Ob nächt­li­cher Lernmarathon, Montagmorgen-Vorlesung oder ein­fach zwi­schen­durch: Kaffee hilft uns, wach und leis­tungs­stark zu blei­ben. Doch was genau steckt hin­ter dem kof­fe­in­hal­ti­gen Wachmacher?

Die Uhr zeigt 8.00 Uhr mor­gens. Zu sehen ist unter der Woche meist das glei­che Spiel: Der Großteil der Studierenden – eher weni­ger amü­siert, zu die­ser rela­tiv frü­hen Uhrzeit auf zu sein – strolcht müh­sam über den Campus zum Hörsaal. Mit dem Gedanken, wie sie denn wach­sam der Vorlesung oder dem Seminar fol­gen sol­len, schlägt ihnen im Hörsaal ein nur all­zu bekann­ter Geruch ent­ge­gen: Kaffee! Die Lösung?

Kaffee, bezie­hungs­wei­se eher das dar­in ent­hal­te­ne Koffein, ist bei vie­len Studierenden ein Muss. Nicht nur in den Morgenstunden ist der Kaffee zu einem stän­di­gen Begleiter gewor­den, son­dern auch zwi­schen den Veranstaltungen hört man nicht sel­ten Sätze wie »Ohne Kaffee über­le­be ich das nicht« oder »Lasst uns noch mal schnell einen Kaffee holen«.

Die Studentendroge

160 Liter pro Jahr. Laut einer Studie des Marketing-Unternehmens Allmaxx ent­spricht dies dem durch­schnitt­li­chen Kaffeekonsum deut­scher Studierender. Zudem fan­den Forscher der Universität Baltimore her­aus, dass sich die Tasse Kaffee nach dem Lernen posi­tiv auf das Langzeitgedächtnis aus­wirkt. Dies konn­te man jedoch nur bei Studierenden beob­ach­ten, die nor­ma­ler­wei­se eher wenig oder gar kein Koffein zu sich nehmen.

Das im Kaffee ent­hal­te­ne Koffein hat eine auf­put­schen­de Wirkung. Es stei­gert unse­re Aufmerksamkeits- und Konzentrationsfähigkeit, was für die hohen Leistungen, die von den Studenten heut­zu­ta­ge erwar­tet wer­den, opti­mal wäre. Doch im Laufe des Tages kommt es nicht sel­ten vor, dass Müdigkeit und Erschöpfung dem »hyper­ak­ti­ven« Zustand fol­gen oder sogar Schlafstörungen aus­ge­löst wer­den können.

Tatsächlich ist Koffein im DSM 5 (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders), einem psych­ia­tri­schen Klassifikationssystem, in der Kategorie »Störungen im Zusammenhang mit psy­cho­tro­pen Substanzen« auf­ge­führt. Um dort als psy­chi­sche Störung auf­zu­tre­ten, muss die­se andau­ernd und wie­der­keh­rend sein.

Laut DSM 5 sol­len also mehr als 85 Prozent der Erwachsenen und Jugendlichen regel­mä­ßig Koffein kon­su­mie­ren. Bei nicht weni­gen davon sol­len eben durch die Abhängigkeit – ähn­lich zu ande­ren Drogen – Toleranzentwicklungen oder Entzugserscheinungen auf­tre­ten kön­nen. Unterschieden wird hier zwi­schen der Koffeinintoxikation und dem Koffeinentzug. Letzterer wird als auf­tre­ten­des Symptom nach dem plötz­li­chen Stopp des Koffeinkonsums beschrie­ben. Die Koffeinintoxikation liegt hin­ge­gen ab einer Dosis zwi­schen 5 bis 10 Gramm vor. Da eine Tasse Kaffee durch­schnitt­lich 55 Milligramm Koffein ent­hält, soll­te das Auftreten der Intoxikation bei den meis­ten jedoch eher unwahr­schein­lich sein. Letztendlich ist Koffein eine sehr ver­brei­te­te Volksdroge, die trotz­dem als eher harm­los betrach­tet wird.

Der Kaffee im Körper

Innerhalb von cir­ca 30 Minuten nach dem Konsum brei­tet sich das Koffein im gesam­ten Körper aus – auch im Gehirn. Allerdings wirkt Koffein nicht direkt auf­put­schend, son­dern gau­kelt uns viel­mehr vor, nicht müde zu sein. Denn Koffein ähnelt dem kör­per­ei­ge­nen Neurotransmitter Adenosin. Dieser blo­ckiert die Ausschüttung von akti­vie­ren­den Neurotransmittern wie Dopamin und Noradrenalin. Da Koffein aber ähn­li­chen wie Adenosin auf­ge­baut ist, kann ers­te­res eben­falls an Adenosin-Rezeptoren ando­cken. Im Gegensatz zu Adenosin akti­viert Koffein besag­te Rezeptoren nicht, sodass die Ausschüttung der bele­ben­den Neurotransmitter wei­ter­hin erfolgt und man sich wach und aktiv fühlt. Auf bild­li­cher Ebene kann man sich das unge­fähr wie einen Schlüssel (Koffein) vor­stel­len, der zwar in ein Schloss (Rezeptoren) passt, sich jedoch nicht dre­hen lässt. Da aber zusätz­lich kein wei­te­rer Schlüssel (Adenosin) in das Schloss passt, wenn schon einer drin­steckt, kann es nicht ver­schlos­sen wer­den und bleibt wei­ter­hin geöffnet.

Illustration: Cynthia Seidel

Im Allgemeinen ist der regel­mä­ßi­ge Kaffeekonsum in Maßen gar nicht so unge­sund, wie es die meis­ten ver­mu­ten wer­den. Inhaltsstoffe wie Antioxidantien und Lipide (Fette) haben durch­aus posi­ti­ve Effekte auf unse­ren Körper. Antioxidantien sind abseits des Kaffees beson­ders in Gemüse, Früchten und dunk­ler Schokolade ent­hal­ten. Sie ver­zö­gern und ver­hin­dern zer­stö­ren­de Prozesse in den Zellen. Die Lipide (Kahweol und Cafestol) hin­ge­gen haben eine schüt­zen­de Wirkung auf unser zen­tra­les Entgiftungsorgan – die Leber – was folg­lich gut für den gesam­ten Körper ist.
Zu guter Letzt wird sogar die Atmung erleich­tert, da das Koffein die Lungengefäße wei­tet und sich die Muskulatur der Bronchien entspannt.

Nebenwirkungen ohne Packungsbeilage

Doch auch der Kaffeekonsum hat sei­ne Schattenseiten: Besonders bei Studierenden, die für gewöhn­lich kei­ne kof­fe­in­hal­ti­gen Getränke zu sich neh­men, erhö­hen sich der Blutdruck und die Körpertemperatur leicht, jedoch nur für einen kur­zen Zeitraum.

Die bereits erwähn­ten Lipide Kahweol und beson­ders Cafestol kön­nen einen Anstieg des Cholesterinspiegels ver­ur­sa­chen. Aus den erhöh­ten Cholesterinwerten folgt die Bildung von so genann­ten Plaques, die durch die Einlagerung von Cholesterin und wei­ßen Blutkörperchen an den Gefäßwänden von Arterien ent­ste­hen. Diese Arterienverkalkung, auch bekannt als Arteriosklerose, ver­engt die Gefäße und kann zu Durchblutungsstörungen führen.

Auch das Herz bleibt nicht ver­schont: Die durch das Koffein ange­reg­te Ausschüttung der Stresshormone Adrenalin und Cortisol lässt das Herz schnel­ler schla­gen – der Puls steigt.

Abgesehen von der leis­tungs­stei­gern­den und anre­gen­den Wirkung hat Koffein zudem eine schlaf­ver­zö­gern­de Wirkung. Letztere ist davon abhän­gig, wie schnell das Koffein in der Leber abge­baut wird, und somit gene­tisch von Individuum zu Individuum zu unterscheiden.

Alternative Wachmacher

Ist es nicht der Kaffeebecher, dann sieht man ande­re kof­fe­in­hal­ti­ge Getränke, wie die berühmt-berüch­tig­ten Mate-Limo-Flaschen oder in eher sel­te­nen Fällen die Energydrink-Dosen, auf den Tischen der Hörsäle stehen.

Der aus Südamerika stam­men­de Mate-Tee setzt im Gegensatz zum Kaffee das Koffein lang­sa­mer frei und wirkt somit über einen län­ge­ren Zeitraum. Er regt den Stoffwechsel an und ent­hält zudem eini­ge Mineralien und Vitamine. Dies gilt aller­dings nur für einen frisch zube­rei­te­ten Mate-Tee, nicht aber für das Club-Mate-Erfrischungsgetränk. Der Koffeingehalt einer Tasse Kaffee (125 ml) ent­spricht unge­fähr einer Flasche (500 ml) des belieb­ten Studentengetränkes.

Nicht unbe­dingt eines der typi­schen Studentengetränke, son­dern ganz klas­sisch ist der Schwarze Tee. Er besitzt eine ähn­li­che Wirkung wie der Mate-Tee und sorgt durch Vitamin B und Kalium zusätz­lich für einen akti­vier­ten Kreislauf.

Wer lie­ber ganz auf Koffein ver­zich­ten möch­te, soll­te auf Ingwerwasser umstei­gen. Ingwer ist eines der gesün­des­ten Nahrungsmittel und regt den Kreislauf und die Verdauung an. Eine wei­te­re kof­fe­in­freie Alternative, mit zahl­rei­chen Vitaminen, Ballast- und Mineralstoffen, sind grü­ne Smoothies. Dieser Mix aus Obst und Gemüse ist nicht nur hilf­reich hin­sicht­lich der Leistungsbereitschaft, son­dern trägt zu einer gesun­den Ernährung bei.
Zu wel­chem der klei­nen Helfer Ihr auch immer im Unialltag greift, Koffein reicht auf Dauer nicht aus, um den gesam­ten Tag kon­zen­triert und leis­tungs­stark zu blei­ben. Und soll­ten wir doch an einer Überdosis Kaffee ster­ben, sind wir zumin­dest wach.

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