Das Unikino erfreut sich in Halle großer Beliebtheit. Einmal pro Woche werden Filme der verschiedensten Genres vorgeführt. Was ist die Motivation, sich dort zu engagieren? Was macht die Atmosphäre des Unikinos aus? Wie erfolgt die Auswahl der Filme? Die hastuzeit hat sich beim Organisationsteam und den Zuschauern umgehört und nachgefragt, was am Unikino fasziniert.
Donnerstagabend vor dem Audimax. Eine lange Schlange hat sich vor dem Hörsaal XXII bis zur Eingangstür gebildet und wartet gespannt darauf, an der Abendkasse Tickets für den gleich beginnenden Film zu kaufen. Fröhliches Stimmengewirr ist in der Eingangshalle und in dem Hörsaal, der sich immer mehr füllt, zu hören. Schneller als man sich versieht, ist es 20.15 Uhr, und der Raum wird dunkel.
Doch bevor der Film so richtig beginnen kann, sind noch einige Ansagen zu machen und Formalia zu klären, wie die Erläuterung der Notwendigkeit der Clubkarte. Danach beginnt das inzwischen schon legendäre Gewinnspiel, bei dem zu jeder Aufführung die DVD des Films, der gezeigt wird, sowie Freikarten für eine Vorstellung verlost werden.
Im Gespräch mit dem Team und beim Beobachten der Gruppe wird deutlich, dass die Organisatoren des Unikinos vor allem aus Liebe und Begeisterung zum Film die wöchentlichen Veranstaltungen organisieren. »Bei mir hat es damit angefangen, dass ich jede Woche hingegangen bin und gescherzt habe, dass ich da eigentlich mal mitmachen müsste«, so Greta. Sie sei selber gar nicht auf die Idee gekommen, im Team mitzuarbeiten, und wäre damals angesprochen worden, ob sie nicht Lust hätte mitzumachen. Bei ihrem Vereinskollegen Simon war es genau andersherum: Er erzählt, dass er bei der Harry-Potter-Woche 2016 immer gefragt hätte, ob er nicht beim Aufbau helfen könne. Im Oktober 2016 sei er dann gefragt worden, ob er nicht Lust habe, sich regelmäßig im Team zu engagieren. Die meisten Mitglieder kamen durch Aufrufe, dass Nachwuchs gesucht wird – was eigentlich immer der Fall ist –, hinzu.
Von Filmauswahl, Finanzierung und Besuchern
Jedes Semester werden die Filme durch das Unternehmen Unifilm, welches ein Netzwerk aus circa 80 Unikinos in ganz Deutschland darstellt, in einer großen Liste mit Vorschlägen bereitgestellt. Aus den Vorschlägen wird dann das Programm für das nächste Semester von den einzelnen Unikinos zusammengestellt. Dabei besteht die Liste aus aktuellen Streifen sowie aus solchen, die an anderen Unikinos gut liefen. Aus den Vorschlägen von rund 200 Filmen darf sich jedes Mitglied aus Halle fünf Filme aussuchen und aufstellen. An einem Abend werden dann in gemütlicher Runde bei Snacks die Filme zuerst grob vorsortiert und dann in einer Feinauswahl ein Semesterprogramm zusammengestellt. So stehen oft mehr Filme – meist um die 50 – bereit, als es Termine gibt. Hier müsse nochmals kräftig aussortiert werden. Oft habe sie eine Strategie zur Selektion, so Greta: »Wenn ich weiß, dass Simon den Film unbedingt will, dann wähle ich den nicht und verlass mich einfach darauf, dass er den auswählen wird.«
Die Finanzierung, so Greta, laufe einerseits über das Netzwerk Unifilm, welches die Lizenzen für die Filmvorführungen besorgt. Andererseits geben noch Sponsoren Geld, die entweder das ganze Netzwerk oder das lokale Uniteam unterstützen. Die Ticketeinnahmen gehen fast komplett zurück ans Netzwerk, wodurch auch kleine Kinos mit wenigen Besuchern durch die großen Kinos mit vielen Besuchern getragen werden. Somit ist es auch zu entschuldigen, dass die Zuschaueranzahl von Film zu Film unterschiedlich ist – zumal das Wintersemester immer besser als das Sommersemester läuft, da das Wetter natürlich die größte Konkurrenz darstellt.
Filme, die eher in den Programmkinos liefen, so Simon, würden im Unikino besser laufen, da viele diese gar nicht auf dem Schirm gehabt hätten. Häufig komme es auch vor, dass viele Leute zu den Filmen kämen, die sie in den richtigen Kinos verpasst hätten. Highlight sei immer am Ende des Jahres die Vorführung des Klassikers »Die Feuerzangenbowle« mit Heinz Rühmann in der Hauptrolle, wo auf drei Hörsäle verteilt bis zu 1000 Besucher kämen.
»Das Unikino hat seinen Charme«
Auf die Frage beim Publikum nach der Motivation, das Unikino zu besuchen, kommt fast wie aus der Pistole geschossen, dass die Atmosphäre besser sei als in einem normalen Kino. So sei es nicht schlimm, wenn man während der Vorstellung kurz reden würde. Die Geselligkeit sei besser, und viele finden es schön, dass der Hörsaal umfunktioniert wird. Das Team des Unikinos habe es oftmals erlebt, dass Zuschauer in einen Film gegangen seien, ohne zu wissen, welcher Film liefe, sondern einfach des Erlebnisses wegen. »Es ist so eine Faszination Unikino, die die Leute herbringt, weil es einfach ein schönes Erlebnis ist«, überlegt Greta. »Es hat halt seinen Charme.«