Der 36. Chaos Communication Congress (CCC) in Leipzig fand am Jahresende unter dem Motto „Resource Exhaustion“ statt. Zahlreiche umwelt­the­ma­ti­sche Talks, wie etwa „Energiespeicher von heu­te für die Energie von mor­gen“, „Reducing Carbon in the Digital Realm“ und „The Planet Friendly Web“ fan­den dabei gemein­sam mit poli­ti­schen und sehr tech­ni­schen Talks einen Platz. Abseits die­ser Talks – wel­che auch alle auf https://media.ccc.de/ zu sehen sind – stell­ten sich diver­se nach­hal­ti­ge Projekte vor. Ein paar davon haben wir uns näher ange­schaut.  

Eco Hackerfarm auf dem 36c3 — Foto: Jonas Leonhardt

735.002 Views. Das mit Abstand belieb­tes­te Video auf der Medienseite des CCC erläu­tert den Dieselskandal von 2015: „The exhaust emis­si­ons scan­dal: Take a deep breath into pol­lu­ti­on tri­cke­ry“. Schon immer hat­te der CCC eine nach­hal­ti­ge Grundhaltung. Ein mün­di­ger Umgang mit Technik und die damit ver­bun­den Möglichkeiten der Reparatur von tech­ni­schen Geräten sowie der dar­aus resul­tie­ren­den Unabhängigkeit sind wich­ti­ge Grundprinzipien des Kongresses. Die „Eco Hacker Farm“ ver­in­ner­licht die­se Grundprinzipien im beson­de­ren Maße. Aimee erklärt, wie sie im Projekt Kuckucksmühle Permakultur und Hackerspace ver­bin­den: „it’s a small eco-com­mu­ni­ty and the­re we have a hacker­space, whe­re we live in basi­cal­ly and we have a gar­den whe­re we try to grow our food, but is also our lab”. In die­sem Gartenlabor pro­bie­ren sich Aimee und die ande­ren Bewohner:innen aus, bei­spiels­wei­se mit dem Bau einer auto­ma­ti­schen Tür für den Hühnerstall oder der Verbesserung des nach­hal­ti­gen Heizsystems. Sie sind auch offen für neue Mitglieder und Freiwillige. Weiterhin ent­wi­ckeln sie die App „Powerplant”, die­se soll den gemein­sa­men Anbau meh­re­rer Pflanzen in Permakultur ver­ein­fa­chen. Aimee hofft, in der Zukunft noch vie­le Menschen zur Gründung einer „Eco Hacker Farm“ zu ermu­ti­gen, und bie­tet dafür auch Hilfestellung an. 

Solar statt Diesel  

Auch ein Schritt in die Unabhängigkeit ist das Projekt „LibreSolar“, so erzäh­len es uns Martin und Nico. Sie ent­wi­ckeln einen Open-Source-Laderegler, der als Schnittstelle zwi­schen Solaranlagen und Batterien funk­tio­niert. Wer eine Solaranlage besitzt, ist ohne einen Laderegler gezwun­gen, den Strom in das Netz des Stromanbieters ein­zu­spei­sen. Durch die Nutzung eines Ladereglers kann die gewon­ne­ne Energie selbstbestimmt 

Martin und Nico von LibreSolar — Foto: Jonas Leonhardt

genutzt wer­den. Insbesondere sehen sie das Potenzial bei der Energieversorgung von struk­tu­rell schwa­chen Regionen, die kei­ne Anbindung an ein Stromnetz haben: „Es ist lei­der so, dass wir im Energiebereich eine Abhängigkeit von Energieversorgern haben. Bei uns gibt es gro­ße Stromnetze und kei­ne Insellösungen, ande­re Länder haben die­se Abhängigkeit nicht, aber auch kei­nen Strom.“ In Ländern ohne sol­che Infrastruktur ver­wen­den die Menschen dann teil­wei­se fos­si­le Brennstoffe zur Energiegewinnung — mit einem Laderegler ist dann die Nutzung von erneu­er­ba­ren Energien mög­lich. Die Entwicklungsstufe Dieselgenerator wird über­sprun­gen. Aber auch für Wohnmobile, Tiny Houses oder tem­po­rä­re Treffpunkte hal­ten Martin und Nico den Laderegler für nütz­lich. Laderegler sind an sich nichts neu­es, aber der neue Open-Source-Charakter soll befrei­en: „Dass man nicht neue Abhängigkeiten schafft oder dass wir uns aus unse­ren Abhängigkeiten hier befrei­en kön­nen, dafür ist Open Source ein Ansatz. Es kann auch kom­mer­zi­ell genutzt wer­den, aber es ermög­licht vie­len Leuten, nie­der­schwel­lig ein­zu­stei­gen.“ Weiterhin soll es loka­le Wertschöpfung stär­ken, wenn Laderegler eigen­stän­dig und vor Ort pro­du­ziert wer­den statt bei­spiels­wei­se zen­tral in Firmen, die in alle Welt ver­schi­cken. Dies wirkt sich dann natür­lich auch posi­tiv auf die Klimabilanz aus. 

Klima-Hacking  

Die rei­ne Existenz von tech­ni­schen Lösungen ist nicht aus­rei­chend, die Gesellschaft muss sie auch nut­zen. Um die­ses Bewusstsein zu schaf­fen und um Bewusstsein in Bereitschaft

Foto: Jonas Leonhardt

umzu­wan­deln, enga­giert sich Raphael für die “Hackers Against Climate Change”. Dabei hilft er unter ande­rem auch befreun­de­ten Gruppen wie “Parents for Future” bei der tech­ni­schen Umsetzung von Projekten, damit die­se sich mehr auf inhalt­li­che Arbeit kon­zen­trie­ren kön­nen. Die Hacker:innen hin­ter­fra­gen sich aber auch selbst: Das Team c3sus ver­sucht die Nachhaltigkeit auf dem Kongress zu ver­bes­sern. Das größ­te Problem dabei? Der Transport von Menschen und Gegenständen. Dieses Problem scheint für das Team sehr schwie­rig lös­bar zu sein, schließ­lich ist es ein phy­si­scher Kongress. Allerdings hat das Team für Infrastruktur den CO2-Ausstoß durch eine Spende kom­pen­siert. Zudem haben sie Entsorgungsmöglichkeiten für Biomüll ein­ge­rich­tet, Zigaretten recy­celt und ener­gie­spa­ren­de Technik genutzt. Für die Akzeptanz von Klimaschutzmaßnahmen muss aller­dings auch inner­halb der Hacking-Community das Team c3sus noch kämp­fen. Wenn der Klima-Hack aber irgend­wo beginnt, dann wohl beim CCC. 

#36c3 Tipp für Datenliebhaber:innen: BahnMining — Pünktlichkeit ist eine Zier  

Den Artikel zum #35c3 vom letz­ten Jahr fin­det ihr hier.

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