Hallöchen, mei­ne Lieben! Hier ist Eure Kathy mit einem neu­en Rezept, das ide­al für den nächs­ten Sonntagsbrunch mit der Familie passt, aber auch auf Arbeit oder im Alltag super funk­tio­niert. Ein klei­ner Hinweis für die neu­gie­ri­gen Mäuschen unter Euch: die­ses Rezept wird auf jeden Fall für Gesprächsstoff sorgen.

Um Euch nicht län­ger aufs hei­ße Backblech zu span­nen, ver­ra­te ich Euch, was Eure Kathy zusam­men­ge­ba­cken hat. Heute wol­len wir den Mikrofeminismus zusam­men kre­ieren. Dieser ist noch ein recht neu­es Rezept, das vor allem auf Social Media gro­ße Bekanntheit erlangt hat. Die ers­te Erwähnung über den Mikrofeminismus begann mit Ashley Chaney, wel­che die Idee dafür auf Tiktok geteilt hat. Daraufhin haben sich vie­le ver­schie­de­ne Rezeptvarianten ent­wi­ckelt, wel­che Ihr ger­ne auch unter #micro­fe­mi­nism nach­ver­fol­gen könnt. Aber was ist dies nun genau?

Durch sub­ti­le Handlungen das System hinterfragen

Das erklä­re ich mei­nen Backfeen doch ger­ne. Darunter ver­steht man klei­ne Gesten im Alltag, die für mehr Gleichberechtigung und Frauenrechte sor­gen. Durch die sub­ti­len Handlungen soll das jet­zi­ge System hin­ter­fragt wer­den. Es soll vor allem dabei Frauen in unan­ge­neh­men oder kli­schee­haf­ten Situationen hel­fen, auf eben jene hin­zu­wei­sen und mehr Kontrolle zu gewin­nen.
Ihr fragt Euch bestimmt: „Aber Kathy, bringt das nun wirk­lich was? Sonst könn­te man ja bei der guten alten Schwarzwälder Kirsch­torte blei­ben.“
Ja, mei­ne Krümelmonster, es bringt was. Durch den Mikrofeminismus wer­den Vorurteile, ver­al­te­te Geschlechterrollen und Diskriminierungen, die mit der Sprache und Handlungen ein­her­ge­hen, bewusst abge­baut. Jedoch ist die­ses Rezept noch zu neu, um ein­deu­ti­ge Langzeitergebnisse dazu zu erhal­ten.
Also schnürt Euch die Backschürzen um und ran ans Backen!

Zutaten

200 g Lust, für Frauenrechte ein­zu­tre­ten
150 g Sarkasmus
100 g net­tes Lächeln, wel­ches man den ver­dutz­ten Blicken ent­ge­gen­wirft
3 Esslöffel Genervtheit von unan­ge­brach­ten, sexis­ti­schen Kommentaren
2 Teelöffel Kreativität
und eine Prise Kopf hoch und Brust raus

Zubereitung für die Arbeit

Als Erstes mischt Ihr alle Zutaten zusam­men und fügt sie einer E‑Mail bei. Dabei ist dar­auf zu ach­ten, dass Ihr immer Frauen zuerst erwähnt. Wenn Ihr dann in eben jenem Meeting sitzt, sorgt dafür, dass Eure Kolleginnen gehört wer­den und ihre Ideen und Vorschläge wahr­ge­nom­men wer­den. Danach könnt Ihr ger­ne Männern die admi­nis­tra­ti­ven Aufgaben geben, wie zum Beispiel Einladungen ver­schi­cken oder Protokoll füh­ren. Alles zusam­men soll­te einen guten Grundteig für den Mikrofeminismus ergeben.

Zubereitung für den Alltag

Diese Variante umfasst ver­schie­de­ne Möglichkeiten. Ein leich­ter Anfang wäre die Zugabe von Komplimenten an Frauen bei Aufgaben, die nicht als selbst­ver­ständ­lich ange­se­hen wer­den soll­ten. Zum Beispiel sich zu bedan­ken, dass sie nicht nur geplant hat, was es zum Mittag gibt, son­dern auch noch gekocht hat. Des Weiteren könnt Ihr das Femininum anstatt des Maskulinums ver­wen­den. Dies funk­tio­niert gut in Kombination beim Vorlesen von Kinderbüchern, in denen typisch „männ­li­che“ Berufe auf die weib­li­che Form umge­än­dert wer­den kön­nen. Ein ähn­li­ches Prinzip funk­tio­niert auch exzel­lent beim Sport. Erwähnt doch ein­fach immer, dass es sich um Männersport han­delt, wie die Männer-WM oder Männerbasketball.
Für die erfah­re­ne­ren Bäckerinnen eig­net sich gut, ein­fach mal Männer dar­auf hin­zu­wei­sen, dass sie einem ins Wort gefal­len sind oder dass sie doch mehr lächeln sol­len. Sollte es doch mal vor­kom­men, dass Euch eine männ­li­che Person beim Backen mit Schätzchen oder Mäuschen anspricht und beleh­ren will, dann ver­wen­det doch auch einen hüb­schen Kosenamen wie Spätzchen oder Häschen.
Und wenn Euch sexis­ti­sche Sprüche ent­ge­gen­ge­bracht wer­den oder hin­ter­her­ge­pfif­fen wird, dann lasst dies nicht unkom­men­tiert. Eine Möglichkeit wäre es nach­zu­fra­gen, war­um man so denkt oder ob sei­ne Mutter auch weiß, was er da tut.
Solltet Ihr das Rezept Euren Freunden oder der Familie prä­sen­tie­ren wol­len und auf dem Weg zu ihnen sein, dann steht in den öffent­li­chen Verkehrsmitteln für Euren per­sön­li­chen Freiraum ein und lasst Euch nicht durch einen auf­säs­si­gen Mann ein­schrän­ken. Es ist näm­lich wich­tig, dass der Kuchen nicht zusam­men­ge­drückt wird. Solltet Ihr aber zu Fuß unter­wegs sein, dann weicht ent­ge­gen­kom­men­den männ­li­chen Fußgängern nicht mehr aus, die nicht bereit sind, sel­ber Platz zu machen, son­dern wen­det den soge­nann­ten „Powerwalk“ mit erho­be­nem Kopf und gera­de aus­ge­rich­te­tem Blick an. Natürlich geht dies nur, wenn wirk­lich genü­gend Platz für min­des­tens zwei Personen ist.
Angekommen könnt Ihr auch Euren Zuckerfreundinnen den Mikrofeminismus ser­vie­ren und Euch am bes­ten noch dar­über aus-
tau­schen.

Zubereitung für den Familienbrunch

Hier könnt Ihr zwei Komponenten zusam­men­brin­gen. Zu einem mischt Ihr die typi­schen Fragen an Mütter mit den Fragen an Väter. Dabei fragt Ihr die Mamas nach ihrer Karriere oder Hobbys und die Papas, wie die Elternzeit so läuft und wer sich nun um die Kinder küm­mert, wenn er auch arbei­ten geht. Als klei­ne gehei­me Zutaten ist es mög­lich, den Herren Haushaltsgeräte oder Kindersachen zu schen­ken, wenn die­se nicht expli­zit gewünscht wur­den.
Dieses Rezept ist auch für die Jüngsten geeig­net. Mädchen soll­ten nicht nur Komplimente für ihr Aussehen bekom­men und bei den klei­nen Buben nicht nur an ihre Tapferkeit appel­lie­ren. Das glei­che gilt auch für die Spielzeugaufteilung, denn es hängt ja nicht davon ab, dass nur Jungen die Hot-Wheels-Rennbahn bedie­nen kön­nen.
Ein klei­ner Tipp für nach dem Verzehr: bleibt doch ein­fach mal sit­zen und besteht dar­auf, dass die Männer abräu­men und abwaschen.

Anmerkungen

Natürlich könnt Ihr flei­ßi­gen Backbienchen das Rezept für den Mikrofeminismus an Eure eige­nen Bedürfnisse und Wohlfühlzone anpas­sen, wie es für Euch am bes­ten passt. Dennoch ist bei der Zubereitung wich­tig zu beach­ten, dass Frauenrechte bestärkt wer­den und nicht die Vorurteile gegen Feminismus. Diese Gesten die­nen nicht dazu, Männerhass zu ver­brei­ten, son­dern ledig­lich Denkanstöße in der Gesellschaft anzu­re­gen. Also, mei­ne Kuchenkriegerinnen: seid acht­sam gegen­über Euren Handlungen und habt viel Spaß beim Nachbacken.

Text: Emely Gude
Illustration: Rika Garbe

Kommentare

Von Schokoladenfee12
Hallo, Kathy. Ich habe das Rezept direkt beim Familientreffen aus­pro­biert. Onkel Günther hat den gan­zen Abend nur davon gespro­chen.
Von 34Nussnoughatfüllung
Hab das Rezept mit Freunden aus­pro­biert und habe schon mei­ne eige­nen Varianten ent­wi­ckelt.
Von Barbeque4ever
Also ich bevor­zu­ge die gute tra­di­tio­nel­le Schwarzwälder Kischtorte. Die neu­mo­di­schen Kuchen brau­che ich nicht.
Von Hüttenkäse@fromage
Super Rezept. Meine Kollegen waren rich­tig sprach­los und mei­ne Chefin begeistert.
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