Jedes Jahr erkranken weltweit circa 20 Millionen Menschen an Krebs. In Deutschland werden etwa 500.000 Personen jährlich mit einer Krebsart diagnostiziert. Die größten Heilungschancen bestehen, wenn die Erkrankung frühzeitig erkannt wird. Auch junge Leute sind vermehrt betroffen.
Nach Herz- und Kreislauferkrankungen gilt Krebs als zweithäufigste Todesursache in Deutschland. Jeder vierte Todesfall ist dieser Krankheit zuzuschreiben. Zwar tritt zum Großteil bei Personen im höheren Alter eine Form von Krebs auf, doch wird auch immer häufiger bei jungen Menschen eine solche Diagnose gestellt. Dies liegt vor allem daran, dass die Früherkennungstests genauer geworden sind und früher getestet wird. Die bekannteste und prägnanteste Art der Vorbeugung einer Krebserkrankung ist das Führen eines „gesunden Lebensstils“, welcher beispielsweise den Verzicht auf Rauchen und Alkoholmissbrauch, eine gesunde und ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und einen guten Schutz vor UV-Strahlung umfasst. Auf dem Campus und vielen Uni- oder WG-Partys lässt sich hingegen der Konsum von Tabak und Alkohol unter Studis sehr gut beobachten.
Über die gesunde Lebensführung hinaus ist es sinnvoll, sich über weitere präventive Maßnahmen zu informieren (siehe Infokasten 1).
Disclaimer Im folgenden Artikel wird im Bezug auf verschiedene Krebsarten und Krebsvorsorge in „Frauen“ und „Männer“ unterteilt. Selbstverständlich sind hierbei alle Personen angesprochen, die über die jeweils relevanten Organe verfügen. |
Vorsorge und Früherkennung
Die Krebsvorsorge und ‑früherkennung ist in Deutschland gesetzlich geregelt. Es gibt ein festgelegtes Früherkennungsprogramm, welches dazu beitragen soll, die Sterblichkeit zu verringern. Dieses ist für Personen gedacht, die kein erhöhtes Risiko tragen, an Krebs zu erkranken. Dies wäre etwa durch Fälle in der Familie oder andere Vorerkrankungen gegeben. Dieses Programm, dessen Teilnahme freiwillig ist, richtet sich zum Großteil an Personen ab dem 30. Lebensjahr. (hier Übersicht einfügen). Allerdings bedeutet dies nicht, dass jüngere Menschen von ärztlichen Untersuchungen ausgenommen sind. Wer Beschwerden hat oder Veränderungen am eigenen Körper feststellt, kann sich unabhängig vom Früherkennungsprogramm untersuchen lassen und es besteht immer die Möglichkeit, sich bei Ärzt:innen zu informieren, wann welche Maßnahmen für die eigene Situation sinnvoll sind. Zum Beispiel haben junge Frauen ab dem 20. Lebensjahr einen Anspruch darauf, einmal jährlich eine Vorsorgeuntersuchung gegen Gebärmutterhalskrebs durchführen zu lassen. Zudem empfiehlt die STIKO eine HPV-Impfung bei jungen Menschen im Alter von 9 bis 14 Jahren. Humane Papillomviren können bestimmte Krebsvorstufen und Krebs selbst auslösen, wogegen die Impfung vorbeugen kann. Der Schutz vor HPV ist nicht nur für Frauen sinnvoll und wichtig. Daher sollte die Impfung geschlechtsunabhängig in Betracht gezogen werden. Es ist möglich, diese in späterem Alter, auch nach dem 18. Lebensjahr, nachzuholen. Wie diese Möglichkeit besteht und ob man es selbst finanzieren muss, sollte man bei der Krankenkasse abklären lassen.
Die Altersgrenzen für die Empfehlungen von Vorsorge- und Früherkennungsmaßnahmen sind vor dem Hintergrund festgelegt worden, dass statistisch gesehen die meisten Diagnosen Menschen im mittleren und höheren Alter betreffen. Die Kosten-Nutzen-Abwägung fällt entsprechend zugunsten dieser Bevölkerungsschichten aus. Für diese Kalkulation sind beispielsweise die Kosten und der Aufwand von Screeningprogrammen gerechtfertigt, wenn die entsprechende Krankheit in einer Altersgruppe weit verbreitet ist. Weil also Studierende – zum Glück – nicht statistisch relevant genug sind, lohnt es sich für Krankenkassen finanziell nicht, Programme für diese Altersgruppe zu organisieren. Das heißt allerdings nicht, dass jüngere Menschen sich nicht auch mit dem Thema Krebs auseinandersetzen und darüber informieren sollten.

Wenn es darum geht, Krebserkrankungen frühzeitig zu erkennen, wird zwischen Vorsorge und Früherkennung unterschieden. Die Begriffe werden oft auch synonym verwendet, bedeuten aber eigentlich Unterschiedliches:
Von Früherkennung spricht man, wenn Gewebeveränderungen, beziehungsweise Tumore, zu einem Zeitpunkt entdeckt werden, in dem sie noch sehr klein sind und keine Beschwerden, wie zum Beispiel Schmerzen, verursachen. Dadurch können sie leichter entfernt werden und die Heilungschancen steigen erheblich.
Die Vorsorge kann Krebs verhindern, indem Vorstufen erkannt und behandelt werden. So etwa, wenn man eine Gewebeveränderung entfernt, bevor sie bösartig wird. Beispiele hierfür sind die Vorsorgeuntersuchung gegen Gebärmutterhalskrebs bei Gynäkolog:innen oder ein regelmäßiger Hautcheck durch Hautärzt:innen.
Weitere und ausführliche Informationen findet man unter: - Deutsche Krebsgesellschaft - Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) - gesund.bund.de (Bundesgesundheitsministerium) und vor Ort: - Sachsen-Anhaltische Krebsgesellschaft (SAKG) Parcelsusstraße 23 06114 Halle (Saale) Dort finden Betroffene, Angehörige und Interessierte Beratung und Informationen. |
Krebs bei jungen Menschen
Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts sind die häufigsten Krebsarten in der Altersgruppe 20–29 Hautkrebs, Brustkrebs und Hodenkrebs.
Hautkrebs ist unter allen Krebserkrankungen die am häufigsten auftretende. Hierbei wird zwischen dem weiter verbreiteten weißen und dem schwarzen Hautkrebs unterschieden. Letzterer ist die weitaus gefährlichere Form. Hierbei handelt es sich um Tumore der Haut, auch maligne Melanome genannt. Diese bilden im Gegensatz zum weißen Hautkrebs deutlich häufiger Metastasen. Der größte beeinflussbare Risikofaktor ist UV-Strahlung. Vor allem, wenn man zeitlich begrenzt einer extremen Belastung ausgesetzt war, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, an schwarzem Hautkrebs zu erkranken. Dies ist zum Beispiel dann der Fall, wenn man in der Kindheit und Jugend schwere Sonnenbrände davongetragen hat. Außerdem besteht ein erhöhtes Risiko bei Menschen mit einem hellen Hautton und Personen mit vielen Muttermalen.
Eine große Hilfe bei der Selbstuntersuchung bildet die ABCDE-Regel dabei, verdächtige Leberflecken und Muttermale (Pigmentale) zu erkennen. Als solches gelten Hautveränderungen bei: asymmetrischem Aufbau, unregelmäßiger Begrenzung, unterschiedlichen Farbtönen (Color), einem Durchmesser größer als 5 Millimeter und einer Entwicklung beziehungsweise Veränderung des Pigmentals.
Brustkrebs ist bei Frauen mit circa 30 Prozent der Neuerkrankungen die mit Abstand am häufigsten auftretende Form von Krebs. Sie fordert gleichzeitig die meisten Todesopfer unter weiblichen Krebspatientinnen. Aber auch Männer können in seltenen Fällen daran erkranken. Hierbei tritt ein bösartiger Tumor im Drüsengewebe der Brust auf, der sowohl hormonabhängig als auch hormonunabhängig wachsen kann Erkennen kann man die Erkrankung beispielsweise an tastbaren Knoten in der Brust, dem Einziehen der Brustwarze, an austretender Flüssigkeit aus dieser, oder an einer Rötung und Überwärmung der Brust über längere Zeit. In den meisten Fällen kann für das Auftreten von Brustkrebs bei Betroffenen keine eindeutige Ursache gefunden werden. Es gibt aber auch hier Risikofaktoren, welche die Tumorbildung begünstigen: der größte Faktor ist zwar das steigende Lebensalter, aber auch die erbliche Veranlagung für Brustkrebs, also eine genetische Veränderung der sogenannten Brustkrebs-Gene, oder eine intensive Strahlenbehandlung des Brustkorbs in der Jugend steigern das Risiko für Brustkrebs deutlich. Zu einer geringen Erhöhung können auch hormonelle Einflüsse führen, zum Beispiel eine frühe erste Regelblutung.
Selbstuntersuchungen können vor allem durch regelmäßiges Abtasten durchgeführt werden. Am besten eine Woche nach der Regelblutung, da dann das Gewebe weicher ist. Dabei ist ein systematisches Vorgehen sinnvoll, um die Brust möglichst genau zu untersuchen. Außerdem empfiehlt es sich, die Abtastung einmal im Stehen und einmal im Liegen durchzuführen und zusätzlich vor einem Spiegel auf sichtbare Veränderungen zu prüfen. Wichtig ist auch, die Achselhöhlen gut abzutasten, da Brustkrebs am häufigsten im oberen Teil der Brust, zwischen Achselhöhle und Schlüsselbein auftritt.
Hodenkrebs ist eine bösartige Tumorerkrankung, die im Hoden entsteht, und bildet in der Altersgruppe 25–45 Jahre die häufigste Krebserkrankung. Etwa jeder Vierte aller männlichen Krebspatienten bekommt die Diagnose Hodenkarzinom gestellt. Die meisten Männer werden selbst auf eine Veränderung des Hodens, wie eine Schwellung ohne Schmerzen, aufmerksam. Typische Beschwerden sind ein Schweregefühl, eine tastbare Verhärtung am Hoden, ein einseitiges Ziehen in der Leistenregion oder auch eine vergrößerte Brustdrüse aufgrund der hormonellen Aktivität des Hodens. Wie bei den anderen Krebsformen gibt es auch hier Risikofaktoren, die die Tumorbildung begünstigen. Zu ihnen gehören beispielsweise eine Fruchtbarkeitsstörung, Hodenhochstand in der Kindheit oder aber Hodenkrebserkrankungen in der Familie. Frühere Bedenken, das Tragen des Smartphones in der Hosentasche könne Krebserkrankungen fördern, wurden mittlerweile widerlegt. Aus einer im vergangenen Jahr veröffentlichten Metastudie der WHO in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Strahlenschutz ging hervor, dass sich kein kausaler Zusammenhang zwischen Handystrahlung und der Entstehung von Krebs nachweisen lässt.
Tag der Krebsvorsorge ist am 28. November. Dieser Tag ist von der AOK und der Deutschen Krebshilfe ins Leben gerufen worden, um über Früherkennungsuntersuchungen zu informieren, aufzuklären und auf die Vorsorge aufmerksam zu machen. |
Um eine Veränderung am Hoden festzustellen, empfehlen Fachleute eine regelmäßige, am besten monatliche Selbstuntersuchung. Ein gesetzliches Früherkennungsprogramm für Hodenkrebs gibt es nicht, auch wenn eine jährliche Tastuntersuchung durch Ärzt:innen ab dem 45. Lebensjahr zur allgemeinen Früherkennung gehört. Die Selbstuntersuchung erfolgt am besten im Stehen unter der Dusche oder nach einem warmen Bad. Zu achten ist dabei auf schmerzlose Verhärtungen oder Vergrößerungen des Hoden selbst oder daran. Auch kleine spürbare Knoten können ein Hinweis sein.
Vor allem in jungen Jahren sollte die Krebsvorsorge nicht vernachlässigt werden. Auch wenn für viele junge Leute die Familienplanung noch ein Thema für die eigene Zukunft ist, kann diese im schlimmsten Fall durch eine Krebsdiagnose schlagartig beeinträchtigt werden. Wenn man den eigenen Körper, so gut es geht, kennenlernt, können Veränderungen schnell und rechtzeitig erkannt und behandelt werden.
Bodycheck gegen Krebs
Die thüringische Krebsgesellschaft hat Anfang 2023 in Zusammenarbeit mit dem Thüringer Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie (TMASGFF) das Projekt „Bodycheck gegen Krebs – du hast es in der Hand!“ zur Sensibilisierung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen ins Leben gerufen. Hierbei werden Themen wie Krebs, Krebsprävention und Krebsfrüherkennung verständlich aufbereitet. Ziel des Projekts ist es, nicht nur über die genannten Themen aufzuklären und ein Bewusstsein für die Erkrankung zu schaffen, sondern auch das Gefühl für den eigenen Körper zu stärken. Damit soll erreicht werden, dass junge Menschen mehr Selbstuntersuchungen durchführen und Veränderungen schneller bemerken können, da insbesondere Tumoren der Brust, der Hoden und der Haut meist von Betroffenen selbst identifiziert werden. Die Untersuchung des eigenen Körpers ist eine wichtige ergänzende Maßnahme der Krebsprävention und sollte frühzeitig bei Jugendlichen etabliert werden.
Auf ihrer Webseite (QR-Code) finden sich vielerlei einführende Informationen für Jugendliche, aber auch für Eltern, Bezugspersonen oder Interessierte. Die Inhalte der Seite wurden von Fachkräften aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse und in Zusammenarbeit mit Jugendlichen zusammengetragen und für die Zielgruppe verständlich aufbereitet. In verschiedenen Formaten führen die Verantwortlichen des Projekts junge Menschen an Themen rund um Krebs heran: Es gibt beispielsweise Flyer und animierte oder bebilderte Anleitungen zur Selbstuntersuchung oder Duschkarten. Die Aufklärungsmaterialien können kostenlos nach Hause bestellt werden.
Offene, aber hoffnungsvolle Zukunft
Krebs wird zwar als Volkskrankheit benannt, allerdings sinkt die Sterberate an dieser Erkrankung. Seit 2010 sind 7 Prozent weniger Frauen und 12 Prozent weniger Männer an Krebs gestorben. Die Forschung hat in den letzten Jahrzehnten deutliche Fortschritte in der Behandlung und Vorbeugung von Krebs gemacht. Somit ist eine Krebsdiagnose schon lange kein Todesurteil mehr. Generell gilt, dass man Vorsorge ernst nehmen sollte. Regelmäßige Untersuchungen und Checks durch Ärzt:innen, aber auch Selbstuntersuchungen werden empfohlen. So kann man den eigenen Körper kennenlernen und schnell auf Veränderungen reagieren.
Text: Philip Schumacher