Der StuRa hat es inner­halb von über 6 Monaten nicht geschafft, sich über höhe­re Mitgliedsbeiträge zu ver­stän­di­gen. Erst weni­ge Wochen vor den Wahlen wur­de dar­über inten­si­ver gespro­chen – die Fachschaftsräte fast ver­ges­sen und dann kurz vor knapp mit ein­be­zo­gen. Doch was steht dabei für sie auf dem Spiel?

Unsere Universität mit ihren neun Fakultäten teilt sich in 16 Fachschaften auf, wel­che durch eben­so vie­le Fachschaftsräte reprä­sen­tiert wer­den. Neben den im Semesterbeitrag ent­hal­te­nen Kosten für Studentenwerk und D‑Semesterticket – die den Löwenanteil bil­den – erhal­ten auch die FSRs ihr Geld über den Mitgliedsbeitrag der Studierendenschaft, den wir jedes Semester mit­be­zah­len. Seit der letz­ten Erhöhung zum Wintersemester 2018/19 bekom­men die Fachschaftsräte 2,75 Euro pro stu­die­ren­der Person. Die kleins­te Fachschaft ist dar­un­ter die der Theologie mit cir­ca 160 Studierenden und die größ­te mit rund 2300 die zusam­men­ge­fass­ten Fachschaften der Philosophischen Fakultät I. Damit ein­her geht ein deut­lich unter­schied­lich gro­ßes Budget für ver­schie­dens­te Projekte – wie Feiern, Spieleabende, Vortragsreihen und so weiter.

Zur finanziellen Lage

Natürlich geht die Inflation auch nicht an den Fachschaftsräten vor­bei. Viele der grö­ße­ren haben auf eine Anfrage der has­tu­zeit geant­wor­tet, dass sie zur­zeit mit den finan­zi­el­len Mitteln noch aus­kom­men, die Lage aber teils ange­spannt sei. So schrieb der FSR Wirtschaftswissenschaften, dass er zum Teil auf Einnahmen aus Veranstaltungen ange­wie­sen sei. Einige Fachschaftsräte, wie Chemie und Jura, berich­ten von Corona-Rücklagen, die den wach­sen­den finan­zi­el­len Bedarf der letz­ten Jahre auf­fan­gen konnten.

„Derzeit sind wir finan­zi­ell wie jeder klei­ne­re FSR eher schlech­ter auf­ge­stellt […]“, schreibt der FSR Mathe/Info. Auch die Theolog:innen berich­ten, sie sei­en mone­tär recht ein­ge­schränkt. Der Fachschaftsrat Biochemie betont außer­dem, dass es „natür­lich auch immer eine Frage der Kapazität“ sei. Viel Geld allein ersetzt kei­ne Menschen, die sich ehren­amt­lich enga­gie­ren – es schafft aber mehr Möglichkeiten.

Die Fachschaftsräte Pädagogik, sowie Agrar- und Ernährungswissenschaften schei­nen eher die Ausnahme zu sein, da sie mit ihren finan­zi­el­len Mitteln zur­zeit noch gut auskommen.

Eine undurchsichtige Debatte

In die­sem Sommersemester begann sich auch die Beitragsdebatte stär­ker her­aus­zu­kris­tal­li­sie­ren. Viele Fachschaftsräte hiel­ten es für ein gro­ßes Problem, dass die Debatte – vom StuRa aus – sehr intrans­pa­rent geführt wor­den sei. „Wir haben über­haupt nur durch StuRa-Mitglieder in unse­rem FSR davon erfah­ren, ande­re FSRs teil­wei­se gar nicht“, berich­tet der FSR Jura. Letzteres betraf zum Beispiel die Vertretung der Biochemie. Zudem wer­fen die Mediziner:innen dem StuRa vor: „In den ers­ten Konzepten wur­den die FSRs voll­stän­dig übergangen […]“.

Der FSR PhilFak I als auch der der Biochemie sind der Ansicht, dass die Beitragsdebatte schon viel frü­her im Legislaturverlauf hät­te statt­fin­den müs­sen. Denn eine Beitragsänderung bezie­hungs­wei­se ‑erhö­hung tritt erst dann in Kraft, wenn sie im Amtsblatt der Universität erschie­nen ist. Darüber hin­aus sind die Rückmeldefristen zu beden­ken, wel­che auch einen strik­te­ren Zeitrahmen vor­ge­ben. Die Debatte wur­de schon letz­ten November im StuRa erwähnt, als es um den Haushalt für die­ses Jahr ging – jedoch ohne zeit­na­hes Handeln. Jetzt kann eine Erhöhung frü­hes­tens zum nächs­ten Sommersemester kom­men, wobei die Prioritäten des StuRa frag­lich sind. „Lieber wur­den […] Projekte wie der Jura-Ball mit 1500 [Euro] finan­ziert“, als dass „das Problem der Finanzierung des StuRa ange­gan­gen wur­de und ver­sucht wur­de die benö­tig­te Zweidrittelmehrheit zu krie­gen“, heißt es in der Antwort der Biochemie.

Forderungen und Konsequenzen

Viele ver­schie­de­ne Ansichten kom­men bei den Fachschaftsräten zusam­men, wenn es um die Finanzen geht. Kritisch bei der gan­zen Debatte um die Erhöhung des Mitgliedsbeitrags sehen die Mediziner:innen die Aufwandsentschädigungen: „Würden die FSRs das genau so hand­ha­ben, gin­ge dafür prak­tisch unser gesam­tes momen­ta­nes Budget drauf.“ Ähnlich sieht das auch die Vertretung der Chemie: „Es kann nicht sein, dass rund 300.000 [Euro] für Personal und Aufwandsentschädigungen ver­wen­det wer­den, wäh­rend die Gelder für die Fachschaften nur etwa halb so hoch sind.“ Konkret sind im Haushalt 2025 140.000 Euro für die FSRs und 250.000 Euro für Personal (180.000 Euro) und Aufwandsentschädigungen (70.000 Euro) vor­ge­se­hen. Natürlich muss dabei auch der unter­schied­li­che Arbeitsaufwand bedacht wer­den. Die Aufgaben der Referent:innen und Sprecher:innen im Studierendenrat sind in Art und Umfang zum Teil nur schwer mit denen in einer Fachschaft ver­gleich­bar. Gleiches gilt auch für die Arbeit der Angestellten.

Andererseits kri­ti­siert der FSR Chemie: „[w]ährend die Mitglieder in den FSR ihre Arbeiten unent­gelt­lich ver­rich­ten, kann es nicht sein, dass eine Fachschaftenkoordination 75 [Euro] im Monat dafür bekommt, dass sie drei Treffen im Jahr orga­ni­siert.“ „[B]evor über eine Erhöhung der Mitgliedsbeiträge gespro­chen wird, [soll­te] zunächst die Struktur des StuRa über­ar­bei­tet wer­den, um die Bereicherung weni­ger auf Kosten vie­ler zu stop­pen“, ist eine wei­te­re Forderung aus der glei­chen Fachschaft. Die Chemiker:innen fin­den es schwie­rig, wenn Projekte geför­dert wer­den, die nur einen klei­nen Anteil der Studierenden errei­chen wür­den. Darunter fal­len ihrer Meinung nach der AK Protest, AK Wohnzimmer, aber auch der freie Zusammenschluss von Student*innen­schaf­ten (fzs).

Die meis­ten Fachschaftsräte, die auf unse­re Anfrage geant­wor­tet haben, spre­chen sich für eine Erhöhung des Anteils aus, der ihnen zugu­te­kommt. Eine kon­kre­te Forderung in Zahlen stammt aus dem Bereich der Jurist:innen. Demnach soll­ten die FSR-Gelder um 25 Prozent (auf 3,44 Euro) erhöht wer­den, um wenigs­tens die Inflation der letz­ten sie­ben Jahre von etwas über 20 Prozent aus­zu­glei­chen. Eine Inflationsbereinigung for­dert auch der FSR Medizin, wel­cher jedoch zum Anteils-Niveau von vor 2018 (cir­ca 30 Prozent) zurück­keh­ren will. Bei gleich­blei­ben­der Höhe des Mitgliedsbeitrags von 12,35 Euro wür­de das 3,70 Euro ent­spre­chen. Momentan bahnt sich eine mög­li­che Erhöhung auf 3,90 Euro für die Fachschaften an, sofern der StuRa die­sem Vorschlag zustim­men soll­te. Aus dem geplan­ten Mitgliedsbeitrag von 16,50 Euro bekä­men die FSRs einen Anteil von 24 statt bis­her 22 Prozent. Gegenüber dem bis­he­ri­gen Satz von 2,75 Euro bedeu­tet das eine Verbesserung um 42 Prozent.

Die meis­ten Fachschaftsräte, die auf unse­re Anfrage geant­wor­tet haben, spre­chen sich für eine Erhöhung des Anteils aus, der ihnen zugu­te­kommt. Eine kon­kre­te Forderung in Zahlen stammt aus dem Bereich der Jurist:innen. Demnach soll­ten die FSR-Gelder antei­lig am Mitgliedsbeitrag auf 25 Prozent ange­ho­ben wer­den, um die Inflation der letz­ten sie­ben Jahre von etwas über 20 Prozent aus­zu­glei­chen. Eine Inflationsbereinigung for­dert auch der FSR Medizin, wel­cher jedoch zum Anteils-Niveau von vor 2018 (cir­ca 30 Prozent) zurück­keh­ren will. Der StuRa hat Ende Juni eine Beitragserhöhung auf 16,50 Euro beschlos­sen und dabei den FSR-Anteil auf 3,90 Euro erhöht. Gegenüber dem bis­he­ri­gen Satz von 2,75 Euro bedeu­tet das eine Verbesserung um 42 Prozent. Aus dem geplan­ten Mitgliedsbeitrag von 16,50 Euro bekä­men die FSRs dann einen Anteil von rund 24 statt bis­her 22 Prozent. Die Mitgliedsbeitragserhöhung wird zum nächs­ten Sommersemester 2026 in Kraft treten.

Um zukünf­tig die Fachschaftsräte bes­ser ein­zu­be­zie­hen, schla­gen sowohl der FSR Jura als auch Medizin vor, dass eine ent­spre­chen­de Regelung in die Satzung oder Geschäftsordnung des StuRa auf­ge­nom­men wird. „Eine Möglichkeit dafür wäre ein Zustimmungsvorbehalt der Fachschaftsrätekonferenz für zukünf­ti­ge Beitragsdebatten.“

„Für eine nach­hal­ti­ge Arbeit […] wären lang­fris­ti­ge höhe­re Mittel not­wen­dig. Ohne eine struk­tu­rel­le Erhöhung dro­hen künf­tig Einschnitte an ande­rer Stelle.“

FSR PhilFak I

„Wir wür­den uns wün­schen, dass der Stura sich bemüht, einen kon­struk­ti­ven Kompromiss zum Wohle aller Studierenden zu erzielen.“

FSR Wirtschaftswissenschaften

„Versteckt euch nicht hin­ter euren selbst gebau­ten Mauern! Springt über eure par­tei­po­li­ti­schen Interessensschatten! Erinnert euch dar­an, wem ihr als Interessenvertretung der Studierenden zual­ler­erst ver­pflich­tet seid! Redet mit­ein­an­der, fin­det zuein­an­der und sucht Kompromisse!“

FSR Theologie

Auf der anderen Seite

„Hochschulpolitik spielt eine klei­ne­re Rolle am Heidecampus.“, schreibt der FSR Agrar- und Ernährungswissenschaften. Das könn­te mit der Feststellung des Fachschaftsrates Biochemie zusam­men­hän­gen, wel­chem immer wie­der auf­ge­fal­len ist, „wie der Weinberg- und Heidecampus kaum in Betracht gezo­gen wer­den und sehr stief­müt­ter­lich behan­delt wer­den im Vergleich zum Haupt‑, Steintor- und Franckecampus“.

Durch die Aufsplitterung der natur­wis­sen­schaft­li­chen Fachschaften sind die­se ver­gleichs­wei­se klein. Die meis­ten haben dabei nur zwi­schen 300 und 800 Mitglieder. Damit sind dann auto­ma­tisch die finan­zi­el­len, aber sicher­lich auch die Möglichkeiten der hoch­schul­po­li­ti­schen Einflussnahme ein­ge­schränkt. Trotz oder gera­de wegen des Kritikpunktes, den die Vertretung der Biochemiker:innen ange­bracht hat, leis­ten die Fachschaftsräte einen wich­ti­gen Beitrag, denn „[…] ohne [die NaWi-FSRs] läuft an Weinberg- und Heidecampus nichts.“ – so die Vertretung aus dem Bereich Mathe/Info.

„Wir hof­fen, dass der kom­men­de StuRa mehr Bereitschaftzeigt, mit allen FSRs zusam­men­zu­ar­bei­ten, und dass die Campi im Nordwesten Halles mehr im Auge behal­ten werden.“

FSR Biochemie

Bedeutung der FSRs

Die Arbeit in den Fachschaftsräten ist ein Ehrenamt. Das ist Fakt. „Die FSRs sind in unse­ren Augen die hoch­schul­po­li­ti­sche Instanz, die am nächs­ten an den Student*innen dran ist.“, schrei­ben die Biochemiker:innen. Ähnlich sehen das auch die Jurist:innen: „Fragt man den Durchschnittsstudi der Uni, von wel­chen Angeboten der stu­den­ti­schen Gremien er oder sie am meis­ten pro­fi­tiert und auch am meis­ten mit­be­kommt, wird in den aller­meis­ten Fällen wohl der jewei­li­ge FSR oder die Institutsgruppe genannt.“ Natürlich sind die FSRs näher an ihren jewei­li­gen Fachschaften dran als zum Beispiel der StuRa – und das soll­ten sie auch sein.  Allerdings muss auch betont wer­den, dass immer nur ein Teil der Studierenden die Angebote ihrer jewei­li­gen Fachschaftsvertretung wahr­nimmt. Dahingehend kann die FSR-Beitragserhöhung für alle Studierenden auch kri­tisch gese­hen wer­den. Trotzdem sind die Fachschaftsräte eine Stütze der uni­ver­si­tä­ren Gemeinschaft und leis­ten einen wich­ti­gen Beitrag für all jene, die aktiv an des­sen Gestaltung mit­wir­ken wollen.

Verteilung der Studierenden auf die Fachschaften (Daten Grundlage sind die Angaben zu Wahlberechtigten der Hochschulwahl 2025)
Veränderungen der Zusammensetzung des Mitgliedsbeitrags

Im Jahr 2002 lag der Mitgliedsbeitrag noch knapp unter sechs Euro. Dies änder­te sich mit den zusätz­li­chen 50 Cent, die ab 2005 die has­tu­zeit finan­zier­ten. 2013 gab es eine ers­te Erhöhung für die FSRs von 2,05 Euro auf 2,20 Euro, wäh­rend der StuRa begann Aufwandsentschädigungen aus­zu­zah­len. Fünf Jahre spä­ter kam es zur nächs­ten Erhöhung. Dabei stie­gen die Aufwandsentschädigungen antei­lig von 0,75 Euro auf 1,30 Euro an. Im glei­chen Atemzug ver­dop­pel­te sich auch fast der all­ge­mei­ne Haushalt des StuRa von 3,50 Euro auf 6,20 Euro. Die letz­te Änderung des Mitgliedsbeitrags kam im Jahr 2024 mit der Vollmitgliedschaft im fzs (frei­er Zusammenschluss von Student*innenschaften), für wel­che 40 Cent zusätz­lich von den Studierenden der MLU gezahlt wer­den mussten.

Prozentuale Anteile am Mitgliedbeitrag

Zwar ist der Anteil der FSR-Gelder im Vergleich zum StuRa über die Jahre gesun­ken. Allerdings ist im Vergleich der Anteil des all­ge­mei­nen Haushalts rela­tiv kon­stant geblie­ben. Eine deut­li­che Verschiebung wur­de haupt­säch­lich durch die Aufwandsentschädigungen ausgelöst.

Die drei Säulen des Semesterbeitrags
Verhältnismäßige Übersicht der Studierenden in den Fachschaften. Ein Quadrat reprä­sen­tiert rund 170 Studierende

Text und Grafiken: Johannes Wingert


01.07.2025, 22:21 Uhr: Korrektur Forderung FSR Jura + Bestätigung Mitgliedsbeitragserhöhung

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