MLU liegen.

Genaueres lässt sich aber erst sagen, wenn Details über die Erhöhung der Stellen und einen Kooperationsvertrag mit dem USV bekannt sind. Die mög­li­chen Lösungen sol­len auch auf der Rektoratssitzung am 24.09. bespro­chen wor­den sein. Konkrete Ergebnisse die­ser Sitzung sind jedoch noch nicht bekannt. Die schluss­end­lich von ca. 1.700 Leuten unter­schrie­be­ne Petition der betrof­fe­nen Studierenden wur­de vor der Sitzung von einer klei­nen Gruppe aus Übungsleitern und Trainierenden dem Rektor überreicht.

Übergabe der Petition an Prof. Dr. Christian Tietje
Foto: Uni Halle, Sarah Huke

Wie auch immer das Resultat aus­se­hen wird, es ist bereits klar, dass für den Übergang Maßnahmen im Lührmann getrof­fen wer­den müs­sen. Geplant sind für das kom­men­de Semester der­weil ein­ge­schränk­te Öffnungszeiten von 16–22 Uhr in der Woche und sams­tags von 15–21 Uhr, wie auf der Website des USZ bekannt­ge­ge­ben wur­de. Sonntags soll das Fitnessstudio geschlos­sen sein. Außerdem wer­den laut der Trainer Neuanmeldungen tem­po­rär nicht mög­lich sein und die Gesamtteilnehmerzahl soll auf ca. 600 Nutzer redu­ziert wer­den. Grundsätzlich kann man sagen, dass das StudiFIT Lührmann zunächst bestehen bleibt, die genaue­re Zukunft aller­dings unklar ist, wes­halb die Protestler einen regel­mä­ßi­gen Informationsaustausch mit der Universitätsleitung als unab­ding­bar betrachten.

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