Wieder sind die Hochschulwahlen in eine neue Runde gegangen! Wird es in unseren brisanten Zeiten Veränderungen in der Hochschulpolitik geben?
Vom 30.5. bis 7.6.2023 konnten alle Studierenden der Martin-Luther-Universität in Halle am elektronisch durchgeführten Wahlverfahren teilnehmen. Online-Wahlen wurden von der Studierendenschaft im Voraus scharf kritisiert — unter anderem aus Datenschutzgründen.
Mit 2935 von 18526 wahlberechtigten Studenten haben letztlich lediglich 15,8 und damit ganze 4 Prozent weniger ihre Stimme gegeben als im vorherigen Jahr. Da Studierendenschaft und Universität aber an einer gemeinsamen Wahlorganisation festhalten wollten, war die Entscheidung so ausgefallen. Neu entschieden wurde dieses Mal über die Mitglieder und Stellvertretenden der Mitgliedergruppe 3 (Studierende) für die Universitätsgremien Senat und Fakultätsrat, des Weiteren wurden der Stura und die Fachschaftsräte neu besetzt.
Von den zu vergebenen Plätzen im Stura gingen jeweils 4 an den Spitzenreiter der vorherigen Wahl, die Offene Linke Liste (OLLi), und die Juso-Hoschschulgruppe. In den einzelnen Fakultäten hat die Juso-Hochschulgruppe die OLLi mitunter sogar überholen können. Bei den offenen Plätzen bleibt ihr der erste Platz hingegen unangetastet. Mit 3 Sitzen sind weiterhin die Liberale Hochschulgruppe LHG, mit 2 der RCDS als Hochschulgruppe der CDU und mit einem die Antifaschistische Liste vertreten. Bei den studentischen Vertretern für den Senat ist die Grüne Hochschulgruppe nun wieder dabei, auch “Friedas for Future” etabliert sich weiterhin und behält ihren Platz.
Große Abweichungen zu vorherigen Ergebnissen gibt es bei der diesjährigen Wahl nicht. Während die OLLi einen Platz verloren hat, hat die Juso-Hochschulgruppe einen hinzubekommen. Die Antifaschistische Liste musste einen Platz an die Grüne Hochschulgruppe abtreten. Damit haben sich die Sitzverteilungen der vertretenen Listen etwas angeglichen, aber gravierende Veränderungen in der Hochschulpolitik werden nicht zu erwarten sein.
Text: Marie Reppe
Grafiken: Konrad Dieterich
Rückwärts nimmer
Am 12. Juni 2023 hat sich der Studierendenrat gegen eine Rückkehr zur Präsenzwahl ausgesprochen. In einem Stimmungsbild wollten 4 Mitglieder eine Wahl auf Papier, 8 bevorzugten die Onlinewahl und 7 enthielten sich.
Erneut hatte insbesondere Johannes Kohl von der Offenen Linken Liste energisch gegen Onlinewahlen argumentiert. Grundsätzlich besteht bei elektronischen Stimmabgaben das Dilemma, dass sie entweder nicht geheim oder nicht überprüfbar sind. Werden die Wählerstimmen im System anonymisiert, dann sind eventuelle Manipulationen nicht mehr nachweisbar – anders als bei einer Papierwahl, wo eine Neuauszählung möglich ist.
Toni Matthes (Liberale Hochschulgruppe) wies darauf hin, dass sich vor der Wahl fast alle Listen für die Beibehaltung der Onlinewahl positioniert hätten. Für die Fachschaftsräte habe es früher einen unfassbaren Aufwand bedeutet, die Wahllokale zu betreuen. Jonah Storf (Offene Linke Liste) hielt es für schwierig, Präsenzwahlen barrierefrei zu organisieren. Seh- oder Gehbehinderte seien womöglich auf Assistenz angewiesen. Lisa Freitag (Liberale Hochschulgruppe) meinte, in den Naturwissenschaften gebe es kaum Pausen, um ins Wahllokal zu gehen. Online zu wählen sei wesentlich entspannter. Jan Niklas Reiche (Juso-Hochschulgruppe) stellte fest, dass der Onlinemodus nichts an der Wahlbeteiligung geändert habe. Einige Leute wollten nicht digital wählen, zudem habe es technische Probleme gegeben. Hochschulwahlen sollten die gleiche Relevanz wie andere politische Wahlen haben, die in Deutschland nach wie vor auf Papier durchgeführt werden. Franka Wolberg (Juso-Hochschulgruppe) entgegnete, dass einige europäische Staaten durchaus eine Online-Stimmabgabe ermöglichten. Artur Stock (Offene Linke Liste) und auch Jan Niklas Reiche plädierten dafür, die Wahlen auf jeden Fall gemeinsam mit der Uni durchzuführen.
Im Ergebnis gab der Stura seinen vorsitzenden Sprechern keinen Verhandlungsauftrag an die Universität mit. Die nächsten Hochschulwahlen finden online vom 16. Mai 2024, 10.00 Uhr bis 27. Mai 2024, 15.00 Uhr statt. Dabei setzt die Universität wie schon in früheren Jahren auf Software der Polyas GmbH. Für die Hochschulwahlen 2023 hatte die Universität ein System der Firma Electric Paper Informationssysteme GmbH genutzt.
Text: Konrad Dieterich