Seit Monaten wird der StuRa bei­spiel­los von einer Debatte über­schat­tet: Von der Frage nach der Art und Weise mög­li­cher Beitragserhöhungen. Nachdem die­se Problematik auch Einzug in den Hochschulwahlkampf gefun­den hat, mel­den sich jetzt die Angestellten des Studierendenrates zu Wort.

„Vielleicht soll­tet ihr eure Angestellten […] nicht vor den Bus wer­fen“, steht in einem Statement der vier fest­an­ge­stell­ten Mitarbeiter:innen des Studierendenrates zu der Beitragsdebatte geschrie­ben. Der Ursprung für den Unmut liegt in geplan­ten Kürzungen sowie Streichungen ihrer Stellen. Zurzeit beschäf­tigt der StuRa zwei Büroleiterinnen, eine Person für Öffentlichkeitsarbeit sowie eine Angestellte für IT und Datenschutz. Dies sol­le sich jetzt ändern, gin­ge es nach eini­gen StuRa-Funktionär:innen. So wird in dem Brandbrief geschil­dert, man wol­le die Öffentlichkeitsarbeit, wel­che momen­tan mit 20 Wochenstunden ange­stellt sei, durch ein ehren­amt­li­ches Referat oder einen stu­den­ti­schen Minijob erset­zen, wodurch sich die Stundenzahl zumin­dest redu­zie­ren wür­de. Der StuRa, wel­cher ohne­hin um sei­ne Sichtbarkeit kämp­fe, wür­de dadurch noch stär­ker an Visibilität einbüßen. 

Auch für die Bereiche Digitales und Datenschutz stre­be der Studierendenrat eine Neuordnung an. Der Datenschutz sol­le etwa ganz abge­schafft oder optio­nal an die bestehen­den Strukturen der Universität ange­glie­dert wer­den. Die IT-Stelle wol­le man indes eben­falls als rei­nen Minijob mit zehn Wochenstunden beset­zen. Auch die dop­pel­köp­fi­ge Büroleitung wird in dem Schreiben the­ma­ti­siert. So ver­lässt eine der Mitarbeiterinnen zum Ende des Jahres ihren Posten und begibt sich in den Ruhestand. Die ver­fass­te Studierendenschaft wol­le die­se Leerstelle danach eben­falls nur noch als Minijob aus­schrei­ben, was mit einem erheb­li­chen Mehraufwand für die ver­blei­ben­de Angestellte ein­her­ge­he. Auch die Bindung an die Tarifgruppe TV‑L wol­le man aufheben. 

Äußerung einer Juso-Funktionärin in einer Ersti-Whatsapp-Gruppe mit über 500 Mitgliedern. 

Die Mitarbeiter:innen konn­ten daher „nur erstaunt fest­stel­len, dass ein StuRa, der sich für einen stu­den­ti­schen Tarifvertrag ein­setzt, genau das bei sei­nen eige­nen stu­den­ti­schen Beschäftigten abschaf­fen will“. Und erklä­ren wei­ter, „als wir die­ses Argument auf einer der inof­fi­zi­el­len Beitragsdebatten brach­ten, wur­de uns von einem Juso-Mitglied erwi­dert, dass es “albern” sei auf die­ser Ebene zu argu­men­tie­ren. Was genau ist albern dar­an, wenn wir kri­ti­sie­ren, dass der StuRa die Rechte sei­ner Angestellten ein­schränkt und gegen sei­ne eige­nen Prinzipien ver­stößt? Arbeitsrechte und Tarifbindung für Studis – nur nicht die, die bei euch ange­stellt sind.“ Zusammengefasst sei fest­zu­hal­ten, so die Angestellten, wür­den sowohl der StuRa als Arbeitgeber, als auch die Arbeitnehmer:innen durch die geplan­ten Kürzungen einen erheb­li­chen Nachteil davontragen.

Dieser Post wird im Brief der Angestellten als “Juso-Wahlaufruf” bezeich­net. In dem Text wer­den jedoch meh­re­re Hochschulgruppen zur Wahl emp­foh­len. Die Angestellten erklä­ren, dass der angeb­li­che Vorschlag, den Semesterbeitrag auf 25 Euro anzu­he­ben, “nie auf dem Tisch” gele­gen habe. 

Insbesondere die Juso-Hochschulgruppe sowie die Liberale Hochschulgruppe (LHG) ste­hen in der Kritik der Arbeitnehmer:innen. Die selbst­er­nann­ten Jungsozialist:innen beton­ten zwar regel­mä­ßig ihr Engagement für die Beschäftigten des Studierendenrates, heißt es, doch sowohl ihr poli­ti­sches Handeln als auch inter­ne Äußerungen lie­ßen ein gegen­tei­li­ges Bild anschei­nen. Auf die Aussage einer Juso-Funktionärin, es gebe ja schließ­lich noch ande­re Arbeitgeber, ent­geg­nen die Verfasser:innen des Brandbriefs: „So ein Umgang mit uns ist ein­fach unangemessen“.

Darüber hin­aus wird der Juso-Hochschulgruppe vor­ge­wor­fen, im Wahlkampf zuneh­mend auf popu­lis­ti­sche Rhetorik und Unwahrheiten zurück­zu­grei­fen. Die LHG wird indes damit belas­tet, sie stel­le die Arbeitnehmer:innen „als Geldverschwendung“ dar, statt ihnen die im ‚Mahlowat‘ ver­spro­che­ne Wertschätzung zukom­men zu lassen.

Beide Hochschulgruppen stell­ten die „Angestellten [als] Sündenböcke für das Haushaltsloch des StuRas“ dar, heißt es im Statement schließ­lich. „Wenn ihr unse­re Arbeit für euren Wahlkampf instru­men­ta­li­siert, wäh­rend ihr die letz­te Wahlperiode mehr als genug Möglichkeiten hat­tet, selbst etwas zu ver­än­dern, dann ist das heuchlerisch.“ 

Der kri­ti­sier­te Instagram-Beitrag der Liberalen Hochschulgruppe. Im Begleittext wer­den die Angestellten jedoch nicht erwähnt. Als Geldverschwendung bezeich­net die LHG “teu­re Lieblingsprojekte”, die Mitgliedschaft im “frei­en zusam­men­schluss der student*innenschaften” (fzs, bun­des­wei­te Studierendenvertretung) sowie die Budgets der zwölf Arbeitskreise des Studierendenrats.

Das gan­ze Statement sowie eine Auflistung der mög­li­chen Konsequenzen, die mit den Kürzungen ein­her­ge­hen könn­ten, fin­det ihr hier:

Bilder: Anonym

Autor: Till Menzel

Update 31.5.2025, 17.19 Uhr und 18.35 Uhr: Screenshots der im Brief kri­ti­sier­ten Instagram-Posts erhiel­ten neue Bildunterschriften, die die Aussagen genau­er ein­ord­nen.

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