Wie habt ihr gewählt, wer sitzt im neuen Stura und was sind die Pläne der Hochschulgruppen?
Vom 7. — 16. Juni konnte über den Studierendenrat abgestimmt werden, mittlerweile sind die Stimmen ausgewertet. Obwohl sich nicht allzu viel verändert hat, wird es doch zumindest eine weitere Hochschulgruppe im nächsten Stura geben.
Die Offene Linke Liste (OLLi) bleibt mit 15 Sitzen die stärkste Fraktion. Nach einem Jahr Pause wieder neu hinzugekommen ist die Grüne Hochschulgruppe (GHG), die sich fünf Plätze sichern konnte und somit zweitstärkste Kraft im Gremium wird. EURE Liste (EULi), die Juso-Hochschulgruppe (Juso-HSG) und der Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) bekommen jeweils vier Mandate. Hierbei konnten die Juso-HSG ein Mandat hinzugewinnen, EULi verlor zwei Sitze, der RCDS einen. Die Liberale Hochschulgruppe (LHG) schafft es, ihre Plätze zu erhalten und wird weiterhin drei Mandatsträger:innen entsenden. Die Antifaschistische Liste erhält einen Sitz und somit ein Mandat weniger als im Vorjahr. Unabhängige Vertreter:innen werden sich diese Legislaturperiode nicht im Studierendenrat finden lassen. Ihre Anzahl schrumpft von zwei auf null.
Nicht alle Listen freuen sich über die Ergebnisse. Während OLLi, GHG und Juso-HSG mit den Resultaten zufrieden sind, bedauern EULi und RCDS ihre Stimmverluste. „Dass die LHG und die EULi – mit einer ähnlichen sachpolitischen Ausrichtung wie der RCDS – bei der Wahl zum Stura Stimmverluste zu verzeichnen haben, betrübt uns“, so Jonathan Sieber, stellvertretender Vorsitzender des RCDS Halle. Hiermit bezieht er sich auf die Gesamtstimmzahl der Listen. Auch die LHG blickt kritisch auf die Ergebnisse. „Dass so viele über die Offene Linke Liste eingezogen sind halten wir für bedenklich“, meint Leon Köhler, Kandidat der LHG. Die OLLi hingegen sieht sich in ihrer Arbeit bestätigt: „Das Wahlergebnis zeigt das Bedürfnis der Studis nach progressiver, linker Hochschulpolitik, gegen Kürzungen und für emanzipatorische Bildung.“ Die GHG zeigt sich ähnlich erfreut. “Es ist ein wirklich unglaubliches Ergebnis, über das wir uns riesig freuen”, so Alicia Köberich und Lucy Marlow, Co-Vorsitzende der GHG.
Sowohl die OLLi, als auch EULi loben die Zusammensetzung des neuen Sturas. Julius Brüggemann, Vertreter der EULi sagt hierzu: „Erfreulich ist jedoch, dass der Stura nun eine größere Diversifikation an Hochschulgruppen aufweist und nun vielleicht neue Ideenreize hervorbringen kann.“
17-mal mehr ungültige Stimmen
Zum Start der Wahl kam es zu technischen Problemen bei der Anmeldung zur Stimmabgabe, diese konnten jedoch innerhalb weniger Stunden behoben werden. „Die elektronische Wahl ist immer noch ein sehr neues Verfahren für die Martin-Luther-Universität. Damit gehen auch bei der jetzigen Durchführung einige Anfangsschwierigkeiten einher“, so Carl-Jonas Mader, Vorsitzender des Wahlausschusses. Trotzdem konnten die Ergebnisse pünktlich am 21.06. auf der digitalen Wahlparty bekannt gegeben werden. Dort sorgte vor allem die ungewöhnlich hohe Anzahl der ungültigen Stimmen für Verwunderung. Diese haben sich im Vergleich zur letzten Wahl in jedem Wahlkreis deutlich erhöht, in einigen sogar verzehnfacht. Bei den offenen Plätzen des Sturas wurden 17-mal mehr ungültige Stimmen abgegeben als noch im Vorjahr. Die möglichen Erklärungen reichen von technischen Problemen über Fehler bei der individuellen Verwendung des Wahlprogramms bis hin zu Protestwähler:innen. Hier zeige sich ein großes Problem der Onlinewahl, da nun nicht nachvollzogen werden könne, was der eigentliche Grund war, so die OLLi.
Auch die auf 15,85% (im Vorjahr 16,59%) gesunkene Wahlbeteiligung wurde diskutiert. Die Listen selbst sehen die Gründe für die sinkende Wahlbeteiligung an unterschiedlicher Stelle. Die Juso-HSG, GHG und LHG verweisen unter anderem auf den kurzen zeitlichen Abstand zur letzten Wahl. „Die Studierenden haben das Thema Wahl im Winter 2020 gedanklich abgehakt“, so Leon Köhler. Auch ein anhaltender Abstand zur Uni aufgrund der pandemischen Lage wurde als Grund angegeben. Hier könne der Onlinewahlkampf eher die ohnehin an Hochschulpolitik interessierten Studierenden erreichen, vermutet Julius Brüggemann. Zusätzlich vermuten OLLi, GHG und EULi mangelndes Wissen über die studentischen Gremien. „Ein weiterer Grund für die niedrige Wahlbeteiligung könnte sein, dass trotz vermehrter Aufklärung viele Studierende die Hochschulgremien und ihre Arbeit nicht kennen oder noch nicht gänzlich durchschaut haben“, so Alicia Köberich und Lucy Marlow.
Zukunftspläne der Listen
Für die kommende Wahlperiode haben die Hochschulgruppen unterschiedliche Zielsetzungen: Die LHG und der RCDS wollen ihren Fokus unter anderem darauf setzen, dass die Normalität der Studiensituation wiederhergestellt werde. Für die LHG heißt dies, einen Weg aus dem Lockdown zu finden. Der RCDS fordert die Rückkehr zur Präsenzlehre und will sich zusätzlich für eine Senkung der Semesterbeiträge einsetzen. Die OLLi hingegen legt ihr Hauptaugenmerk auf die Verhinderung der Kürzungen an der MLU und eine permanente Abschaffung der Maximalanzahl für Prüfungsversuche. Die GHG konzentriert sich auf Nachhaltigkeit, Chancengleichheit und Gleichberechtigung und plant sowohl einen Ausbau der Fahrradmobilität an der Uni, wie auch eine Zusammenarbeit mit dem Projekt „Zukunftsmensa“. EULi setzt sich für eine Förderung des studentischen Engagements ein, während die Juso-HSG weiter an der Verbesserung des Studienklimas arbeiten wollen.
Wir sind auf jeden Fall gespannt, was die Hochschulgruppen in der kommenden Legislaturperiode alles umsetzen können. Der neue Stura wird voraussichtlich Anfang des Wintersemesters konstituiert werden.