Die Immobilienfirma United Capital geht juristisch gegen die luhze, Leipzigs unabhängige Hochschulzeitung vor, nachdem diese in ihrer letzten Ausgabe einen kritischen Artikel über die Praktiken des Immobilienunternehmens veröffentlichte. Heute soll das Landgericht Leipzig in einem einstweiligen Verfügungsfahren darüber entscheiden, ob die luhze einige Passagen ihres Artikels zu streichen hat.
„Falls das Landgericht Leipzig zu dem Ergebnis kommen sollte, dass unsere Berichterstattung das Unternehmenspersönlichkeitsrecht von United Capital verletzt und somit unterlassen werden muss“, heißt es in der offiziellen Pressemitteilung der Luhze, „sehen wir nicht nur das Bestehen unserer Zeitung, sondern auch die Pressefreiheit generell in Gefahr“.
Das Problem: United Capital sieht sich in den von Mieter:innen zitierten Aussagen falsch dargestellt und fordert, diese aus dem Artikel zu streichen, denn die Zeitung habe sich diese zu eigen gemacht. Die beschriebenen Praktiken des finanzstarken Unternehmens seien dabei beispielsweise die Vermietung von WG-Zimmern für bis zu 18 Euro pro Quadratmeter. Um gemeinsam gegen United Capital vorzugehen, haben sich daher Bewohner:innen einiger Wohnungen in der leipziger Harnackstraße 10 zu einer Initiative zusammengeschlossen – der eigentliche Anlass des Artikels der luhze. Wer sich selbst ein Bild von dem Artikel machen möchte, kann diesen hier nachlesen.
In den letzten Tagen gab es viele Solidaritätsbekundungen mit der ehrenamtlichen Zeitung. So twittert auch der Deutsche Journalisten Verbund Sachsen „Es spricht viel dafür, dass es United Capital vor allem um Einschüchterung einer ehrenamtlich organisierten Hochschulzeitung mit kleinem finanziellem Spielraum geht“. Der Artikel „Bezahlbarer Wohnraum“ sei kritischer Journalismus – und der muss auch nach der Meinung der hastuzeit ohne große finanzielle Rücklagen in Deutschland gesichert sein.
Noch vor Beginn der Verhandlung zieht United Capital die Anklage zurück. Die Pressefreiheit und der kritische Journalismus bleiben vorerst unangetastet.
Nachtrag: Statt der Verhandlung im Landgericht gab es eine Kundgebung auf dem Simsonplatz. Neben Redebeiträgen, Transparenten und Schildern von Betroffenen der Mietsituation, waren auch viele Studierende anwesend, um sich mit der luhze zu solidarisieren.
In der Redaktion der Hochschulzeitung selbst ist die Erleichterung groß. Abgeschreckt weiterhin kritische Artikel zu schreiben, sei man nicht.