Prüfungsängste, finan­zi­el­le Sorgen, Einsamkeit und Überforderung — nur eini­ge Probleme, die Studierenden schlaf­lo­se Nächte berei­ten. Wohin mit den Gedanken mit­ten in der Nacht? Vor eini­gen Wochen öff­ne­te die Hochschulinitiative “Nightline” erst­mals ihre Leitung, ein Zuhör-Telefon von Studierenden für Studierende. Chefredakteurin Marlene Nötzold hat die Initiative für die has­tu­zeit befragt.

Vielen, lie­ben Dank dafür, dass ihr Euch für die­ses Interview die Zeit nehmt. Stellt Euch doch zuerst selbst vor. Was ist die Nightline und wel­che Art von Unterstützung bie­tet ihr an?

Hallo. Wir sind die Nightline Halle. Ein Projekt für ein nied­rig­schwel­li­ges Hilfsangebot für alle Student:innen mit sowohl stu­di­um­s­be­zo­ge­nen, als auch all­ge­mei­nen und psy­chi­schen Problemen. Unsere Hilfe bie­ten wir in Form eines Zuhör-Telefons an, wel­ches an den Tagen Mittwoch und Sonntag zwi­schen 20 Uhr und 24 Uhr erreicht wer­den kann. Wir bie­ten an, ver­trau­lich und anonym mit uns über das zu reden, was dich im Moment oder viel­leicht schon seit einer Weile beschäf­tigt und nachts nicht zur Ruhe kom­men lässt.

Wer kann die Nightline anru­fen?

Alle Student:innen in und um Halle kön­nen uns anrufen.

Die Uni ver­fügt über eini­ge Angebote für Studierende, die Hilfe wäh­rend ihres Studiums benö­ti­gen. Wie kam Euch also die Idee zur Etablierung der Nightline?

Die Nightline ist nicht unse­re Idee gewe­sen. Sie ist ein bereits exis­tie­ren­des Konzept, das es schon in eini­gen ande­ren Städten in Deutschland und Europa gibt. Das Ziel der Nightline ist es, ein mög­lichst nied­rig­schwel­li­ges Angebot zu bie­ten. Keine Terminvereinbarung, kei­ne Vorgaben, non-direk­tiv. Wir hören zu und kön­nen anbie­ten, gemein­sam im Gespräch viel­leicht für etwas mehr Klarheit oder die ein oder ande­re neue Idee zu sorgen.

Viele Studierende lit­ten unter der Isolierung durch die Pandemie und dem dar­aus resul­tie­ren­den Gefühl, mit sei­nen Problemen rund um die Uni allein zu sein. Ist das ein Gedanke/Grund, wes­we­gen es zur Etablierung der Nightline kam?

Ja. Die Pandemie hat jedoch nur bereits exis­tie­ren­de Probleme ver­stärkt und deut­li­cher an das Licht der Öffentlichkeit gebracht. Psychische Probleme gab es schon immer, auch unter jun­gen Menschen. Dazu zäh­len natür­lich auch die Studierenden. Sei es Prüfungsstress, Beziehungsprobleme oder Einsamkeit. Der ers­te und oft­mals schwie­rigs­te Schritt ist, sich zu öff­nen und mit jeman­den über das, was einen beschäf­tigt zu reden und sich anzu­ver­trau­en. Unsere Hoffnung ist, dass die Anonymität und Vertraulichkeit bei uns hilft, genau das zu tun.

Wie läuft ein Telefonat mit Euch ab?

Unsere Telefonate sol­len anonym, ver­trau­lich und non-direk­tiv sein. Das heißt, wir möch­ten jedem:jeder Anrufer:in den Raum und die Zeit geben die sie:er braucht. Du erzählst uns das, was du erzäh­len möch­test, wir hören zu und stel­len dir auch die ein oder ande­re Frage, um mög­lichst gemein­sam ein kla­re­res Bild der Situation zu schaf­fen. Vielleicht ergibt sich dadurch Raum für Ideen und Möglichkeiten, um mit der Situation bes­ser umzugehen.

Vielen ist ja auch die Telefonseelsorge ein Begriff. Worin liegt der Unterschied zur Nightline der Uni Halle?

Unser Angebot rich­tet sich von Student:innen an Student:innen. Der Vorteil davon ist, dass wir als Mitglieder der Nightline selbst mit den Anforderungen des Unialltags ver­traut sind. Dementsprechend kön­nen wir Probleme, die aufs Studium und den Studiumsalltag bzw. das Studierendenleben bezo­gen sind, viel­leicht ganz gut nach­voll­zie­hen. Das bedeu­tet aber auch, dass wir kei­ne Therapeut:innen sind. Wir kön­nen also kei­ne pro­fes­sio­nel­le Beratung oder ein the­ra­peu­ti­sches Gespräch bie­ten oder ersetzen.

Wie wer­den Anonymität und Vertraulichkeit der Anrufer:innen sicher­ge­stellt?
Alle Mitarbeiter:innen der Nightline haben eine Datenschutzschulung durch­lau­fen und eine Verschwiegenheitserklärung unter­zeich­net in der fest­ge­hal­ten ist, dass wir nicht nach Namen oder ande­ren per­so­nen­be­zo­ge­nen Daten fra­gen oder die­se aufnehmen.

Auf wel­che Art von Problemen stellt ihr Euch beson­ders ein oder auf wel­che wur­det ihr spe­zi­ell geschult / vor­be­rei­tet?

Wir kön­nen vor­her natür­lich nicht wis­sen, mit wel­chen Themen unse­re Anrufer:innen sich an uns wen­den wer­den. Die Bandbreite ist groß, dar­un­ter stu­di­um­s­be­zo­ge­ne Probleme wie Prüfungsstress, aber auch per­sön­li­che Themen wie Beziehungsprobleme oder Einsamkeit. Wir möch­ten vor allem eins, zuhö­ren, nach­fra­gen und da sein.

Wer arbei­tet bei Euch und wie sind die Mitarbeiter:innen geschult wor­den?

Bei uns arbei­ten aus­schließ­lich ehren­amt­li­che Studierende der MLU oder der Burg. Alle Mitarbeiter:innen der Nightline, die auch tele­fo­nie­ren wer­den, sind von zwei Psycholog:innen geschult wor­den. Die Schwerpunkte der Schulung waren vor allem non-direk­ti­ve Gesprächsführung, die Auseinandersetzung mit ver­schie­de­nen poten­ti­el­len Themen der Anrufer:innen, aber auch Datenschutz und Teambuilding, sowie Übungen in Kleingruppen zur Gesprächsführung am Telefon.

Wie kön­nen sich Studierende an der Nightline betei­li­gen oder Freiwillige bei Euch enga­gie­ren?

Die Nightline Halle ist immer offen für Interessent:innen, die viel­leicht selbst etwas tun möch­ten, um ande­ren zu hel­fen. Hinter dem Telefondienst ste­cken noch vie­le ande­re Tätigkeiten und Aufgaben, die erle­digt wer­den müs­sen. Sei es Werbung zu gestal­ten, den Dienstplan auf­zu­stel­len oder mit Partner:innen und Außenstellen in Kontakt zu blei­ben. Wer also Interesse hat, kann sich jeder­zeit ger­ne an uns wen­den. Auf unse­rer offi­zi­el­len Website, www.nightline-halle.de, fin­det ihr immer unse­re aktu­el­le E‑Mail-Adresse.
Schreib uns ein­fach, wenn du das Projekt der Nightline unter­stüt­zen möchtest.

Wie errei­chen die Studierenden die Nightline?

Die Nightline ist aktu­ell Mittwoch und Sonntag zwi­schen 20 Uhr und 24 Uhr unter der Nummer 01522 / 5132365 erreich­bar. Sollten sich die Tage oder Zeiten ändern, geben wir das über unse­re Website und Instagram bekannt.

Vielen Dank für das Interview und wir wün­schen viel Erfolg für das Projekt!

Unterstützt wird die Nightline der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg neben dem Studierendenrat, auch vom Studentenwerk Halle.

Nightline Halle
https://nightline-halle.de/
https://www.instagram.com/nightline_halle/

Für wei­ter­füh­ren­de Probleme, die sich nicht durch einen Anruf lösen las­sen:
Psychosoziale Beratung des Studentenwerks
https://studentenwerk-halle.de/beratung-soziales/psychosoziale-beratung/beratungsangebote

Allgemeine Studienberatung
https://studienberatung.verwaltung.uni-halle.de/

Referat für Soziales des StuRas
https://www.stura.uni-halle.de/referat-fuer-soziales/

Autorin: Marlene Nötzold

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