Die Beteiligung an den Hochschulwahlen vom 26. Mai bis 3. Juni war respek­ta­bel, der Umgangston im Wahlkampf nicht immer. Und so star­tet der Studierendenrat mit wenig Elan in die neue Periode.

Wahlplakate der Rot-Grünen Liste am Universitätsplatz

Das Aufregerthema des Wahlkampfs waren die Semesterbeiträge – viel­leicht weil die Programme der Rot-Grünen und Linken kaum ande­re Reibungspunkte boten: „16,50 Euro und Schluss!“ pla­ka­tier­te die Rot-Grüne Liste. In einem Instagram-Post erläu­ter­te die Juso-Hochschulgruppe: „Während Mieten stei­gen, Bafög hin­ten und vor­ne nicht reicht und die Inflation uns auf­frisst, wol­len eini­ge im StuRa den Beitrag fast ver­dop­peln.“ Auf ihren Wahlkampfflyer hat­te es die­ser Streitpunkt noch nicht geschafft. Ebenfalls auf Instagram kri­ti­sier­te die Liberale Hochschulgruppe: „Dein Semesterbeitrag soll stei­gen, damit sich ande­re eige­ne Lieblingsprojekte finan­zie­ren kön­nen […] Schluss mit Beitragserhöhungen“.

Noch stär­ker vom Leder gezo­gen wur­de in ehe­ma­li­gen Erstsemester-Gruppenchats auf Whatsapp. Ein Post, der sich kei­ner Hochschulgruppe zuord­nen ließ, behaup­te­te: „Die Linken (Olli) und Gewerkschafter (TvStud) wol­len unse­ren Semesterbeitrag von 12 auf 25 Euro anhe­ben. […] Das ist nicht links. Das ist aso­zi­al.“ Einige Mitglieder der kri­ti­sier­ten Hochschulgruppen bestrit­ten die­se Darstellungen. Tage spä­ter, so ihre Schilderungen gegen­über der has­tu­zeit, habe ein Juso-Mitglied sie aus den Gruppenchats entfernt.

In einer mona­te­lang ver­schlepp­ten Debatte um den Semesterbeitrag der Studierendenschaft hat­ten die Finanzsprecher zunächst 19,55 Eu­ro als Diskussionsgrundlage in den Raum gestellt. Kurz vor der Wahl lagen OLLi und Jusos gera­de noch 40 Cent auseinander.

Eine wei­te­re Öffentlichkeit erreich­te die Kontroverse, als die vier Angestellten des Studierendenrats noch im Zeitraum der Wahl einen Brief an den Studierendenrat schrie­ben, über den auch die has­tu­zeit online berich­te­te.

Darin beklag­ten sie unter ande­rem, dass der Wahlkampf um die Beitragshöhe auf ihre Kosten und mit einem gering­schät­zi­gen Umgangston geführt wer­de. Letztlich konn­te sich der Studierendenrat nach der Wahl, aber noch in alter Zusammensetzung auf den erhöh­ten Beitrag von 16,50 Euro pro Semester ver­stän­di­gen. Dieser gilt ab Sommersemester 2026.

Holpriger Start

Das Porzellan ist indes zer­schla­gen. Hatten vor einem Jahr die Vertreter ver­schie­de­ner Hoch­schulgruppen ver­spro­chen, die Streite­rei­en hin­ter sich zu las­sen und sach­ori­en­tiert zu­sammenzuarbeiten, ver­lief dies­mal bereits die kon­sti­tu­ie­ren­de Sitzung recht zäh. Einige Sprecherämter, ins­be­son­de­re die Stellvertreterposten, blie­ben trotz wie­der­hol­ter Aufrufe unbe­setzt. Damit kön­nen schon ein­zel­ne Ausfälle oder gar Rücktritte die Arbeit des Studierendenrats deut­lich aufhalten.

Gegenüber der has­tu­zeit zeig­ten sich vie­le Mitglieder des Gremiums weni­ger auskunfts­freu­dig als im ver­gan­ge­nen Jahr. Nico Geb­hardt von der Gewerkschaftsliste TVSTUD beschränk­te sich dar­auf, die beson­de­re Verantwortung des Studierendenrats als Arbeitgeber sei­ner Angestellten zu beto­nen. Johanna Heegewaldt, die als Kandidatin der Liberalen Hochschulgruppe die meis­ten Stimmen für den Studierendenrat hol­te, nun aber das Amt doch nicht anneh­men konn­te, bezeich­ne­te den Wahlkampf als „enga­giert und fair“.

An den Machtverhältnissen im Studierendenrat konn­ten die Reibereien jeden­falls nichts ändern. Nach wie vor domi­nie­ren die Offene Linke Liste (OLLi) und die Jusos das Gremium auf Augenhöhe. Die Liberalen konn­ten ihre fünf Sitze halten.

Mit lan­gen Listen punk­ten die Linken im Studierendenrat, die Jusos im Senat.

Wie die NAWI-Liste ein­zu­ord­nen ist, die in den drei Wahlkreisen der Naturwissenschaftlichen Fakultäten anstel­le der OLLi ange­tre­ten ist, wird sich zei­gen. Anfragen dazu blie­ben eben­falls unbe­ant­wor­tet. Zählt man ihre gewon­ne­nen Sitze dazu, hat die OLLi deut­lich zuge­legt. Einige Stimmen hat sie wohl auch ihrer rekord­ver­däch­ti­gen Wahlvorschlagsliste zu ver­dan­ken: Mit 32 Personen konn­ten die Linken mehr als dop­pelt so vie­le Kandidaten für die uni­ver­si­täts­weit wähl­ba­ren Plätze auf­bie­ten wie im Vorjahr. Dagegen fiel die Senatsliste der OLLi mit gera­de ein­mal sechs Leuten recht kurz aus.

Jeweils links: Wahlen zum Studierendenrat (offe­ne Plätze, also an der gan­zen Uni wähl­ba­re Kandidaten); rechts: Wahlen zu den stu­den­ti­schen Plätzen im Senat der Uni

Für den Studierendenrat tra­ten die Jusos gemein­sam mit der Grünen Hochschulgruppe als Rot-Grüne Liste an, wobei die Grüne Hochschulgruppe als ihren Kandidaten aus­schließ­lich Paul Lieb vor­stell­te. Zum Senat gin­gen Jusos und Grüne dage­gen getrenn­te Wege. Das lohn­te sich für die Jusos, auf deren Senatsliste 20 Personen stan­den und die damit zwei von vier stu­den­ti­schen Sitzen holen konn­ten, wäh­rend der grü­ne Einzelkandidat Paul leer aus­ging, obwohl er die meis­ten Stimmen erhielt. Denn im Verhältniswahlrecht sind län­ge­re Listen im Vorteil, weil jeweils die Gesamt­stimmen­zahl über die Sitzverteilung ent­schei­det. Zwar konn­ten die Wähler ihre bei­den Senatsstimmen auch einer ein­zi­gen Person geben, aber erfah­rungs­ge­mäß sam­meln län­ge­re Listen mehr Stimmen ein.

Mehr und weniger Auswahl

In den Wochen vor der Wahl hat­te es viel­ver­spre­chend aus­ge­se­hen. Auf eini­gen Listen stan­den mehr Bewerber als im Vorjahr, und abge­se­hen vom Studienkolleg hat­ten sich für alle Wahlkreise Kandidaten gefun­den. Andererseits tra­ten erneut weni­ger ver­schie­de­ne Hochschulgruppen und Listen an; die pro­gram­ma­ti­sche Vielfalt nahm damit ab. Besonders das star­ke Ergebnis im Senat haben die Jusos womög­lich der schwin­den­den Konkurrenz zu ver­dan­ken: Kämpften 2023 noch sie­ben Wahlvorschläge für den Senat um die Gunst der Studenten, waren 2024 sechs und die­ses Jahr gera­de noch vier ver­schie­de­ne Hochschulgruppen übrig. Der CDU-nahe RCDS trat nicht mehr an, und auch die Gewerkschaftsliste TVSTUD, letz­tes Jahr noch aus dem Stand erfolg­reich, ver­zich­te­te auf eine Senatsliste und kan­di­dier­te nur noch stark geschrumpft für den Studierendenrat. Beide Gruppen konn­ten offen­bar kei­nen Nachwuchs für sich gewinnen.

Weniger gut lässt sich der Erfolg der Jusos im Senat mit ihrer auf­wen­di­gen Wahlkampagne erklä­ren. Denn der Wahlkampf war auf die gemein­sa­me „Rot-Grüne Liste“ im Studierendenrat zuge­schnit­ten, auch wenn das Logo der Juso-Hochschulgruppe mit auf den Plakaten zu sehen war. Im Studierendenrat konn­ten sie ihr gutes Ergebnis des ver­gan­ge­nen Jahrs nicht wei­ter ver­bes­sern. Trotz des poli­tisch etwas ein­ge­schränk­ten Spektrums lag die Wahlbeteiligung rela­tiv hoch: Um die 20 Prozent sind deut­lich über dem Durchschnitt der ver­gan­ge­nen Jahre. Hierbei könn­te nicht nur der Streit um den Semesterbeitrag, son­dern vor allem die Zukunft des Semestertickets eini­ge Wahlberechtigte ange­lockt haben, denn an der par­al­le­len Urabstimmung betei­lig­ten sich immer­hin 38 Prozent der Studenten.

Zwar sind die Stimmzettel für den Studierendenrat und den Senat kür­zer gewor­den, aber dafür sieht es bei den Fachschaftsräten etwas bes­ser aus. Vielleicht haben sie das auch der Arbeit des Wahlteams gegen die Umstände zu ver­dan­ken. Denn um die Infrastruktur der Online-Wahl zu nut­zen, muss­te sich die Studierendenschaft nach den Vorgaben der Universität rich­ten, die zeit­gleich ihre Wahlen zum Senat und den Fakultätsräten abhielt. Daher lag der Bewerbungsschluss für Kandidaten wie­der ein­mal nur drei Wochen nach Semesterbeginn. Doch dies­mal schick­te das Wahlteam des Studierendenrats bereits vor der offi­zi­el­len Wahlbekanntmachung eine Ankündigung an alle Fachschaftsräte, damit sie schon ein­mal nach Interessenten Ausschau hal­ten konn­ten. Zudem bot das Wahlteam kurz­fris­tig zwei spä­te­re Termine an, um Wahlvorschläge einzureichen.

Pragmatische Fachschaften

Für den Studierendenrat (offe­ne Plätze) und den Senat stell­ten sich weni­ger stu­den­ti­sche Kandidaten und Listen zur Wahl als frü­her. Dafür hat das Interesse an den Fachschaften zuge­nom­men. Mittlerweile sind deren Stimmzettel immer­hin etwas sel­te­ner unterbesetzt.

Während der Studierendenrat seit Jahren stark von poli­ti­schen Hochschulgruppen domi­niert ist, zeigt sich in den Fachschaftsräten teil­wei­se ein ande­res Bild. Hier tre­ten oft gemein­sa­me, offe­ne Listen an; mit­un­ter tra­gen sie humor­vol­le Namen wie „Dinoland“ oder „Bis Baldrian“. Welche Ansichten haben Studenten, die für meh­re­re Gremien – etwa Fakultäts- und Fachschaftsrat – kan­di­diert haben, aber nicht für den Studierendenrat? Was hält sie von einer Kandidatur für das uni­ver­si­täts­wei­te Gremium ab, und wie bewer­ten sie die Dominanz der mehr oder weni­ger par­tei­na­hen Hochschulgruppen?

Bei allem Respekt vor der Arbeit im Studierendenrat hat Annemarie Weise vom Fachschaftsrat Mathe/Info den Eindruck, dass die Studenten am Heidecampus wenig davon mit­be­kom­men. Für ihr Engagement im Fachschaftsrat bekommt sie hin­ge­gen direk­tes Feed­back: „Ich mag es, kon­kre­te Dinge umzu­set­zen, die das Studium für unse­re Studierenden bes­ser machen – sei­en es Spieleabende, Sommerfeste, die Vermittlung bei Problemen mit Dozierenden oder ein­fach das Buchen von Räumen für Veranstaltungen von Studis für Studis.“ Paul Schneider, eben­falls vom Fachschaftsrat Mathe/Info, fühlt sich mit der Arbeit vor Ort bereits aus­ge­las­tet und hat zudem kei­nen guten Eindruck von der Arbeit im Studierendenrat bekom­men: „Ich war in zwei StuRa-Sitzungen anwe­send und die Diskussionen haben mich honest­ly sehr genervt, weil bei­de Seiten eher ein­fach nur Standpunkte von sich geben woll­ten, anstatt actual­ly Lösungen zu fin­den. In unse­ren Sitzungen gibt es auch Diskussionen, aber wenigs­tens kom­men die dann auch zu einem pro­duk­ti­ven Ergebnis.“

„Diskussionen kom­men zu pro­duk­ti­vem Ergebnis“

Gerade die Beitragsdebatte hat Annemarie in schlech­ter Erinnerung behal­ten: „Haben wir wirk­lich kei­ne grö­ße­ren Probleme als 16,50 € ver­sus 16,90 €? Der Beitrag muss­te nach fünf Jahren nun ein­mal ange­passt wer­den. Ob die­se 40 Cent die Schlammschlacht wert waren, die dar­aus ent­stan­den ist, bezweif­le ich stark. Wenn sich die StuRa-Gruppierungen gegen­sei­tig zer­flei­schen, wie sol­len dann unse­re stu­den­ti­schen Interessen nach außen glaub­haft ver­tre­ten werden?“

Gegen par­tei­po­li­ti­sche Arbeit hat sie grund­sätz­lich nichts ein­zu­wen­den: „Was mich jedoch stört, ist, wenn dabei der Fokus auf die Studierenden ver­lo­ren geht. Ein stu­den­ti­sches Gremium erfüllt so vie­le wich­ti­ge Aufgaben: Chancengleichheit för­dern, Diskriminierung ver­hin­dern, in Notlagen unter­stüt­zen – all das sind Themen, die für mich einem grund­le­gen­den huma­nis­ti­schen Anspruch fol­gen, der kei­ner Parteizugehörigkeit bedarf. Auch unser FSR posi­tio­niert sich klar gegen Diskriminierung und Gewalt, ohne expli­zit ‚poli­tisch‘ zu sein.“ Paul erkennt gewis­se „Vorteile bei der Wahl, weil man so even­tu­ell bes­ser Kandidaten fil­tern kann, aber ‚im Betrieb‘ hal­te ich es vor allem bei Grassroots-Organisationen wie dem StuRa für sinn­voll, par­tei­los anzu­tre­ten.“ Denn durch Parteizugehörigkeiten nei­ge man eher zum Abblocken, statt das Gegenüber zu verstehen.

„Humanistischer Anspruch bedarf kei­ner Parteizugehörigkeit“

Auch der Medizinstudent Martin Würstlein schätzt den prag­ma­ti­schen, sach­be­zo­ge­nen Umgangston in sei­nem Fachschaftsrat: „Selbst-
ver­ständ­lich gibt es trotz der ein­heit­li­chen Liste auch im FSR Medizin strit­ti­ge Punkte, jedoch haben wir mei­ner Einschätzung nach eine sehr gute Diskussionskultur und sind stets zu Kompromissen bereit – wohl wis­send, dass wir dadurch die Probleme der Studierenden meist bes­ser und effi­zi­en­ter zu lösen im Stande sind.“ Die Beitragsdebatte im Studierendenrat hat ihn nicht amü­siert: „Scheinbar war der Unterschied groß genug, dass eine Einigung zunächst kate­go­risch aus­ge­schlos­sen schien – aus Angst, der jeweils ande­ren HSG zu viel zuzu­ge­ste­hen und die eige­nen Wahlchancen zu ver­schlech­tern. Das hat in mei­nen Augen nur noch wenig bis gar nichts mehr mit einer Vertretung der Studierendenschaft zu tun und unter­gräbt die hoch­schul­po­li­ti­sche Debatte bis zu deren Zusammenbruch. Demokratie (und der Stura ist ein demo­kra­tisch gewähl­tes Gremium) lebt vom Kompromiss. Seine Verweigerung lähmt alle Prozesse bis zum kom­plet­ten Stillstand. Und davon pro­fi­tiert am Ende niemand.“

„Demokratie lebt vom Kompromiss“

Noch mal!

Zwei Pannen mach­ten sich im Zeitraum der Stimmabgabe bemerk­bar: Die Informatikstudenten beka­men einen fal­schen Stimmzettel und die Jurastudenten einen feh­ler­haf­ten. Zwar gehört die Informatik zur Naturwissenschaftlichen Fakultät III, aber der Studierendenrat ord­net sie dem Wahlkreis der Naturwissenschaftlichen Fakultät II zu. Denn die Informatik (NatFak III) bil­det mit der Mathematik (NatFak II) eine gemein­sa­me Fachschaft. Weil auf die­se Besonderheit nicht geach­tet wur­de, erhiel­ten die Informatiker irr­tüm­lich den Stimmzettel für den Wahlkreis Agrar- und Ernährungswissenschaften, Geowissenschaften und Geographie.

Bei den Juristen war der Wahlzettel für den Fachschaftsrat betrof­fen. Hier hat­te sich ein Kandidat von der Liste zurück­ge­zo­gen und ein ande­rer neu gemel­det. Diese Änderungen hat­te der Wahlausschuss zwar regis­triert: Auf der Bekanntmachung der zuge­las­se­nen Wahlvorschläge war die Liste kor­rekt dar­ge­stellt. Der Stimmzettel bei der Wahl selbst war jedoch auf einem ver­al­te­ten Stand.

Daher wur­de die Wahl in den betrof­fe­nen Bereichen wie­der­holt. Vom 23. bis 30 Juni stand noch ein­mal der Fachschaftsrat Jura zur Abstimmung; im glei­chen Zeitraum wähl­ten Studenten der NatFak II und III erneut ihre Wahlkreiskandidaten für den Studierendenrat. Es wäre nicht mög­lich gewe­sen, aus­schließ­lich die Informatikstudenten erneut zur Wahl auf­zu­ru­fen, denn wegen der tech­ni­schen Anonymisierung konn­ten sie nicht nach­träg­lich aus dem Wahlergebnis her­aus­ge­rech­net wer­den. Wie zu erwar­ten fiel die Wahlbeteiligung deut­lich nied­ri­ger aus als im ursprüng­li­chen Wahlzeitraum; an der Sitzverteilung auf die Hochschulgruppen änder­te sich jedoch nichts.

Teuerung akzeptiert

Lieber ver­pflich­tend und güns­tig als frei­wil­lig und teu­rer – so sieht es offen­bar eine sehr gro­ße Mehrheit der Abstimmungsteilnehmer.

Bereits im letz­ten Jahr fand eine Urabstimmung zum D‑Semesterticket statt. Damals stand das MDV-Ticket als kaum güns­ti­ge­rer Vorläufer des deutsch­land­wei­ten Tickets noch zur Auswahl, denn der fünf­jäh­ri­ge Vertrag zwi­schen dem Studentenwerk und dem Mitteldeutschen Verkehrsverbund lief noch. Dass die­ses Jahr schon wie­der abge­stimmt wer­den soll­te, lag an der Verteuerung des Deutschlandtickets um 9 Euro zum Jahresanfang. Daran gekop­pelt wird das Deutschland-Semesterticket ab Oktober um 5,40 Euro teu­rer; ins­ge­samt kos­tet es dann 208,80 Euro pro Semester. Vor der ers­ten Urabstimmung hat­te der Studierendenrat ver­spro­chen, bei einer Preis­erhöhung erneut alle Studenten zu befragen.

Mit 96,55 Prozent bei einer ver­dop­pel­ten Wahlbeteiligung hät­te die Zustimmung zum D‑Semesterticket kaum deut­li­cher aus­fal­len kön­nen. Diesmal ging es qua­si um alles oder nichts, denn das neue Angebot des Mitteldeutschen Verkehrsverbunds hielt der Studierendenrat für unin­ter­es­sant: Das regio­na­le MDV-Semesterticket hät­te bei­na­he gleich viel gekos­tet und wäre jähr­lich teu­rer gewor­den. Falls die Mehrheit das D‑Semestertickets abge­lehnt hät­te, wäre der Semesterbeitrag um 208,80 Euro gesun­ken. Dafür hät­te sich dann jeder selbst um sei­ne Verkehrsmittel küm­mern müs­sen, bei­spiels­wei­se durch ein Deutschlandticket-Abonnement zum vol­len Preis von 58 Euro pro Monat. Doch offen­bar ist das Semesterticket mit Studentenrabatt wei­ter­hin sehr beliebt.

Vertragspartner des D‑Semestertickets ist nicht der Studierendenrat, son­dern das Studentenwerk Halle. Mit weni­gen Ausnahmen (zum Beispiel Auslandsaufenthalt oder Schwerbehindertenausweis mit Wertmarke) bezah­len und bekom­men alle Studenten die­ses Ticket, selbst wenn sie nicht Mitglied der Studierendenschaft sind.

Nach Redaktionsschluss
Laut Bundesregierung soll­te das D‑Ticket bis 2029 nicht mehr teu­rer wer­den. Am 18. September setz­ten die Länder jedoch durch, dass der Preis ab Januar 2026 um wei­te­re 5 Euro steigt. Damit wird das D‑Semesterticket ab Oktober 2026 um 3 Euro pro Monat teu­rer. Dazu soll es wie­der eine Urabstimmung geben, ver­spricht der Studierendenrat auf sei­ner Website.

Hello, goodbye

Am Studienkolleg lag die Wahlbeteiligung erst­mals seit 2019 ein wenig über null. 5 von 221 Wahlberechtigten gaben ihre Stimme ab, dabei beka­men vier wähl­ba­re Kollegiaten, deren Name in das lee­re Feld ein­ge­tra­gen wur­de, jeweils eine gül­ti­ge Stimme. Auf die jah­re­lan­ge Abstinenz am Studienkolleg und mög­li­che Lösungen ange­spro­chen, hat­te sich das Wahlteam nicht geäu­ßert. Womöglich erwach­te das Interesse der Wähler, nach­dem die has­tu­zeit eini­ge Studienkollegiaten ange­spro­chen hat­te, um her­aus­zu­fin­den, ob ihnen im Löwenportal über­haupt ein Link zu den Online-Wahlen ange­zeigt wird.

Zur kon­sti­tu­ie­ren­den Sitzung des 36. Studierendenrats war indes nie­mand aus dem Stu­dienkolleg erschie­nen. Sollte die­ser Sitz in den kom­men­den Monaten frei blei­ben, liegt das wohl an einer Regel, die sich der Studierendenrat selbst in die Ordnung der Studierendenschaft geschrie­ben hat.

In Köthen und Halle bie­tet das Landesstudienkolleg Vorbereitungskurse für inter­na­tio­na­le Studenten an; die Abteilung Halle ist orga­ni­sa­to­risch an die Martin-Luther-Universität ange­bun­den. Allerdings erlaubt die Universität den Kollegiaten nicht, an den Gremienwahlen zum Senat teil­zu­neh­men; ein Fakultätsrat exis­tiert am Studienkolleg ohne­hin nicht. Der Studierendenrat hat jedoch bereits 2002 beschlos­sen, die Studienkollegiaten als Teil der Studierendenschaft zu betrach­ten und ihnen damit eine Mitbestimmung zu ermöglichen.

Den Studienkollegiaten steht die Satzung im Weg

Seit 2017 bil­det das Studienkolleg eine gemein­sa­me Fachschaft mit den Neuphilologien; im Studierendenrat ist wei­ter­hin einer von 37 Sitzen für einen Vertreter des Kollegs reser­viert. Eine Bestimmung in der Satzung der Studierendenschaft macht es gewähl­ten Kollegiaten jedoch fast unmög­lich, ihren Sitz ein­zu­neh­men. Laut § 6 Absatz 4 ver­lie­ren sie ihr Amt, wenn sie die Fachschaft wech­seln. Mit dem Ende des Sommersemesters ver­las­sen die inter­na­tio­na­len Studenten in der Regel das Kolleg, um in Halle oder anders­wo ein regu­lä­res Studium auf­zu­neh­men. Sollte also min­des­tens einer der vier gewähl­ten Kollegiaten nicht aus­ge­rech­net in der Anglistik/Amerikanistik, Germanistik, Romanistik oder Slawistik in Halle unter­kom­men, ist es ihm schon for­mal nicht mög­lich, im Studierendenrat die Interessen der nächs­ten Generation am Studien­kolleg zu vertreten.

Text und Grafiken: Konrad Dieterich

Foto: Johannes Wingert

Smileys: Liz Bravo, Emily Jäger, Mariella Steeb [OpenMoji 16.0 (CC BY-SA 4.0), bearbeitet]

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