Nach jah­re­lan­gem Lernen, zahl­lo­sen Prüfungen und aka­de­mi­schem Streben ist der Moment des Studienabschlusses für vie­le jun­ge Menschen ein Meilenstein. Doch was erwar­tet sie eigent­lich danach in der Arbeitswelt? Der Übergang vom Hörsaal ins Berufsleben kann sowohl auf­re­gend als auch her­aus­for­dernd sein.

Nicht jeder weiß zu Beginn des Studiums, wo die Reise enden soll. Die Möglichkeiten heut­zu­ta­ge kom­men einem unend­lich vor und so habe auch ich mei­ne Probleme gehabt, den rich­ti­gen Studiengang für mich zu fin­den. Letztlich wur­de es die Betriebswirtschaftslehre. Bis heu­te bin ich mir unsi­cher, ob ich die rich­ti­ge Entscheidung getrof­fen habe, aber einen Rückzieher habe ich nie in Betracht gezo­gen. Als ich dann letz­tes Jahr mei­ne Bachelorarbeit been­de­te, woll­te ich wis­sen, was die Arbeitswelt für einen fri­schen Absolventen bereithält.

Wohin soll es gehen? Das fra­gen sich vie­le vor dem Studium – und auch danach.
Die Suche nach dem pas­sen­den Job
Für vie­le Absolventen beginnt die Zeit nach dem Studium mit der Suche nach dem ers­ten Vollzeitjob. Dabei spie­len zahl­rei­che Faktoren eine Rolle, ange­fan­gen mit per­sön­li­chen Interessen und Fähigkeiten bis hin zu den Anforderungen des Arbeitsmarktes. Während eini­ge bereits wäh­rend ihres Studiums Praktika absol­viert und so mög­li­cher­wei­se Kontakte geknüpft haben, ste­hen ande­re vor der Herausforderung, sich in einem zuneh­mend wett­be­werbs­ori­en­tier­ten Arbeitsmarkt zu behaupten.

Das Erste, was ich getan habe, ist ziem­lich offen­sicht­lich. Ich habe mei­ne Heimatstadt, mei­nen Studiengang und das Wort Abschluss ins Internet ein­ge­ge­ben. Als Antwort bekam ich einen Haufen Stellenanzeigen, die min­des­tens eines mei­ner Schlagwörter ent­hiel­ten. Doch war die Anzahl der Möglichkeiten auch hier unüber­sicht­lich. Nach eini­ger Zeit des Überfliegens ließ sich ein Muster erken­nen und ich sor­tier­te nur noch nach den Stellen, in denen ich mich wirk­lich sehen konn­te. Nun ging es an das Schreiben mei­ner Bewerbung.

Selfie mit Bachelor
Bewerbungsprozess und Berufseinstieg
Der Bewerbungsprozess kann für vie­le Absolventen eine stres­si­ge Phase sein. Das Verfassen von Bewerbungsunterlagen, das Vorstellungsgespräch und mög­li­che Assessment-Center stel­len eine gro­ße Herausforderung dar. Eine gründ­li­che Vorbereitung ist ent­schei­dend, um sich erfolg­reich im Bewerbungsprozess zu prä­sen­tie­ren. Doch auch nach dem erfolg­rei­chen Abschluss des Bewerbungsverfahrens ste­hen vie­le Berufseinsteiger vor neu­en Herausforderungen. Die ers­ten Monate im neu­en Job kön­nen geprägt sein von einer stei­len Lernkurve und der Anpassung an die Unternehmenskultur und ‑struk­tu­ren.

Insgesamt schrieb ich fünf Bewerbungen, da ich es unnö­tig fand, mich bei Unternehmen vor­zu­stel­len, die mich nicht inter­es­sier­ten. Von die­sen fünf Firmen haben mich nur zwei zum Gespräch ein­ge­la­den, eine hat abge­sagt und die ande­ren zwei haben sich bis heu­te nicht gemel­det. Damit stell­te sich für mich bereits her­aus, dass das Wort Personalmangel krea­tiv auf dem Arbeitsmarkt inter­pre­tiert wird. Denn von allen poten­zi­el­len Arbeitgebern hat­te das mei­ner Meinung nach stärks­te und größ­te Unternehmen das meis­te Interesse an mir. Ich war drei­mal zum Bewerbungsgespräch dort und stets über­zeugt, dass es nur Zufall war, dass ich wie­der ein­ge­la­den wur­de. Demnach hat es mich auch sehr über­rascht, als ich beim letz­ten Gespräch die Nachricht erhielt, dass ich im Unternehmen will­kom­men sei.

Für einen gelun­ge­nen Berufseinstieg spielt vie­les eine Rolle.
Der Übergang vom Studium ins Berufsleben bringt eine Vielzahl von Herausforderungen mit sich, aber auch zahl­rei­che Chancen zur per­sön­li­chen und beruf­li­chen Weiterentwicklung. Die Fähigkeiten, sich neu­en Situationen anzu­pas­sen, kon­ti­nu­ier­lich zu ler­nen und sich beruf­lich wei­ter­zu­ent­wi­ckeln, sind ent­schei­dend für den Erfolg im Arbeitsleben. Networking, Weiterbildung und die Bereitschaft, Verantwortung zu über­neh­men, sind Schlüsselkompetenzen, die Berufseinsteiger auf ihrem Weg zum Erfolg unter­stüt­zen können.

Üblicherweise bedeu­tet der ers­te Job nicht zwangs­läu­fig, dass man sei­ne Ausbildung oder einen Studiengang erfolg­reich absol­viert hat. Wie vie­le Studierende habe ich bereits mit Aufnahme mei­nes Studiums einen ers­ten Einstieg ins Berufsleben erlebt. Natürlich fing ich klein an: kell­nern, kas­sie­ren, put­zen. Alle Jobs, die ver­ein­bar mit mei­ner Zeitplanung waren und mich ange­spro­chen haben. Ich moch­te den Ausgleich zum theo­re­ti­schen Studium und habe mir immer kör­per­lich aus­las­ten­de Arbeiten gesucht. Genug Zeit für einen Bürojob blieb mir ohne­hin in der Zukunft. Doch als dann der Arbeitsvertrag eines Vollzeitjobs vor mir lag, war ich ner­vös. Bis jetzt hat­te ich übli­che Studentenjobs und war stets von Menschen mei­nes Alters umge­ben, der sozia­le Umgang war locker und die Bindung an die Arbeitgeber auch.

Wie wür­de es sein, wenn ich Vollzeit ins Büro gehe? Wie sind die Menschen dort? Werde ich Probleme haben, mich zu integrieren?

Diese Fragen quäl­ten mich Tag und Nacht und ich wur­de immer ange­spann­ter. Als dann end­lich mein ers­ter Arbeitstag gekom­men war, war ich natür­lich auf­ge­regt und zu allem Unglück auch noch erkäl­tet. Ich ent­schied, mich ruhig zu ver­hal­ten und nach Möglichkeit wenig zu sagen. Mir war klar, dass ich mich nicht mit jedem ver­ste­hen wer­de und es defi­ni­tiv Kollegen mit ver­al­te­ten Ansichten geben wird. Doch ich wur­de über­rascht, es bewies sich nicht, was mir mei­ne Eltern und Freunde gesagt hat­ten. Anstatt wie erwar­tet auf mich her­ab­zu­se­hen, haben sich die Mitarbeiter aktiv ein­ge­bracht, mich zu unter­stüt­zen und mir das Gefühl von Geborgenheit zu ver­mit­teln. Die Duzkultur der Firma hat mei­ne Eingewöhnung auch um eini­ges vereinfacht.

Arbeitsbedingungen und Karriereaussichten
Die Arbeitsbedingungen für Berufseinsteiger in Deutschland vari­ie­ren je nach Branche und Unternehmen. In eini­gen Branchen dür­fen Absolventen mit attrak­ti­ven Einstiegsgehältern und viel­fäl­ti­gen Entwicklungsmöglichkeiten rech­nen. In ande­ren Bereichen kann der Berufseinstieg hin­ge­gen schwie­ri­ger und mit befris­te­ten Verträgen oder Teilzeitstellen ver­bun­den sein. Dennoch bie­ten vie­le Unternehmen Programme zur Weiterbildung und Karriereentwicklung an, um ihren Mitarbeitern lang­fris­ti­ge Perspektiven zu bieten.

Da wir in Zeiten von sozia­len Medien und Internet leben, wür­de ich jedem emp­feh­len, vor dem ers­ten Bewerbungsgespräch eini­ge Forschungen anzu­stel­len. Es gibt ver­schie­de­ne Webseiten, bei denen Arbeitnehmer ihre Arbeitgeber öffent­lich bewer­ten kön­nen. Diese Informationen sind gera­de für grö­ße­re Unternehmen leicht in Erfahrung zu brin­gen. Die eige­ne Wahrnehmung wird es zwar nicht tref­fen, aber für ein ers­tes Bild sind ent­spre­chen­de Bewertungen hilfreich.

Am Schreibtisch angekommen

So auch beim Thema Gehalt. Es gibt grund­sätz­lich kei­ne direk­te Aussage ein­zel­ner Firmen, zu ihren Gehältern und es fin­den sich auch nie kon­kre­te Zahlen auf Vergleichsportalen. Allerdings kann man für den jewei­li­gen Teilbereich des Berufsfeldes her­aus­fin­den wel­che Gehaltsspanne all­ge­mein bun­des­weit gezahlt wird. Dieses Wissen soll­te man unbe­dingt im Bewerbungsgespräch nut­zen, wenn die Frage nach der Gehaltsvorstellung kommt. Für mein ers­tes Gehalt hat­te ich nicht so hohe Erwartungen, da ich nicht davon aus­ge­gan­gen bin, dass ein Arbeitgeber für einen Berufseinsteiger viel zah­len wür­de. Doch auch hier wur­den mei­ne Erwartungen über­trof­fen. Obwohl ich nur ein Trainee bin, kann ich mich nicht beschwe­ren. Als Trainee hat man noch kei­ne fes­te Position im Unternehmen, es ist ein Programm für Hochschulabsolventen, um prak­ti­sche Erfahrungen in einem bestimm­ten Berufsfeld zu sam­meln, wäh­rend sie gleich­zei­tig wei­ter­ge­bil­det und betreut wer­den. In mei­ner Situation schien mir ein Trainee-Programm per­fekt zu sein, da ich mich noch nicht in der Verantwortung gese­hen habe, eigen­stän­dig im Namen einer Firma zu handeln.

Trainee-Programme für Studenten
Trainee-Programme für Studenten bie­ten eine Vielzahl von Entwicklungsmöglichkeiten. Sie hel­fen Studenten, prak­ti­sche Erfahrungen in ihrem gewähl­ten Berufsfeld zu sam­meln, ohne dem Berufseinsteiger sofort ein unan­nehm­ba­res Maß an Verantwortung zu über­tra­gen. Dies ist beson­ders wert­voll, da vie­le Absolventen nach dem Studium Schwierigkeiten haben, einen Job zu fin­den, der kei­ne Berufserfahrung vor­aus­setzt. Während eines Trainee-Programms haben die Teilnehmer die Möglichkeit, wich­ti­ge Kontakte in der Branche zu knüp­fen. Diese Netzwerke kön­nen spä­ter im Berufsleben von gro­ßem Nutzen sein. Ein erfolg­reich absol­vier­tes Trainee-Programm ver­bes­sert die Karrierechancen erheb­lich. Viele Unternehmen nut­zen die Programme daher als Rekrutierungsinstrument für zukünf­ti­ge Führungspositionen. Zudem haben Trainees oft gute Aussichten auf eine Festanstellung nach Abschluss des Programms.

Mein ers­ter Tag als Trainee war über­wäl­ti­gend – im eher nega­ti­ven Sinn. Die Informationen und Schulungen, die man am Anfang erhält, sind ziem­lich erschla­gend. Doch hier wer­den sich die wenigs­ten Arbeitgeber unter­schei­den. Standardmäßig gibt es immer erst eine Sicherheitsunterweisung und eine Präsentation, die dar­auf abzielt, das Unternehmen vor­zu­stel­len und sei­ne Werte zu ver­mit­teln. Anschließend gab es eine klei­ne Führung durch den Konzern, mir wur­den vie­le Mitarbeiter vor­ge­stellt, ver­schie­de­ne Büroräume gezeigt und schließ­lich durf­te ich auch mein Büro sehen. Ich habe einen Ausbildungsplan bekom­men, indem für die nächs­ten zwei Jahre ver­schie­de­ne Stellen zu durch­lau­fen sind.

Angestellt wur­de ich als Trainee für Finanzen und Organisation, daher war und ist mein ers­tes Einsatzgebiet offen­sicht­lich das Finanzbüro. Hier ver­brin­ge ich den Großteil des Programms und ler­ne alles, was im Zusammenhang mit Rechnungslegung, Kundenkonten und Controlling steht. Der Einsatz in ande­ren Abteilungen, wie zum Beispiel dem Vertragswesen, ist vor­ge­se­hen, damit ich die Zusammenhänge im Unternehmen bes­ser ver­ste­hen kann. Dieser Punkt ist mir beson­ders wich­tig, da es in mei­nem Bereich sehr vie­le Überschneidungen mit ande­ren Abteilungen gibt. Das Verständnis für die Arbeit mei­ner Kollegen ist essen­zi­ell, um eine bes­se­re Kommunikation und Zusammenarbeit zu errei­chen. Versteht man die Hintergründe und Arbeitsweisen der ande­ren, kann man mit ihren Anfragen auch schnel­ler umgehen.

Mittlerweile habe ich bereits ein hal­bes Jahr des zwei­jäh­ri­gen Programms hin­ter mir und bin sehr zufrie­den mit mei­ner Entscheidung. Ich habe Freunde auf Arbeit gefun­den, ler­ne regel­mä­ßig neue Fähigkeiten und ver­ste­he mich gut mit mei­nen Vorgesetzten. Die Ängste, die ich damals hat­te, kom­men mir nun lach­haft vor. Jetzt weiß ich auch, dass nur Wandel Ergebnisse bringt. Stillstand bringt nur den Komfort, sich nicht anpas­sen zu müs­sen – eine Weisheit, die ich seit­dem in mein Leben inte­griert habe.

Gute Aussichten

Da ich so vie­le gute Erfahrungen sam­meln konn­te, ließ mich die Frage nicht los, war­um gera­de ich die Stelle bekom­men habe. Also habe ich mei­nen Vorgesetzten ein­fach direkt gefragt. Zuerst bestä­tig­te sich mei­ne Annahme, dass es vie­le Bewerber gab und auch vie­le von ihnen höher qua­li­fi­ziert waren oder mehr Arbeitserfahrung besa­ßen als ich. Doch hat­ten die hoch qua­li­fi­zier­ten und arbeits­er­fah­re­nen Menschen auch hohe Ziele. Sie woll­ten sich so schnell wie mög­lich am „Wandel des Unternehmens“ betei­li­gen und Großprojekte betreu­en. Allerdings haben sie sich mit die­sen Ambitionen für die fal­sche Stelle ent­schie­den. Letztlich habe ich über­zeugt, weil ich freund­lich war, neben dem Studium gear­bei­tet habe und zuge­ben konn­te, dass ich noch nicht per­fekt bin und viel in mei­nem Trainee-Programm ler­nen möchte.

Text, Fotos und Illustration: Anne Körsten

Nur Mut
Das Arbeitsleben nach dem Studium bie­tet eine Vielzahl von Möglichkeiten und Herausforderungen. Der Übergang vom Hörsaal ins Berufsleben erfor­dert Engagement, Flexibilität und die Bereitschaft, sich neu­en Situationen anzu­pas­sen. Trotz der Herausforderungen bie­tet das Berufsleben nach dem Studium auch zahl­rei­che Chancen zur per­sön­li­chen und beruf­li­chen Weiterentwicklung. Es ist nicht schlimm, Angst zu haben oder sich Sorgen zu machen; Veränderung fällt kei­nem leicht. Doch es lohnt sich, den Schritt zu wagen und Mut zu bewei­sen. Man muss nicht wis­sen, was man will, wenn man weiß, was man nicht will. Daher soll­te man ver­su­chen, authen­tisch zu sein, sich nicht ver­stel­len und an gute Manieren den­ken. Nie ver­ges­sen: es bewirbt sich nicht nur der Arbeitnehmer, auch der Arbeitgeber muss sich von sei­ner bes­ten Seite zeigen.
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