Was ist eigent­lich Apartrock? Und wie schafft es eine rela­tiv frisch gegrün­de­te Band die Corona-Zeit zu bewäl­ti­gen und dabei noch Studium und Arbeit unter einen Hut zu bekom­men?  Auf der Suche nach Antworten habe ich die Band Klangapart in ihrem Proberaum besucht.

“Musik ist Emotion, der Spiegel der Seele, und wenn du die Leute dazu ani­mierst, das mit dir zu tei­len, dein eige­nes Spiegelbild zu repro­du­zie­ren, dann ist es ein Wahnsinnsmoment, der abso­lut emo­tio­nal ist – für mich das Highlight des Banddaseins.“  Chris’ Worte gehen mir immer noch durch den Kopf, als das Ruckeln des Autos das Bier in mei­ner Hand fast zum Überlaufen bringt. Währenddessen zer­quet­schen zwei immer schwe­rer wer­den­de Gitarrenkoffer mei­ne Beine. 

Ein Einblick in den Proberaum 

Hauptsache die Instrumente haben es bequem. Die zwei Gitarristen der Band Klangapart, Christian Hedderich und Marc Behring, neh­men mich mit zu ihrer wöchent­li­chen Probe. Der ursprüng­li­che Plan war, die Jungs auf eins ihrer Konzerte zu beglei­ten; dies wur­de jedoch auf­grund der Corona-Pandemie abge­sagt. Mit die­sem Schicksal hat die Band seit Beginn der Pandemie zu kämpfen. 

Abgebildet sind die vier Musiker von "Klangapart". Sie Musizieren mit Bass, E-Gitarre, Schlagzeug und Gesang in einem Proberaum.
Ein Einblick in den Proberaum — Bild von Katharina Schwindack
Der Beginn von Klangapart 

Die Gruppe besteht erst seit cir­ca zwei Jahren, wes­halb fast die gesam­te Bandgeschichte von Corona geprägt ist.  Marc und Christian fass­ten im August 2019 den Entschluss wie­der eine Band zu grün­den. Die bei­den waren schon vor­her in Bandprojekte invol­viert. Im Proberaum erzählt Marc: „Chris und ich hat­ten Bock Mucke zu machen und haben dann halt nach Leuten gesucht und auf Facebook eine Anzeige geschal­tet.“, Chris fügt hin­zu: „Der ers­te Schlagzeuger, der Interesse gezeigt hat, war dann tat­säch­lich Tim. Witzigerweise hat es direkt als wir ihn grin­send im Café haben sit­zen sehen gepasst.“ Als sie im Oktober 2019 dann zu viert waren, haben sie sich offi­zi­ell gegrün­det. Anfang 2020 kam dann erst Marcel dazu um den Platz des Bassisten wie­der zu fül­len. Und so pro­du­zie­ren die bei­den Gitarristen zusam­men mit Schlagzeuger Tim Wawrzek und Marcel Iwohn Songs, die sie selbst als Apartrock bezeich­nen. Ein Genre, das noch ziem­lich unbe­kannt ist, da es sich um eine Eigenkreation der Band han­delt: „Man wird tat­säch­lich als Musiker öfter mal gefragt, was man so für Musik macht und es ist unglaub­lich schwie­rig, wenn man sich nicht selbst zuord­nen kann. Chris ist dann Apartrock ein­ge­fal­len, dabei wur­de ein­fach ein Teil unse­res Namens auf das Genre ange­wandt.“ So habe man auch gleich ein Alleinstellungsmerkmal, das einen von der Masse abhe­be. Der ers­te Fund bei Google im Zusammenhang mit dem Begriff Klangapart oder Apartrock sei immer die Band der vier Musiker, erklärt mir Marc, wäh­rend er an den Reglern sei­nes Verstärkers her­um­dreht. Apartrock – eine sphä­risch tra­gen­de Musikrichtung, bei wel­cher der Text die Musik umschwemmt und Raum zur Interpretation und zum Nachdenken gelas­sen wer­den soll, wie die Band es beschreibt. 

Zwei der Musiker von der Band Klangapart stehen mit Bass und E-Gitarre auf der Bühne bei einem Live-Auftritt.
Live-Auftritt von Klangapart — Bild von Katharina Schwindack
Pandemie macht kreativ 

Mittlerweile ist die­ser beson­de­re Sound auf einer EP und meh­re­ren Singles fest­ge­hal­ten, sogar ein paar Live-Auftritte waren bereits mög­lich. Trotzdem hat die Band auf­grund der Pandemie oft Pläne ändern und Termine absa­gen müs­sen: „Wir waren dann bereit zum Auftreten als es hieß, dass kei­ner mehr auf­tre­ten darf. In der Zeit konn­ten wir uns viel mit dem Drumherum beschäf­ti­gen und hat­ten auch die Möglichkeit, uns inten­siv mit dem Hauptmedium Nummer eins zur­zeit, was nun ein­mal Social Media ist, aus­ein­an­der­zu­set­zen.“ erzählt Tim von sei­nem Schlagzeug aus. Da aktu­ell erneut im Rahmen der Pandemie Maßnahmen gel­ten, plant die Band nun auch wei­ter­hin Online-Projekte. Eine Idee ist bei­spiels­wei­se ein Livestream-Projekt, das sich aber noch in der Entwicklung befin­det. Teil einer Band zu sein, bedeu­tet nicht nur, Musik zu machen, son­dern beinhal­tet auch viel zusätz­li­che Arbeit. 

Musiker sind Multitasker 

Wie ist das alles zu schaf­fen? Chris und Marc stu­die­ren bei­de der­zeit noch der MLU, sind selbst­stän­dig und haben Nebenjobs. „Fünf von sie­ben Tagen erle­di­ge ich was für die Band. Bei mir ist es glück­li­cher­wei­se kein so gro­ßer Konflikt, was Studium und Band betrifft, da ich nur noch zwei Hausarbeiten und eine Abschlussarbeit abge­ben muss. Was eher kol­li­diert, sind Arbeitszeiten mit Bandaufgaben, die man ger­ne zeit­nah, effek­tiv und gut erfül­len will, und da kol­li­die­ren öfter auch mal die Aufgabenbereiche.“ Grundsätzlich sei das aber eine Sache, die man für sich per­sön­lich ent­schei­de. Es kom­me auf die eige­nen Prioritäten an: „Da lohnt es sich auch mal bis in die Nacht hin­ein zu arbei­ten.“ erzählt Chris. Marc fügt hin­zu: „Es ist schon eine Herausforderung alles unter einen Hut zu brin­gen, da braucht es auf jeden Fall eine Wochenplanung.“ 

Die vier begin­nen mit der Probe. Harte Drums und die leicht melan­cho­li­schen und gleich­zei­tig ver­zerr­ten Gitarrenklänge wir­ken auf mich ein. Die Stimmung im Proberaum ist aus­ge­las­sen. Nach und nach wird die gan­ze Setliste durch­ge­spielt. Auf ein paar klei­ne Pausen um ein oder zwei Schlucke aus der küh­len Bierflasche zu neh­men, kann jedoch bei so einer schweiß­trei­ben­den Performance nicht ver­zich­tet wer­den. Nachdem ich dann ein paar Stunden spä­ter wie­der zusam­men mit den Gitarren auf der Rückbank ver­staut war, tra­ten Marc, Chris und ich den Rückweg von Leipzig-Paunsdorf nach Halle an. Nach den geführ­ten Gesprächen, den inter­es­san­ten und infor­ma­ti­ven Antworten gibt es jetzt aber immer noch eine Frage, die mir auf den Lippen brann­te: „Ist es das alles wert?“  Marc dreht sich zu mir um: „Wenn man die Chance hat sei­ne Leidenschaft zum Beruf zu machen, ist es das immer wert.“

Autorin: Katharina Schwindack

5 1 vote
Article Rating
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments