Feminismus ist mit Kritik, Ablehnung und Vorurteilen behaf­tet. Dabei geht es doch im Grunde, um den Kampf für Selbstbestimmung und Gleichheit. Das soll­te doch eigent­lich allen zugu­te­kom­men, oder? 

Ich bin Feministin. Und nein, das bedeu­tet nicht, dass ich Männer has­se und mei­ne BHs demons­tra­tiv ver­bren­ne – wäre auch auf Dauer ziem­lich teu­er. Aber was genau kann man unter Feminismus ver­ste­hen? Nun, für mich sind Feminist:innen Menschen, die sich für die Gleichstellung aller Geschlechter in sozia­len, poli­ti­schen und wirt­schaft­li­chen Bereichen ein­set­zen. Eine Schaffung neu­er Blickwinkel auf bestehen­de Geschlechterrollen, Verhaltensweisen und Erwartungen, die geprägt sind durch unse­re Gesellschaftsstrukturen. Also alle ein­mal auf­at­men – Eine Weltherrschaft durch das weib­li­che Geschlecht wird nicht ange­strebt. Natürlich sind Demos und Protestmärsche, die radi­kal, poli­tisch oder rebel­lisch auf ande­re wir­ken kön­nen, nur ein Teil der Bewegung. Darum soll­te nicht ver­ges­sen wer­den, dass das Ziel von Feminist:innen nicht die Verbreitung von Männerhass oder die Gründung eines Matriarchats (Gegenteil vom Patriachat) ist. 

Quelle: Flavia Jacquier

Im Grundgesetz Artikel 3 steht „Männer und Frauen sind gleich­be­rech­tigt“ – aber in der Praxis ist das lei­der noch nicht so. Einiges, wie das Wahlrecht, wur­den natür­lich schon durch die Arbeit von Feminist:innen wie Susan B. Anthony oder Betty Friedan erreicht, aber auf­hö­ren soll­te man des­halb noch lan­ge nicht. Denn auch wenn es zum Beispiel in Deutschland seit 2017 die Ehe für alle gibt und Fortschritte erkenn­bar sind, ist es inter­na­tio­nal gese­hen noch ein wei­ter Weg zu einer Gleichstellung. Nachhaltig las­sen sich Gesellschaftsstrukturen ver­än­dern, indem Themen — wie unan­ge­nehm sie auch sein mögen — ange­spro­chen wer­den und dar­über dis­ku­tiert wer­den darf. Denn damit wer­den die gesell­schaft­li­chen Werte wie Selbstbestimmung und Gerechtigkeit neu defi­niert, um ein Zeichen für zukünf­ti­ge Generationen zu set­zen und ein Umdenken zu ermöglichen. 

Wir als Studierendenzeitung möch­ten den Fokus auf femi­nis­ti­sche Themen legen, die, wie wir fin­den, offen bespro­chen und erklärt wer­den soll­ten. Und damit star­tet unse­re hastuSex-Kolumne, wo im Turnus von zwei Wochen ein Online-Artikel erschei­nen wird. Wir wün­schen viel Spaß beim Lesen und hof­fen euch zum dis­ku­tie­ren anzuregen. 

Mit einem Stimmungsbild unserer Hastuzeit-Redaktion zum Thema Feminismus soll diese Kolumne beginnen: 

Weiblich, 21 – Ich bin Feministin, weil ich für die Gleichberechtigung aller Geschlechter ein­ste­he. Ich fin­de es beson­ders wich­tig zu beto­nen, dass Feminist:innen nicht nur für Frauen kämp­fen, son­dern genau­so für alle ande­ren Menschen, die von vor­herr­schen­den Herrschaftsstrukturen unter­drückt werden. 

Männlich 22: Ganz ver­ein­facht gesagt, bedeu­tet Feminismus für mich Gleichberechtigung. Oft wird man als Mann gefragt: “Kannst du über­haupt Feminist sein?” Die Antwort für mich per­sön­lich dar­auf ist ganz klar ein Ja! Feminismus ist nichts Exklusives… Exklusivität ist genau das Gegenteil von Feminismus. Für mich geht es hier­bei um Inklusion und um Diskurs auf Augenhöhe.  Feminismus ist für mich aber genau­so ein Lernprozess, ein Thema mit dem ich mich beschäf­ti­ge und über das ich als nicht betrof­fe­ne Person mehr ler­nen möchte. 

Weiblich, 27: Feminismus ist nicht nur für Frauen da. Feministische Fragen sind Fragen des Alltags – und da ist jede:r ein­be­zo­gen. Es geht dar­um, wie Menschen mit­ein­an­der leben (wol­len) und dass ihnen unab­hän­gig von Sexualität und Geschlecht glei­che Rechte zuge­si­chert wer­den. Feministisches Engagement bedeu­tet für mich des­halb, in Kommunikation zu tre­ten und im öffent­li­chen Diskurs auf Ungerechtigkeiten auf­merk­sam zu machen, denen sonst kein Raum gege­ben wird. 

Männlich 22: Für mich ist Feminismus ein Kampf für Gleichberechtigung und das Brechen von aus­ge­dach­ten Grenzen. Man muss natür­lich aner­ken­nen, dass es Unterschiede zwi­schen den Geschlechtern gibt, aber die machen nicht das eine bes­ser oder schlech­ter als das ande­re und im Detail kommt es ohne­hin auf jede Person für sich an. Obwohl ich Feminismus wich­tig fin­de und mich dafür (und auch viel gegen toxi­sche Männlichkeit) ein­set­ze, wür­de ich mich nur sehr zöger­lich als Feminist bezeich­nen, weil ich selbst nicht betrof­fen bin und daher nie alle Probleme und Empfindungen nach­voll­zie­hen kön­nen werde. 

Weiblich, 21: Für mich bedeu­tet Feminismus vor allem Gleichberechtigung. Und zwar für alle. Dabei ist es vor allem wich­tig eine mög­lichst ehr­li­che und offe­ne Diskussionsebene unter­ein­an­der zu schaf­fen. Problematiken zu the­ma­ti­sie­ren, statt sie zu tabui­sie­ren. Und den Willen zu haben Dinge zu hin­ter­fra­gen, umzu­den­ken und zu ändern. 

Quelle: Rodnae Productions

Also: Feminismus ist nichts ande­res als eine Bewegung von Menschen, die sich für Menschenrechte ein­set­zen. Vielleicht sug­ge­riert der Name etwas ande­res, aber die Bewegung spricht und kämpft für alle. Ihr Ziel: Eine Gleichstellung aller Geschlechter in allen Aspekten und dabei sind die Grenzen klar. Geschlechter, die sich über ande­re stel­len, gehö­ren nicht dazu, genau­so wie Misandrie (Männerhass), die von vie­len ver­meint­li­chen Feminist:innen ver­brei­tet wird. Setzt man sich für Gleichberechtigung ein, ist man unab­hän­gig sei­nes Geschlechts Feminist:in. Dementsprechend kann der Fokus vom Feminismus für jeden woan­ders lie­gen, da die Beschäftigung mit der Stellung des eige­nen Geschlechts inner­halb unse­rer Gesellschaft immer indi­vi­du­ell statt­fin­det. Natürlich sind es mehr­heit­lich Frauen und Queers, die sich als Feminist:innen sehen, da die Bewegung im 18. Jahrhundert von Frauen gegrün­det wur­de. Männer hin­ge­gen sehen sich oft­mals nicht als Feministen oder wis­sen nicht mal, dass der Begriff auch für sie gilt. Ich den­ke, dass es an den gerin­ge­ren Berührungspunkten mit Diskriminierung am Arbeitsplatz, Sexismus und Missbrauch in ihrem Leben liegt. Und auch wenn Männer die Ungleichheit erken­nen, will sich die Mehrheit von ihnen trotz alle­dem nicht als Feminist bezeich­nen. Warum eigent­lich? Fragen, die ich als Frau nicht beant­wor­ten kann. Aber viel­leicht liegt genau da das Problem – die Annahme, dass zwi­schen Frau und Mann dif­fe­ren­ziert wer­den muss. 

5 5 votes
Article Rating
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments