Trotzdem Millionengeschäfte, digi­ta­le Innovationen gegen die Schließungen: Der Kunstmarkt schläft nicht, selbst in Zeiten der COVID-19-Pandemie. Doch wie ver­sucht er Existenzkrisen zu umge­hen und gleich­zei­tig Kunstinteressierte aller Altersgruppen welt­weit zu begeis­tern? Wie hilft das Internet dabei?

Die Corona-Pandemie ent­riss vie­len nicht nur die Nähe zuein­an­der, son­dern schränkt auch jetzt noch das öffent­li­che Leben spür­bar ein. Galerien bemü­hen sich in die­ser Situation, ein Lichtblick für die Gesellschaft zu sein. Ausgesprochen hilf­reich ist dabei der tech­ni­sche Fortschritt, der es ermög­licht, auch online auf Kunstwerke zuzu­grei­fen. Dadurch wird eine gelun­ge­ne Ablenkung für den Alltag geschaf­fen. Aufgrund der Digitalisierung von Galerien und Kultureinrichtungen ist es allen Kunstbegeisterten mög­lich, auch ohne Showroom — zu dem der Kunde sich für gewöhn­lich hin­be­ge­ben muss — wei­ter­hin prä­sent zu sein. Hierdurch kön­nen Galerien und Künstler ihre Existenz und das wei­te­re Bestehen am Markt sichern und auch Kunstliebhaber müs­sen somit in die­sen Zeiten nicht auf ihre täg­li­che Dosis Freude verzichten.

Geschlossene Galerien?

Zunächst ver­such­ten Galerien vor­über­ge­hen­den Schließungen zu ent­ge­hen, indem sie bei­spiels­wei­se Eröffnungen absag­ten, dafür aber Ausstellungen zugäng­lich blie­ben oder aus­schließ­lich nach Anfrage und Terminvereinbarung Einlass gewähr­ten. Dies war jedoch seit Mitte April nicht mehr mög­lich und Galerien blie­ben geschlos­sen, um eine Ausbreitung der COVID-19-Pandemie zu ver­lang­sa­men. Momentan kommt es in Bezug dar­auf bereits zu Lockerungen und eini­ge Galeristen öff­nen wie­der die Türen, um Kunstbegeisterten die Möglichkeit zu bie­ten, den Werken von Angesicht zu Angesicht gegen­über­zu­ste­hen. Doch Entwarnung gibt es bis­her noch nicht, denn die Gefahr des Virus besteht auch weiterhin.


Gagosian
Edgar Cleijne und Ellen Gallagher
© Art Basel 

Präsent sein, nicht in Vergessenheit gera­ten, Interesse an Kunstwerken wecken und zum Kauf ver­füh­ren – das funk­tio­niert auch online. Viele zei­gen die Kunstwerke auf Websites und lie­fern Informationen über Nachfragezustand, Preis eines Werkes, Maße, die Editionsinformationen und Fakten zum Künstler. Doch nicht über­all ist bei Interesse auch ein Kauf online abschließ­bar; man­che Galerien muss man dies­be­züg­lich gezielt kontaktieren.

Wer kann, ver­sucht durch das Ausweichen in die Welt des Internets die miss­li­che Lage zu min­dern und einer Existenzkrise ent­ge­gen­zu­wir­ken. Vielleicht ist nun die Zeit gekom­men, digi­ta­le Anwendungen aus­zu­pro­bie­ren, denn die Zukunft des Kunsthandels liegt allem Anschein nach in vir­tu­el­len Viewing Rooms. Viele Galeristen haben in den letz­ten Jahren bereits die ers­ten Schritte ins Internet gewagt und ver­su­chen nun ihr Angebot dies­be­züg­lich aus­zu­bau­en. Mit gutem Beispiel gehen unter ande­rem ein­fluss­rei­che Kultureinrichtungen wie die Art Basel Hongkong, Gagosian Galerie, die Pace Galerie, Hauser & Wirth und die Zwirner Galerie vor­an. Aber auch vie­le wei­te­re Galerien kön­nen durch Onlinepräsenz begeistern.

Die Sexauer Galerie beher­berg­te bei­spiels­wei­se den Künstler Alexander Iskin für über acht Wochen in Fleisch und Blut. Er leb­te in der Galerie von Jan-Philipp Sexauer und arbei­te dort an neu­en Kunstwerken – das Besondere dar­an? Man durf­te ihm täg­lich von 11 bis 22 Uhr per Live-Cam dabei zuschau­en und sogar die Werke durch das Äußern von Vorschlägen mitgestalten.

Jeden Tag pünkt­lich um 10 Uhr, kann man einen Blick in die König Galerie wer­fen, denn Johann König per­sön­lich führt per Instagram-Livestream durch das Galerieprogramm. Gelegentlich schal­tet er Gäste (oft Künstler) zu sei­nem Livestream hin­zu, um die Zuschauer zu unter­hal­ten und sich über Kunst auszutauschen.

Die Galerie Raffaella Cortese zeigt in einem online zugäng­li­chen Screening Room Videokunst. Es ist vor allem die­se Kunst, die auf Messen oft­mals schwer ver­käuf­lich ist, online jedoch sehr gut zur Geltung kommt, unter­hält und begeistert.

Man kann sich somit auch von im Internet prä­sen­tier­ten Kunstwerken dazu anre­gen las­sen über Poesie, Musik und Kunst nach­zu­den­ken. Es stellt sich für die Zukunft die Frage, ob dies den Kunsthandel nach­hal­tig ver­än­dern wird oder es sich dabei um eine kurz­fris­ti­ge Präferenz handelt.

Museen schließen sich an

Aktuell sind es jedoch nicht nur Galerien, die Technologien und das Internet für ihre Zwecke benut­zen, son­dern auch Museen. Diese ver­su­chen glei­cher­ma­ßen eine Onlinepräsenz auf- bezie­hungs­wei­se aus­zu­bau­en und mit Kunstliebhabern zu inter­agie­ren. Hierfür machen sie, eben­so wie Galerien, Gebrauch von Google Arts & Culture, sozia­len Netzwerken, vir­tu­el­len Rundgängen von Räumlichkeiten (Ausstellungsräume, Hallen et cete­ra), Videobotschaften an Kunstfreunde, Podcasts, 360-Grad-Panoramen und Internetseiten mit Fotos, kur­zen Videos, Informationen und inter­ak­ti­ven Karten.


Hauser & Wirth
Xavier Hufkens und Paul McCarthy
© Art Basel

In beson­de­rer Weise sticht hier das VR Museum of Fine Art her­vor, da es exklu­siv digi­tal zugäng­lich ist und mit ver­schie­dens­ten Kunstwerken Kulturen aus der gesam­ten Welt reprä­sen­tiert. Ein VR-Headset ermög­licht es dem Betrachter, zwi­schen berühm­ten Gemälden und Skulpturen umher­zu­lau­fen und an einem außer­ge­wöhn­li­chen Erlebnis teil­zu­ha­ben. Den Besucher erwar­tet ein ganz beson­de­res Erlebnis, da kei­ne Barrieren vor­han­den sind und die Kunstwerke somit auch „berührt“ wer­den kön­nen. Es ist dem­nach mög­lich, der von Michelangelo gefer­tig­ten Skulptur David näher­zu­kom­men oder auch ein­zel­ne Farbschichten auf der Mona Lisa zu begut­ach­ten, die Leonardo da Vinci kreierte.

Durch eine Online-Tour des Neon Museums ist es mög­lich, sich ein wenig Las Vegas nach Hause zu holen. Diese Art der Besichtigung ist mit dem Passwort „Neon“ kos­ten­los durch eine web­ba­sier­te App zugäng­lich, auf wel­che man mit einem Computer oder Smartphone zugrei­fen kann. Die App stellt Interessierten zusätz­li­che Informationen zu Wahrzeichen der Stadt zur Verfügung.

Weitere Museen mit star­ker Onlinepräsenz sind bei­spiels­wei­se das Musée de l’Orangerie in Paris, die Uffizien in Florenz, das British Museum in London, das sich in São Paulo befin­den­de MASP und das Van-Gogh-Museum in Amsterdam; auf die­se Weise kann man die gan­ze Welt von Zuhause aus besichtigen.

Auch wenn die meis­ten kul­tu­rel­len Einrichtungen eigen­stän­dig um ihre Existenz kämp­fen und nicht auf­ge­ben, sind sie den­noch von der Krise betrof­fen. Nicht jede Institution konn­te sich erfolg­reich an die durch das Coronavirus aus­ge­lös­ten Ereignisse anpas­sen und ihre Aktivitäten ins Internet ver­le­gen. Daher kam es bereits zu ers­ten Entlassungen von Angestellten auf der gan­zen Welt. Doch es ist Hilfe in Sicht, denn Regierung und die Bevölkerung bie­ten unter ande­rem durch Spenden und Hilfspakete Unterstützung an.

Galerien sind Orte, die mit Innovationen und mit der Zeit mit­ge­hen. Bereits jetzt ist abzu­se­hen, dass uns und die Kunstwelt auch nach der Corona-Krise star­ke Veränderungen erwar­ten. Es ist Zeit für neue Wege der Kreativität. Galerien, Museen und ande­re Kultureinrichtungen leis­ten mit der Präsentation von Werken einen Beitrag zur Entwicklung der Individualität von Personen und wer­den dadurch auch wei­ter­hin ihren Platz im kul­tu­rel­len Leben erhal­ten. Besonders die Digitalisierung wird stär­ker vor­an­schrei­ten und sich ver­ste­ti­gen. Kunst ist für die meis­ten Individuen von zwi­schen­mensch­li­cher Natur. Daran wird sich auch durch die Corona-Krise in Zukunft nichts ändern können.


Einige Galerien in Halle an der Saale
Galerie Nord/ Kunststücke
Bernburger Str. 14, Halle (Saale)
Galerie Schön & Gut
Ludwig-Wucherer-Str. 65 Halle (Saale)
Zeitkunstgalerie
Kleine Marktstr. 4, Halle (Saale)
Burg Galerie im Volkspark
Schleifweg 8a Halle (Saale)
Galerie Gross
Alter Markt 33, Halle (Saale)
Galerie Fünf Sinne 5ünf
Lerchenfeldstr. 15 Halle (Saale)

Link zur Online-Tour des Neon Museums:

https://www.neonmuseum.app/guide
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