Sich in eine neue Stadt einzuleben kann her­aus­fordernd sein. Noch schwieriger gestal­tet sich jedoch die Umstel­lung auf ein anderes Land. Paula Klötzke ist Ref­er­entin für Inter­na­tionales im Studieren­den­rat der MLU und hil­ft inter­na­tionalen Studieren­den in Halle anzukom­men. Im Inter­view berichtet sie von ein­er Art Zahlen­fetis­chis­mus, der einige Unis befall­en zu haben scheint, ihrer Arbeit als Ref­er­entin und dem neu gegrün­de­ten AK Internationales.

Wie bist du in Halle gelandet?
Das ist eine witzige Geschichte, weil ich tat­säch­lich in Halle geboren bin. Meine Eltern haben hier studiert, aber ich bin dann mit meinen Eltern als Kind ins Aus­land gezo­gen und erst für das Studi­um wieder nach Halle zurück­gekehrt. Ich habe zuerst in Weißrus­s­land gelebt, danach in Ungarn, Budapest; Kroa­t­ien, Zagreb. Obwohl ich ab Kroa­t­ien auch halb in Deutsch­land war, im Inter­nat. Dann noch ein biss­chen in den Nieder­lan­den, Rot­ter­dam, wo meine Eltern jet­zt auch leben.

Was studierst du und warum?
Ich studiere Poli­tik­wis­senschaften und Philoso­phie, bei­des inter­essiert mich sehr. Es fiel mir schw­er, mich auf nur eine Sache festzule­gen, und ich dachte auch, es sei ein guter Ein­stieg, um dann zu guck­en, wie es nach dem Bach­e­lor weitergeht.

Warum woll­test du Ref­er­entin für Inter­na­tionales wer­den?
Ich habe mich bewor­ben, weil ich mich gerne ein­brin­gen wollte und dachte, dass ich auf­grund mein­er eige­nen Auslands­erfahrungen auch gut helfen kann. Ich weiß, welche Prob­leme es da geben kann.

Logo Arbeit­skreis Internationales 

Was machst du als Ref­er­entin?
Ich bin vor allem da, um inter­na­tionale Studierende zu berat­en. Ich habe auch eine Sprech­stunde, zu der jed­er hinkom­men kann. Dann ver­suche ich direkt zu helfen, zu ver­mit­teln und teil­weise auch mitzukom­men. Beispiel­sweise komme ich mit in die Rechts­ber­atung des Sturas, um dort auch zu über­set­zen. Son­st habe ich Kon­takt zum Inter­na­tion­al Office, Stu­den­ten­werk und natür­lich dem Studienkolleg.

Was ist das Stu­di­enkol­leg?
Das Stu­di­enkol­leg bietet stu­di­en­vor­bere­i­t­ende Kurse für inter­na­tionale Studierende an, deren bish­erige Abschlüsse in Deutsch­land nicht oder nur teil­weise anerkan­nt wer­den und die somit eigentlich nicht hochschulzu­gangs­berechtigt sind. Die Kurse sind auf das jew­eils angestrebte Fach zugeschnit­ten und ver­mit­teln, soweit ich weiß, sowohl all­ge­meine Deutschken­nt­nisse als auch fach­spez­i­fis­ches Wissen.

Wobei brauchen die Studieren­den denn Unter­stützung?
Das ist ziem­lich unter­schiedlich, das hängt vom Herkun­ft­s­land und der Aufen­thalts­dauer ab. Häu­fige Prob­leme treten bei Behör­dengän­gen auf, vor allem Ver­ständi­gung ist ein großes Prob­lem. Ein weit­eres großes Prob­lem ist auch die Woh­nungssuche; in vie­len anderen Län­dern ist es nor­mal, eine Woh­nung mit einem Stu­di­en­platz zu bekom­men. In Deutsch­land ist das allerd­ings nicht so. Viele rech­nen nicht damit, dass es ein so großes Prob­lem ist, hier eine Woh­nung zu finden.

Was bere­it­et dir bei dein­er Arbeit die meiste Freude?
Der Kon­takt mit den inter­na­tionalen Studieren­den. Es ist super inter­es­sant, woher die Leute kom­men, was sie studieren, wo ihre Inter­essen liegen und wie es sie nach Halle ver­schla­gen hat.

Was ärg­ert dich als Ref­er­entin und würdest du gerne ändern?
Ich habe das Gefühl, dass es in Halle, aber auch an vie­len anderen Unis in Deutsch­land, beim The­ma Inter­na­tion­al­isierung nur um Zahlen geht. Die Uni schmückt sich mit ein­er gewis­sen Prozentzahl an inter­na­tionalen Studieren­den. Es ist natür­lich toll, wenn ein Aus­tausch stat­tfind­et, aber ich habe das Gefühl, dass dabei dann schnell die indi­vidu­elle Per­son vergessen wird. Also welche zusät­zlichen Schwierigkeit­en für die Studieren­den auftreten. Ger­ade diese gehören aber auch zu dem großen Wort »Inter­na­tion­al­isierung« dazu.

War dies der Grund, warum du den Stu­ra-Arbeit­skreis Inter­na­tionales gegrün­det hast?
Genau, den habe ich aber nicht alleine, son­dern mit ein­er Kom­mili­tonin gegrün­det, die sel­ber aus ihrem Heimat­land nach Deutsch­land gekom­men ist, um hier zu studieren. Der Arbeit­skreis wurde gegrün­det, weil mir aufge­fall­en ist, dass es wenig Repräsen­ta­tion für inter­na­tionale Studierende gibt. Also, es gibt wenig Möglichkeit­en, sich in der Studieren­den­schaft einzubrin­gen, teilzuhaben und sich zu engagieren für die eige­nen Inter­essen, aber auch die Inter­essen der gesamten Studieren­den­schaft. Der AK Inter­na­tionales soll ein Raum für inter­na­tionale Studierende sein, um zusam­men­zukom­men, sich auszu­tauschen und an den Din­gen zu arbeit­en, die sie beschäftigen.

Wer kann beim AK Inter­na­tionales mit­machen?
Ich bin ja sel­ber nicht inter­na­tionale Studierende, grund­sät­zlich schließen wir also nicht aus, dass jed­er mit­machen kann, primäre Ansprech­per­so­n­en sind aber inter­na­tionale Studierende. Wenn jemand sich sehr mit diesem The­ma ver­bun­den fühlt und vielle­icht sel­ber Erfahrun­gen gemacht hat, ist diese Per­son natür­lich gerne willkommen.

Was planst du als Ref­er­entin in der Zukun­ft?
Auf jeden Fall den Arbeit­skreis Inter­na­tionales weit­er auf­bauen. Wir wür­den uns sehr freuen, wenn im neuen Semes­ter viele inter­na­tionale Studierende zu uns kom­men und wir gemein­sam Pro­jek­te anfan­gen oder weit­er­en­twick­eln kön­nen. Wir haben sehr viele Ideen, aber uns fehlen ein­fach die Men­schen. Zum anderen hoffe ich, die bish­er aufge­baut­en Kon­tak­te als Ref­er­entin für Inter­na­tionales zu hal­ten, sodass mein Nach­fol­ger oder meine Nach­fol­gerin mit diesen Kon­tak­ten auch weit­er­ar­beit­en kann. Das war zu mein­er Anfangszeit ein Prob­lem, nicht zu wis­sen, wen ich bei spez­i­fis­chen Prob­le­men anschreiben oder anrufen kann.

Welche Ideen habt ihr im AK?
Die Ideen sind zweigeteilt. Auf der einen Seite wollen wir mehr mit dem Rek­torat und den Insti­tu­tio­nen, wie dem Inter­na­tion­al Office, ins Gespräch kom­men, um dem Infor­ma­tions­fluss zu verbessern. Auch ist uns bei den Gän­gen zur Aus­län­der­be­hörde aufge­fall­en, dass zum Beispiel nicht klar war, welche Doku­mente vorhan­den sein müssen. Das sind ganz prak­tis­che Sachen. Zum anderen wollen wir auch ideell arbeit­en und uns all­ge­mein damit beschäfti­gen, was es heißt, wenn inter­na­tionale Studierende an der Uni studieren. Wie unsere Erfahrun­gen und Ideen uns gegen­seit­ig bere­ich­ern kön­nen, wie die Studieren­den­schaft von Men­schen aus unter­schiedlichen Län­dern prof­i­tieren kann. Ich würde mich freuen, wenn wir mehr über Mehrsprachigkeit reden, sowohl in der Lehre als auch all­ge­mein in der Studierendenschaft.

Möcht­est du unseren Leser:innen noch etwas mit­teilen?
Der AK Inter­na­tionales freut sich auf jedes neue Mit­glied, wir sind offen für alle. Wir hof­fen auf neue Ideen und Konzepte, aber jed­er kann auch gerne mit Beschw­er­den oder Prob­le­men zu uns kom­men. Darüber kön­nen wir gerne reden und dann ver­suchen wir, neue Lösungsan­sätze zu find­en. Also kommt alle zum näch­sten Tre­f­fen des AK Internationales!

Foto: Jonas Leonhardt 
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