Im Nor­den sagt man: „Der Wind kommt immer von vorne“. Genau das bekom­men auch Nono und Max, zwei Stu­di­en­fre­unde, am eige­nen Leib zu spüren. Die bei­den schwin­gen sich auf die Fahrräder, um für ein Pro­jekt in Guatemala Geld zu sam­meln. Sie haben ihre Reise von Berlin nach Peking fest­ge­hal­ten und filmisch begleit­et. 

 
Eins haben Max und Nono gemein­sam: Sie has­sen Fahrrad­fahren. Doof nur, dass sie sich als Ziel geset­zt haben, mit dem Fahrrad von Berlin nach Peking zu fahren und dabei 50 000 Euro für ein gemein­nütziges Pro­jekt zu sam­meln. Der Plan dafür kam während ein­er gemein­samen Reise nach Guatemala auf, wo sie Kinder unter­richteten und mit den prekären Zustän­den des guatemal­tekischen Schul­sys­tems kon­fron­tiert wur­den. Dort kann jedes fün­fte Kind nicht zur Schule gehen. Mit dem gesam­melten Geld wollen sie einen Schul­bau in Guatemala unter­stützen und auf diese Weise möglichst vie­len Kindern den Schulbe­such ermöglichen. 

Quelle: Pix­abay

Nach sechsmonatiger Pla­nung sitzen sie nun auf ihren Fahrrädern und machen sich auf den Weg nach Peking. Ihre Reise hal­ten sie während­dessen über die Sozialen Medi­en und mit der Kam­era fest, um so Geld von Sponsor:innen für die Schule in Guatemala zu sam­meln und Aufmerk­samkeit für ihr Pro­jekt zu gewin­nen. Daraus soll später der Film Bik­ing Bor­ders wer­den, der viel mehr als nur ein Aben­teuer­film über ihre Fahrradreise ist. 

„Ich glaube Rückenwind ist ‘ne Lüge“ 

Immer mit dem Fahrtwind im Gesicht begeg­nen sie auf ihrer Reise wilden Tieren in der Ober­lausitz, betreiben pro­fes­sionellen Obst­dieb­stahl, per­fek­tion­ieren ihre Essen­skom­bi­na­tio­nen — Brot mit Honig, Sar­dine und Knoblauch­salz — und steigen mal eben ein paar hun­dert Kilo­me­ter auf Adilet­ten und Bade­ho­sen um. Doch „egal wie gut man plant, bei ein­er Rad­tour von Deutsch­land nach Chi­na gerät man irgend­wann in den Win­ter“, bemerken die bei­den Fre­unde. Zel­ten im Schnee ist also auch eine neue Erfahrung, die die bei­den eher unfrei­willig machen müssen. 

 „Bei ‑20°C in Ostanatolien dürfen wir in einer Teestube schlafen“ 

Mit Bik­ing Bor­ders entste­ht ein wun­der­bar­er Film, der einem die Welt mal eben ins Wohnz­im­mer holt und das Fer­n­weh größer wer­den lässt. Und auch zeigt er, dass viele Klis­chees und Vorurteile Län­dern und Men­schen gegenüber ein­fach über­holt, unre­flek­tiert und nicht real­is­tisch sind. Mit diesen Klis­chees räu­men auch andere Reise­filme auf. Wie bere­its die Protagonist:innen des Reise­films „Weit. Die Geschichte von einem Weg um die Welt“ sagten: „Es ist schade, dass einige Län­der nach außen auf einige wenige Extremist:innen reduziert wer­den. Man kön­nte auch von den anderen Mil­lio­nen Men­schen erzählen, die dort leben. Es ist schade, wie ein­seit­ig Glob­al­isierung manch­mal funk­tion­iert. Selb­st Export­güter schaf­fen es schein­bar schneller um die Welt, als die Nachricht, wie fre­undlich und zuvork­om­mend die Men­schen dort sein können“. 

„Die Leute teilen ihr Essen und ihr Leben mit uns“ 

Aber noch viel wichtiger als das Erre­ichen des Ziels war für Max und Nono der Weg dahin. An diesem Weg lässt einen Bik­ing Bor­ders teil­haben. Und obwohl sie auf ihrer Reise nur flüchtig in Kul­turen und Lebensweisen ein­tauchen und stets aus ihrer priv­i­legierten europäis­chen Sicht bericht­en, zeich­net der Film ehrlich und authen­tisch wirk­ende Bilder ab. So sagt Nono vor der iranis­chen Gren­ze: „Wir sind unglaublich ges­pan­nt auf das Land an sich, auf die Leute, vor allem aber auch auf die Unter­schiede von dem was man sich vorstellt und wie es wirk­lich ist”. Später wird ihnen speziell dieses Land mit sein­er Gast­fre­und­schaft und Offen­heit beson­ders ans Herz wachsen. 

Quelle: Pix­abay

Die Begeg­nun­gen bleiben in Erin­nerung und zeigen das alltägliche Leben der Men­schen jen­seits des Touris­mus. Und auch die Tief­punk­te der Reise wer­den nicht aus­ges­part: Plat­te Reifen, Kälte und schlechte Straßen­ver­hält­nisse sind auf manchen Streck­en­ab­schnit­ten ständi­ge Begleit­er. 
Den­noch führt einem Bik­ing Bor­ders die Schön­heit und Weite der Welt vor Augen und zeigt wun­der­bare Bilder der Her­zlichkeit ihrer Bewohner:innen. 
Der Film wurde im Feb­ru­ar 2021 auf den Stream­ing-Plat­tfor­men Net­flix und Ama­zon Prime veröf­fentlicht. Im März 2021 erschien das Buch Lek­tio­nen für ein richtiges gutes Leben von Nono Konop­ka, in dem er seine Erfahrun­gen der Reise verarbeitet. 

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