Vorträge, Diskussionen, Slams, Workshops und eine Online-Demonstration: Trotz fehlender Präsenzveranstaltungen mangelte es der Public Climate School nicht an Vielfalt. Doch dieses Semester ist alles anders – aufgrund der Corona-Krise wurde die Public Climate School ins Digitale verlagert.
Students for Future veranstaltete die Public Climate School (kurz: PCS) nun schon zum zweiten Mal und stellte ein Wochenprogramm mit unterschiedlichen Programmpunkten zum Thema Klimagerechtigkeit auf. Romina, eine Studierende an der MLU, nahm dieses Jahr zum ersten Mal an den Veranstaltungen der PCS teil. „Ich war überrascht davon, wie abwechslungsreich man die Woche gestalten konnte.“ Neben klassischen Diskussionen und Vorträgen fanden auch außergewöhnlichere Formate statt, beispielsweise ein veganer Online-Kochkurs oder eine virtuelle Führung durch ein Chemielabor. „Besonders inspirierend fand ich den Poetry Slam for Future, da er durch seine humorvolle und interessante Gestaltung die Thematik gerade für jüngere Leute zugänglicher gemacht hat.“
Ein deutschlandweites Liveprogramm der Ortsgruppen
Students for Future veranstaltete die PCS bereits im letzten November mit dem Ziel, auf den Klimawandel aufmerksam zu machen und somit zu einer ökologisch gerechten gesellschaftlichen Transformation beizutragen. Aufgrund der Corona-Pandemie konnte die PCS dieses Semester nicht wie gewohnt stattfinden. „Uns war es dennoch wichtig, Präsenz zu zeigen, gerade für das Thema Klimagerechtigkeit. Nur weil wir eben nicht mehr vor Ort demonstrieren und die PCS nicht direkt an den Unis abhalten können, wollten wir uns nicht unterkriegen lassen“, meint Fabian Schäfer aus dem Organisationsteam.
Das Programm der PCS setzte sich dieses Jahr aus den einzelnen Programmpunkten unterschiedlicher Ortsgruppen zusammen. Unter den Vortragenden befanden sich auch renommierte Wissenschaftler:innen, die vielfältige Einblicke in verschiedene Themenbereiche boten. Robert Fischer aus der Students for Future Ortsgruppe Halle findet: „Die wissenschaftlichen Ansätze waren extrem breit gefächert, was zeigt, dass Themen wie Klimakrise oder Klimagerechtigkeit einfach überall präsent sind und an jedem Lehrstuhl Anklang finden könnten und sollten.“ Ergänzend sagt Arian Feigl-Berger dazu: „Was man während der Woche auch schön sehen konnte, ist, dass eigentlich jeder Bereich unseres Lebens und auch jeder Studiengang von Umweltkrisen betroffen ist.“
Henrike Kalteich aus der Berliner Ortsgruppe von Students for Future war eine der Vortragenden. Sie gewährte einen Einblick in die Auseinandersetzung der Überbevölkerung im Zusammenhang mit der Klimakrise: „Darin zeigt sich der Unterschied zwischen ‘Klimaschutz’ und ‘Klimagerechtigkeit’, weil es über die Erfüllung des 1,5‑Grad-Ziels hinaus darum gehen sollte, wie wir eine gerechtere Welt schaffen können. Viele gesellschaftliche Einflüsse und Auswirkungen werden zu sehr vereinfacht — wie es auch bei der Vorstellung ‘weniger Menschen auf der Erde bedeuten ein besseres Klima’ der Fall ist — und deshalb ist es besonders wichtig, Wissen zu diesen Themen zu teilen und möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen.“
Ein anderer Vortrag befasste sich mit der Ernährung im Rahmen der planetaren Grenzen. Dr. Gesa Maschkowski erklärte, dass bei jedem Grad Temperaturerhöhung ein enormer Anteil der weltweiten Lebensmittelernte verloren geht und die profitorientierte Wirtschaftsweise negative Folgen für die Umwelt mit sich bringt. Das Fazit des Vortrages: Das reine Informieren der Menschen über die Auswirkungen ihres Konsums reiche bei weitem nicht aus. Vielmehr sei eine Transformation des Ernährungsumfeldes nötig, so Maschkowski. Die Menschen sollten also nicht nur aufgeklärt, sondern auch dabei unterstützt werden, ihre Lebensweise nachhaltiger zu gestalten. Das gelinge vor allem dann, wenn sich unterschiedliche Akteure zusammentun um transformative Impulse zu setzen und Projekte für die Menschen vor Ort zu entwickeln.
Warum und wie man die Ressourcen der Erde schützen sollte
Da die Thematik der Biodiversität unter anderem stark verknüpft mit dem Problem des Klimawandels ist, hat sich die Ortsgruppe Halle dazu entschieden, hier einen Schwerpunkt zu setzen. Um das Thema zu verdeutlichen, organisierten sie hallische Prominenz: „Wir konnten unter anderem Herrn Prof. Dr. Josef Settele vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, außerdem einer der Vorsitzenden des Weltbiodiversitätsrats, für einen Vortrag gewinnen.“ meint Elisabeth Halbauer aus der Ortsgruppe. Arian Feigl-Berger bezeichnet die Biodiversitätskrise als eine Schwesternkrise zur Klimakrise und macht auf die enge Verknüpfung der beiden Krisen aufmerksam: „Wenn wir davon ausgehen, dass sich die globale Temperatur im Rekordtempo in den nächsten Jahren weiter erhöhen wird, dann müssen wir damit rechnen, dass viele Arten dabei sterben werden.“
In den Vorträgen wurde nicht nur auf die Problematik der Biodiversitätskrise aufmerksam gemacht, sondern es wurden auch praktische Ratschläge darüber gegeben, was man selbst zu einem stabileren Ökosystem beigetragen kann. So wird beispielsweise vorgeschlagen, heimische und insektenfreundliche Pflanzen in Gärten, Balkonen und auf Fensterbänken anzupflanzen. Außerdem ist auch das Bauen von Nisthilfen oder Insektenhotels eine gute Art, zur Biodiversität beizutragen. „Ich finde es wichtig, sich mit der Vielfalt von Arten und Lebensräumen und ihrem Erhalt zu beschäftigen, weil sie der Erde und ihren Lebewesen unglaubliche Ressourcen bieten und ihr Verlust immense Auswirkungen auf unsere aktuelle Lebensweise haben kann“, meint Elisabeth Halbauer.
Die Chancen des Online-Formates
Das ausbleibende direkte Feedback und die fehlenden Vernetzungsmöglichkeiten gehören zu den Nachteilen der digitalen PCS. Aufgrund der eingeschränkten Interaktionsmöglichkeiten im Livestream gestaltete es sich schwieriger, direkt nach den Veranstaltungen Fragen zu stellen oder mit den entsprechenden Ortsgruppen in Kontakt zu treten. Trotzdem bietet die digitale Form einige Chancen. Man kann sich sogar bequem vom Bett aus weiterbilden. Die Online-Veranstaltungen eröffnen außerdem Möglichkeiten in Hinblick auf die nächste PCS: „Wir sehen schon dieses enorme Potenzial darin, über den Online-Kanal zu gehen, weil die Hemmschwelle da viel geringer ist, die Leute zu erreichen“ meint Fabian Schäfer und schließt damit auch diejenigen ein, die nicht direkt etwas mit der Uni zu tun haben. Die digitale PCS ist eben deshalb so fortschrittlich, weil sie Bildung im Bereich Klimagerechtigkeit für jeden zugänglich gemacht hat. Allerdings hätten sich die Mitglieder der Students for Future-Gruppen etwas mehr Leute im Livestream gewünscht. Während den Streams gab es bis zu 210 Zuschauer:innen und insgesamt nahmen 6500 “unique viewers” an der PCS teil. Positiv hervorzuheben ist andererseits der 300-prozentige Anstieg der Abonnenten auf YouTube. Zudem ergibt sich der Langzeiteffekt, dass die Veranstaltungen auch im Nachhinein angeschaut werden können.
Romina bewertet die Woche abschließend sehr positiv: „Die einzelnen Beiträge haben mir sehr gut gefallen und ich konnte auch viel neues Wissen und Inspirationen aus den Livestreams für meinen Alltag mitnehmen. Wer sich für das Thema Klimagerechtigkeit interessiert, sollte sich die Videos auf jeden Fall ansehen!“