Jedes Jahr wer­den die Gremien im Stu­ra neu gewählt. Die Wahlen soll­ten ursprünglich im Mai stat­tfind­en, nun wur­den sie coro­n­abe­d­ingt ver­schoben und sollen im Dezem­ber erfol­gen. Dies bietet auch den Erstsemester:innen die Chance, an den Wahlen teilzunehmen, doch eine nor­male Wahl, wie es die Studieren­den aus Halle ken­nen, wird es wohl nicht geben.

E‑Voting oder auch Online-Wahlen kön­nten eine Alter­na­tive zu den herkömm­lichen Präsenz- oder Briefwahlen sein. „Es wird zwis­chen harten und weichen Wahlen entsch­ieden: die harten Wahlen sind die klas­sis­chen Urnen­wahlen, in denen die Studieren­den die Möglichkeit haben, in ein Wahlbüro zu gehen und dort ihre Stimme abzugeben“, so Robin Rol­nik, vor­sitzen­der Sprech­er des Sturas. Das son­st genutzte Ver­fahren wird dieses Jahr coro­n­abe­d­ingt allerd­ings nicht stat­tfind­en. Die Briefwahl und die Online-Wahl zählen zu den weichen Wahl­meth­o­d­en: „Die Studieren­den­schaft fordert schon seit vie­len Jahren eine Online-Wahl, um den Zugang zu erle­ichtern und die Wahlbeteili­gung zu erhöhen“, sagt Robin. Die Beteili­gung lag bei den vorheri­gen Wahlen unter 20 Prozent. „Das ist allerd­ings nicht der einzige Grund, weshalb die Online-Wahl Vorteile bietet: Sie erzielt ein schnelles Ergeb­nis mit weniger Bürokratieaufwand sowie eine bar­ri­ere­freie Möglichkeit, wählen zu gehen“, so Robin. Die Fehler­haftigkeit kön­nte auch min­imiert wer­den, da son­st Wahlhelfer im Wahlbüro arbeit­en und es zu Fehlern bei der Wahlauszäh­lung kom­men kann.

Illus­tra­tion: Kon­rad Dieterich, Ele­na Kost; Note­book-Vor­lage von rawpixel.com/Freepik
Sicherheit der Online-Wahl

Doch wie sich­er ist die Online-Wahl, und wie kann die Anonymität gewährleis­tet wer­den? „Im Löwen­por­tal wird es über einen neuen Reit­er einen sicheren ver­schlüs­sel­ten Link zu der Wahlsoft­ware geben, der Serv­er wird von Polyas zur Ver­fü­gung gestellt, unter diesem Serv­er bekom­men die Wäh­ler indi­vidu­elle Tokens“, sagt Robin. Polyas ist ein Wahlserv­er, der von vie­len Unis in der Ver­gan­gen­heit genutzt wurde, darunter die Uni­ver­sitäten in Magde­burg, Jena und Kiel.

Peter Böttch­er ist Vor­sitzen­der des Fach­schaft­srats für Mathematik/Informatik und ste­ht der anste­hen­den Online-Wahl besorgt gegenüber: „Es kann keine Online-Wahl abge­hal­ten wer­den, die gle­ichzeit­ig geheim und nachvol­lziehbar ist, das geht aktuell nicht.“
Nor­maler­weise wird eine ge­heime Wahl gewährleis­tet, indem man in ein Wahllokal geht und seinen Stim­mzettel in die Wahlurne wirft. „Bei ein­er Online-Wahl geht das nicht; man kann seine Stimme ein­senden, aber durch die Token wird das Geheimnis­prinzip ver­let­zt.“ Allerd­ings könne man sich ohne To­kens nicht sich­er sein, ob das Wahlergeb­nis kor­rekt sei. Die soge­nan­nten Tokens sind in­dividuelle Num­mern, die jede:r Wähler:in beim Ein­loggen in das Wahl­system bekommt, um auss­chließen zu kön­nen, dass dop­pelt gewählt wird.

Das aus­gewählte Wahl­pro­gramm Polyas ist ein weit­er­er Kri­tikpunkt des Fach­schaft­srats für Mathematik/Informatik. Das Wahlsoft­ware wird anscheinend alle halbe Jahre von einem exter­nen Unternehmen geprüft, allerd­ings gehört diese ver­meintliche Prü­fungs­fir­ma auch zu dem gle­ichen Unternehmen. Der Stu­ra kann diese Sorge nachvol­lziehen. „Dies bedeutet nicht konkret, dass dadurch etwas schiefge­ht, es geht um die Penetra­tionstests für Polyas, um zu prüfen, ob diese Sys­teme vor exter­nen Angrif­f­en geschützt sind. Das Pro­gramm selb­st hat keine Täuschungsab­sicht“, meint Robin. Ein weit­er­er Kri­tikpunkt des Fach­schaft­srats Mathe/Info liegt auf den Quell­codes, die vom Unternehmen nicht zur Ver­fü­gung gestellt wer­den; das ver­lei­he den Anschein ein­er Black­box. Infor­ma­tio­nen und Abläufe sind dadurch nicht klar nachvol­lziehbar. Robin ver­ste­ht diese Kri­tik: „Polyas sel­ber bietet auch an, dass ein unab­hängiger Part­ner einen Blick auf die Quell­codes haben kann, allerd­ings hat die bre­ite Öffentlichkeit keinen Zugriff darauf.“ Jede Wahl fordert ein gewiss­es Maß an Ver­trauen, und Robin ist überzeugt davon, mit der Online-Wahl eine demokratisch sichere Wahl erzie­len zu können.

Und was passiert nach Corona?

„Wenn sich die Online-Wahl bewährt, kön­nte sie auch nach der Coro­na-Pan­demie weit­er­hin genutzt wer­den, gle­ichzeit­ig bietet sie auch eine Alter­na­tive“, sagt Robin. Eine Briefwahl ist den­noch weit­er­hin möglich.

  • Was Ihr alles wählen kön­nt und wofür die unter­schiedlichen Gremien ste­hen, erfahrt Ihr im Beitrag: “Was ihr wählt” 
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