Die Uni zu wech­seln ist nicht schwer – vor­aus­ge­setzt, man hat schon einen Uni-Abschluss. Bei einem Wechsel vor dem Abschluss kann es holp­ri­ger wer­den. Erfahrungsbericht eines Informatikstudenten.

Anfang letz­ten Jahres tele­fo­nier­te ich mit zwei Freund:innen. Sie woll­ten nach Halle zie­hen und eine WG grün­den. Ich brauch­te auch mal einen Tapetenwechsel, und die Didaktik an der Uni Bonn grenz­te sowie­so an eine Katastrophe. Also mach­te ich mich an die Recherche. Die Uni schien modern, E‑Humanities fiel mir als inter­es­san­ter Schwerpunkt ins Auge, und der Betreuungsschlüssel schien deut­lich bes­ser. Also war­um nicht an die Uni Halle wechseln?

Der Uniwechsel nach Abschluss des Bachelors oder Masters funk­tio­niert euro­pa­weit mehr oder weni­ger pro­blem­los. Ein Uni-Wechsel ohne fer­ti­gen Abschluss kann aber durch­aus eine Menge Bürokratie bedeu­ten. Ohne einen Abschluss muss man näm­lich jedes Modul aner­ken­nen las­sen, und oft ist es nicht ersicht­lich, wel­che Stelle wofür zustän­dig ist.

Ich nahm Kontakt mit dem Vorsitzenden des Informatik-Prüfungsausschusses in Halle auf. Dieser ist für die Anerkennung von Modulen zustän­dig. Bald kam die Antwort, dass sich ein Wechsel schwie­rig gestal­ten könn­te. Man müs­se schau­en, wel­che Module wie ange­rech­net wer­den kön­nen. Mich über­ka­men Zweifel.

Der Moduledschungel
Illustration: Angelika Sterzer

Mit den Modulhandbüchern der Uni Bonn und der Uni Halle ver­such­te ich in lan­gen Sitzungen eine Zuordnung mei­ner absol­vier­ten Module auf die der Uni Halle zu erstel­len. Modulhandbücher sind eine gute Sache, um einen ers­ten Einblick in ein Studienfach zu bekom­men, damit zu arbei­ten ist aller­dings beschwer­lich. Die Handbücher sind eher unüber­sicht­lich. In Bonn haben alle Module 6 oder 9 Leistungspunkte, in Halle 5 oder 10. Ähnliche Module hei­ßen oft anders oder sind fach­lich ver­schie­den auf­ge­teilt. Durch geschick­tes Kombinieren soll­ten so weni­ge Leistungspunkte wie mög­lich verlorengehen.

Nachdem in den fol­gen­den Tagen eine Modul-Zuordnung auf die Beine gestellt war, kam bald eine Antwort aus Halle. Ich wür­de ein paar Leistungspunkte ver­lie­ren, was aber zu ver­kraf­ten war, und so ent­schied ich mich nun end­gül­tig für einen Wechsel.

Undurchsichtigkeit bei der Immatrikulation 

Als nächs­tes stand die eigent­li­che Immatrikulation an der Uni Halle an. Die ers­ten Schritte gin­gen noch online, doch bald kam es zu Problemen. In wel­ches Fachsemester soll­te ich ein­ge­stuft wer­den? Also rief ich im Immatrikulationsamt und bei einer Beratungshotline der Uni Halle an. Die Beratungshotline konn­te wei­ter­hel­fen und mein­te, ich sol­le ein­fach mal das 5. Fachsemester ein­tra­gen. Ich bekam im Anschluss einen Bogen aus­ge­druckt, auf dem die wei­te­ren benö­tig­ten Schritte und Unterlagen ver­merkt waren. Semesterbeitrag und SEPA-Mandat, Passbild, Immatrikulationsantrag, Krankenkassenversicherungsnachweis, Antrag auf die Uni-Service Card, eine Exmatrikulationsbescheinigung der Uni Bonn und einen Einstufungsbescheid. Einen Einstufungsbescheid?

Nach eini­gem Hin- und Hertelefonieren ent­schied ich mich eine E‑Mail zu schrei­ben. Das Einstufungsbescheidformular ließ sich nir­gends auf­tun, und über­haupt, wie soll­te man das denn schi­cken, wenn doch noch gar kei­ne Module offi­zi­ell aner­kannt wur­den? Es wur­de zudem betont, dass der Antrag erst bear­bei­tet wer­den kön­ne, wenn alle Dokumente vor­lä­gen. So ent­schied ich mich doch lie­ber dafür, mich ins ers­te Fachsemester einzuschreiben.

Als das Einstufungsbescheidformular per E‑Mail ankam, war ich schon an der Uni Halle ein­ge­schrie­ben. Viel spä­ter, als der Einstufungsbescheid schon unter­schrie­ben war und ich ihn per­sön­lich im Immatrikulationsamt abgab, erfuhr ich von der ver­wun­der­ten Sekretärin, dass ich die­ses Dokument auch ein­fach hät­te nach­rei­chen kön­nen und dass das Fachsemester eh eher als Formsache gelte.

Anerkennung der Module
Illustration: Angelika Sterzer 

Nach per­sön­li­chem Erscheinen und Vorzeigen des Personalausweises ließ sich ein amt­lich beglau­big­tes, gestem­pel­tes und unter­schrie­be­nes Zeugnis über mei­ne erbrach­ten Leistungen an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn aus­stel­len, um mei­ne Module offi­zi­ell aner­ken­nen zu las­sen. So for­dert es das Prüfungsamt Informatik, das für sol­che Belange zustän­dig ist.

Ich hat­te einen Termin mit dem Vorsitzenden des Prüfungsausschusses ver­ein­bart und für jedes Modul einen Antrag aus­ge­füllt, 18 Stück an der Zahl. Ich ließ sie von die­sem unter­schrei­ben und lief dann mit den unter­schrie­be­nen Anträgen zum Prüfungsamt neben­an, um sie abzu­ge­ben. Dort wur­de noch nahe­ge­legt, die Modulnamen der Uni Bonn ins Englische zu über­set­zen, damit das Zeugnis spä­ter auch auf Englisch gedruckt wer­den kön­ne. So weit, so gut.

Nach ein paar Telefongesprächen erfuhr ich dann, dass der Vorsitzende des Prüfungsausschusses eben­falls für Einstufungen in höhe­re Semester zustän­dig sei. Bei einem wei­te­ren Termin ließ sich der Bescheid nun auch unter­schrei­ben und mit dem Umweg über das Prüfungsamt beim Immatrikulationsamt abgeben.

Was sich immer wie­der als hilf­reich erwies: Fragen – vor allem vor Ort oder tele­fo­nisch, so lie­ßen sich Probleme am direk­tes­ten aus dem Weg räu­men. Eine weni­ger über diver­se Webseiten ver­teil­te Informationsschnitzeljagd wäre sicher­lich auch von gro­ßem Vorteil gewe­sen. Wären die Modulhandbücher über­sicht­li­cher, so wäre auch hier eine gro­ße Hürde genom­men. Zum Beispiel könn­te jeder inhalt­li­che Abschnitt eines Moduls mit Leistungspunkten ver­se­hen wer­den statt das Modul als Ganzes. So umständ­lich wie ein Wechsel sein kann, so umständ­lich muss er nicht bleiben.

Glücklicherweise ist Informatik NC-frei, sonst hät­te es even­tu­ell zu wei­te­ren Problemen kom­men kön­nen. Aber: Nur Mut zum Wechsel, es hat sich trotz allem gelohnt!

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Maite
Maite
4 Jahre zuvor

Vielen Dank für die­sen Artikel! Super hilf­reich für mich, ich pla­ne näm­lich gera­de von Hamburg nach Halle zu wech­seln und bin schon ein wenig an der Bürokratie ver­zwei­felt, aber beru­hi­gend zu wis­sen das es trotz­dem klap­pen kann 🙂