Das Unikino erfreut sich in Halle gro­ßer Beliebtheit. Einmal pro Woche wer­den Filme der ver­schie­dens­ten Genres vor­ge­führt. Was ist die Motivation, sich dort zu enga­gie­ren? Was macht die Atmosphäre des Unikinos aus? Wie erfolgt die Auswahl der Filme? Die has­tu­zeit hat sich beim Organisationsteam und den Zuschauern umge­hört und nach­ge­fragt, was am Unikino fasziniert.

Donnerstagabend vor dem Audimax. Eine lan­ge Schlange hat sich vor dem Hörsaal XXII bis zur Eingangstür gebil­det und war­tet gespannt dar­auf, an der Abendkasse Tickets für den gleich begin­nen­den Film zu kau­fen. Fröhliches Stimmengewirr ist in der Eingangshalle und in dem Hörsaal, der sich immer mehr füllt, zu hören. Schneller als man sich ver­sieht, ist es 20.15 Uhr, und der Raum wird dunkel.

Foto: Benjamin Pape

Doch bevor der Film so rich­tig begin­nen kann, sind noch eini­ge Ansagen zu machen und Formalia zu klä­ren, wie die Erläuterung der Notwendigkeit der Clubkarte. Danach beginnt das inzwi­schen schon legen­dä­re Gewinnspiel, bei dem zu jeder Aufführung die DVD des Films, der gezeigt wird, sowie Freikarten für eine Vorstellung ver­lost werden.

Im Gespräch mit dem Team und beim Beobachten der Gruppe wird deut­lich, dass die Organisatoren des Unikinos vor allem aus Liebe und Begeisterung zum Film die wöchent­li­chen Veranstaltungen orga­ni­sie­ren. »Bei mir hat es damit ange­fan­gen, dass ich jede Woche hin­ge­gan­gen bin und gescherzt habe, dass ich da eigent­lich mal mit­ma­chen müss­te«, so Greta. Sie sei sel­ber gar nicht auf die Idee gekom­men, im Team mit­zu­ar­bei­ten, und wäre damals ange­spro­chen wor­den, ob sie nicht Lust hät­te mit­zu­ma­chen. Bei ihrem Vereinskollegen Simon war es genau anders­her­um: Er erzählt, dass er bei der Harry-Potter-Woche 2016 immer gefragt hät­te, ob er nicht beim Aufbau hel­fen kön­ne. Im Oktober 2016 sei er dann gefragt wor­den, ob er nicht Lust habe, sich regel­mä­ßig im Team zu enga­gie­ren. Die meis­ten Mitglieder kamen durch Aufrufe, dass Nachwuchs gesucht wird – was eigent­lich immer der Fall ist –, hinzu.

Foto: Benjamin Pape
Von Filmauswahl, Finanzierung und Besuchern

Jedes Semester wer­den die Filme durch das Unternehmen Unifilm, wel­ches ein Netzwerk aus cir­ca 80 Unikinos in ganz Deutschland dar­stellt, in einer gro­ßen Liste mit Vorschlägen bereit­ge­stellt. Aus den Vorschlägen wird dann das Programm für das nächs­te Semester von den ein­zel­nen Unikinos zusam­men­ge­stellt. Dabei besteht die Liste aus aktu­el­len Streifen sowie aus sol­chen, die an ande­ren Unikinos gut lie­fen. Aus den Vorschlägen von rund 200 Filmen darf sich jedes Mitglied aus Halle fünf Filme aus­su­chen und auf­stel­len. An einem Abend wer­den dann in gemüt­li­cher Runde bei Snacks die Filme zuerst grob vor­sor­tiert und dann in einer Feinauswahl ein Semesterprogramm zusam­men­ge­stellt. So ste­hen oft mehr Filme – meist um die 50 – bereit, als es Termine gibt. Hier müs­se noch­mals kräf­tig aus­sor­tiert wer­den. Oft habe sie eine Strategie zur Selektion, so Greta: »Wenn ich weiß, dass Simon den Film unbe­dingt will, dann wäh­le ich den nicht und ver­lass mich ein­fach dar­auf, dass er den aus­wäh­len wird.«

Die Finanzierung, so Greta, lau­fe einer­seits über das Netzwerk Unifilm, wel­ches die Lizenzen für die Filmvorführungen besorgt. Andererseits geben noch Sponsoren Geld, die ent­we­der das gan­ze Netzwerk oder das loka­le Uniteam unter­stüt­zen. Die Ticketeinnahmen gehen fast kom­plett zurück ans Netzwerk, wodurch auch klei­ne Kinos mit weni­gen Besuchern durch die gro­ßen Kinos mit vie­len Besuchern getra­gen wer­den. Somit ist es auch zu ent­schul­di­gen, dass die Zuschaueranzahl von Film zu Film unter­schied­lich ist – zumal das Wintersemester immer bes­ser als das Sommersemester läuft, da das Wetter natür­lich die größ­te Konkurrenz darstellt.

Filme, die eher in den Programmkinos lie­fen, so Simon, wür­den im Unikino bes­ser lau­fen, da vie­le die­se gar nicht auf dem Schirm gehabt hät­ten. Häufig kom­me es auch vor, dass vie­le Leute zu den Filmen kämen, die sie in den rich­ti­gen Kinos ver­passt hät­ten. Highlight sei immer am Ende des Jahres die Vorführung des Klassikers »Die Feuerzangenbowle« mit Heinz Rühmann in der Hauptrolle, wo auf drei Hörsäle ver­teilt bis zu 1000 Besucher kämen.

Foto: Benjamin Pape
»Das Unikino hat seinen Charme«

Auf die Frage beim Publikum nach der Motivation, das Unikino zu besu­chen, kommt fast wie aus der Pistole geschos­sen, dass die Atmosphäre bes­ser sei als in einem nor­ma­len Kino. So sei es nicht schlimm, wenn man wäh­rend der Vorstellung kurz reden wür­de. Die Geselligkeit sei bes­ser, und vie­le fin­den es schön, dass der Hörsaal umfunk­tio­niert wird. Das Team des Unikinos habe es oft­mals erlebt, dass Zuschauer in einen Film gegan­gen sei­en, ohne zu wis­sen, wel­cher Film lie­fe, son­dern ein­fach des Erlebnisses wegen. »Es ist so eine Faszination Unikino, die die Leute her­bringt, weil es ein­fach ein schö­nes Erlebnis ist«, über­legt Greta. »Es hat halt sei­nen Charme.«

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