Die Menstruation, oft auch als Periode bezeichnet, ist ein natürlicher und wichtiger Teil des weiblichen Fortpflanzungszyklus. Dennoch ist sie immer noch ein Tabuthema, über das wenig gesprochen wird. Dabei kann der komplexe Vorgang von Person zu Person sehr unterschiedlich verlaufen. Nicht selten kommt dabei die Frage auf, ob denn im eigenen Körper alles normal verläuft.
Zunächst einmal ganz von vorn: Während des Zyklus baut sich in der Gebärmutter eine Schleimhaut auf, die am Ende des Zyklus wieder ausgeschieden wird. Das ausgeschiedene Material besteht aus Blut, Gewebe, Zellen und Vaginalsekret. Den Vorgang der Ausscheidung bezeichnet man als Regelblutung oder auch als Menstruation. Er ist unter den Säugetieren einzigartig, denn bei den meisten Säugetieren wird diese Schleimhaut abgebaut und direkt wieder recycelt. Beim Menschen ist sie für eine Wiederverwertung aber zu dick. Die Ursache dafür liegt in der Einnistung der Eizelle, die sich beim Menschen direkt in die Schleimhaut gräbt. Bei anderen Säugetieren haftet sich die Eizelle nur oberflächlich an die Schleimhaut und benötigt daher nur eine dünne Schicht. Der Vorteil einer so dicken Schleimhaut ist unter anderem der bessere Schutz der Mutter und die Versorgung des Embryos mit vielen Nährstoffen.
Zyklus
Ein normaler Zyklus dauert zwischen 21 und 45 Tagen; der Durchschnitt liegt bei etwa 28 Tagen. Bei manchen Frauen kann der Zyklus aber auch länger dauern – hier gilt: Alles, was sich zyklisch innerhalb von weniger als drei Monaten wiederholt, ist völlig natürlich.
Beteiligt sind dabei viele verschiedene Hormone, die im Verlauf des Zyklus in unterschiedlichen Konzentrationen auftreten. Das wohl bekannteste Hormon ist Östrogen, ein weibliches Sexualhormon, welches in den Follikeln der Eierstöcke produziert wird. Seine Hauptaufgabe besteht in der Regulierung des Menstruationszyklus. Es verdickt die Gebärmutterschleimhaut, das Endometrium, und bereitet sie auf die Aufnahme einer befruchteten Eizelle vor. Der Östrogenspiegel ist kurz vor dem Eisprung am höchsten.
Ein weiteres zentrales weibliches Sexualhormon ist das Progesteron. Es wird vom Gelbkörper produziert und in hohen Mengen ausgeschüttet, nachdem eine Eizelle beim Eisprung freigesetzt wurde. Seine primäre Funktion besteht darin, die Gebärmutterschleimhaut zu stabilisieren und optimal für die Einnistung einer befruchteten Eizelle vorzubereiten. Der Progesteronspiegel ist etwa am 21. Tag des Menstruationszyklus am höchsten.
Weniger verbreitet ist das Hormon FSH. Das follikelstimulierende Hormon wird in der Hirnanhangdrüse produziert. Es fördert die Reifung der Follikel und spielt eine wichtige Rolle beim Einsetzen der Pubertät. Während der Menstruation steigt der FSH-Spiegel an und sinkt kurz vor dem Eisprung wieder ab. Der kurzzeitig hohe Spiegel sorgt dafür, dass eine Eizelle für die weitere Reifung ausgewählt wird. Danach steigt der FSH-Wert erneut an, um den Eisprung zu unterstützen, bevor er kurz vor der nächsten Menstruation seinen niedrigsten Stand erreicht.
Ein weiteres eher weniger bekanntes Hormon ist das so genannte luteinisierende Hormon, auch LH genannt. Es wird in der Hypophyse produziert und spielt eine entscheidende Rolle bei der Auslösung des Eisprungs. Die Produktion von LH wird angeregt, wenn der Östrogenspiegel seinen höchsten Punkt erreicht. Der Höhepunkt des Spiegels löst letztlich den Eisprung aus, indem es dafür sorgt, dass die reife Eizelle freigesetzt wird.
Dauer
Die Regelblutung dauert im Durchschnitt fünf Tage. Dabei ist jeder Zeitraum zwischen drei und sieben Tagen vollkommen normal. Dauert die Periode länger, spricht man von Menorrhagie oder einer verlängerten Regelblutung. Eine mögliche Ursache kann beispielsweise Endometriose sein.
Menge
Der normale Umfang der Blutung liegt bei bis zu 80 ml. Das entspricht einer Espressotasse oder fünf Teelöffeln. Bei Blutungen mit über 80 ml spricht man von Hypermenorrhoe, bei Blutmengen unter 25 ml von Hypomenorrhoe. Diese können ganz unterschiedliche Ursachen haben: Eisenmangel, hormonelles Ungleichgewicht, Polypen oder Kontraktionsschwierigkeiten der Gebärmutter (eventuell durch Myome, gutartige Muskelgeschwülste). Da man sich mit diesen Angaben schlecht vergleichen kann, gilt generell: Wenn die Lebensqualität durch die Menge eingeschränkt ist oder du das Gefühl hast, dass es zu viel ist, solltest du dies mit deinem Frauenarzt abklären.
Farbe
Die Farbe verändert sich während der Menstruation. Helleres Blut tritt meist an den stärksten Tagen auf. Dunkleres ist zu Beginn und am Ende der Periode zu beobachten. Das liegt daran, dass älteres Blut durch das darin enthaltene Eisen unter Sauerstoffeinfluss oxidiert. Es kann dann dunkel bis bräunlich aussehen. Am Anfang sind leicht bräunliche Blutungen normal. Diese werden dann heller und zum Schluss immer dunkler.
Konsistenz
Falls klumpig aussehende Stückchen zu entdecken sind, ist das im Normalfall kein Grund zur Sorge. Die Stückchen werden Koagel genannt und bestehen aus geronnenem Blut, welches sich verklumpt hat. Solange sie einmalig vorkommen und ihre Größe im Bereich einiger Millimeter bis einen Zentimeter liegt, ist dies kein Grund zur Beunruhigung.
Treten sie jedoch regelmäßig auf oder erreichen sogar die Größe eines 50-Cent-Stücks, kann das auf eine sehr starke Blutung hindeuten. Hier kommt der Körper mit der Abstoßung der Gebärmutterschleimhaut nicht mehr nach und es kommt zur Gerinnung. Es kann jedoch auch auf ein hormonelles Ungleichgewicht, eine zu langsame Kontraktion der Gebärmutter oder eine Gerinnungsstörung hinweisen. In diesem Fall sollte das mit dem Frauenarzt abgeklärt werden.
Schmerzen
Zunächst einmal ist es wichtig zu sagen: Jegliche Art von Schmerzen ist nicht normal! Ob Ziehen, Stechen, krampfartige Schmerzen bis hin zu heftigen Unterleibsschmerzen: Sobald sie im Alltag einschränken, sollten sie abgeklärt werden. Denn Schmerzen können auch ein Anzeichen für verschiedene Erkrankungen wie Endometriose, Adenomyose oder Dysmenorrhoe sein.
Schmierblutungen
Schmierblutungen sind grundsätzlich auffällig. Dabei handelt es sich um leichte und unregelmäßige Blutungen, die außerhalb der normalen Menstruation auftreten. Sie können dabei aber leicht mit sogenannten Hormonentzugsblutungen verwechselt werden, die um den Eisprung herum auftreten können und völlig normal sind. Kommen Schmierblutungen jedoch vor oder nach der Regelblutung vor, kann dies auf eine Gelbkörperhormonschwäche hinweisen. Sie tritt ein, wenn die Follikelreifung in der ersten Zyklushälfte gestört abgelaufen ist. Die zweite Zyklushälfte verläuft in diesem Fall ziemlich kurz und kann zusätzlich von Schmierblutungen begleitet werden.
Andere Auffälligkeiten
Hat sich im Vergleich zu den letzten Blutungen die Farbe verändert? Ist das Blut viel dunkler, könnte es sich um einen Östrogenüberschuss handeln. Ist das Blut viel heller als vorher, kann das wiederum bei einem Östrogenmangel der Fall sein. Hellrosa Blutungen, die azyklisch ohne Zusammenhang mit dem Eisprung oder der Menstruation auftreten, können auf Veränderungen der Gebärmutter hinweisen. Gräuliche Blutungen können hingegen auf Infektionen hindeuten.
Das Ausbleiben der Regelblutung wird als Amenorrhoe bezeichnet. Man unterscheidet die primäre Amenorrhoe (die Regelblutung ist trotz Vollendung des 16. Lebensjahres noch nicht eingetreten) und die sekundäre Amenorrhoe (die Regelblutung ist bereits eingetreten, aber wieder abgeklungen). Bei primärer Amenorrhoe sollte ein Gynäkologe zur Abklärung aufgesucht werden. Bei der sekundären Amenorrhoe können viele Ursachen wie zum Beispiel zu wenig Essen, zu viel Sport oder Stress, aber auch Funktionsstörungen der Organe dahinterstecken. Wichtig ist aber, dass das einmalige Ausbleiben der Periode noch kein Grund zur Sorge ist. Hier gilt: Bleibt die Periode bei einem regelmäßigen Zyklus länger als drei Monate oder bei einem unregelmäßigen Zyklus länger als sechs Monate aus, sollte dies mit dem Frauenarzt abgeklärt werden.
Drei von vier Frauen haben kurz vor/während/kurz nach der Menstruation Darmprobleme. Ursache ist das Progesteron. In unserem Darm gibt es unter anderen auch Rezeptoren, die Progesteron binden können, wodurch die Darmtätigkeit gehemmt wird. Viele Frauen leiden nun während der Menstruation unter Durchfall. Das liegt daran, dass das Progesteron vor der Menstruation drastisch abfällt und die Darmhemmung plötzlich aufgehoben wird, also eine überschießende Reaktion durch den schnellen Hormonabfall hervorgerufen wird. Auch die Prostaglandine spielen hier eine Rolle. Sie haben unter anderem einen kontraktilen Einfluss auf die glatte Muskulatur, aus der auch unser Darm besteht. Sie sind an der Abstoßung der Gebärmutterschleimhaut während der Menstruation beteiligt, stimulieren aber auch die Darmperistaltik. Außerdem sind sie für die typischen Analkrämpfe (plötzliche, stechende Schmerzen am After während der Menstruation) verantwortlich. Starke und anhaltende Durchfälle sollten jedoch abgeklärt werden, da sie auch auf andere Erkrankungen wie zum Beispiel Endometriose hinweisen können.
Ursachen und Gründe für Störungen
Stress: führt zur Ausschüttung von Cortisol im Körper. Die Cortisolherstellung wird bei vermehrtem Gebrauch des Stresshormons über das Gelbkörperhormon Progesteron ausgeweitet und gewährleistet. Das bedeutet, dass dann statt Progesteron Cortisol gebildet wird. Steht dann weniger Progesteron bei gleichbleibendem Östrogen zur Verfügung, kommt es zu hormonellen Störungen und damit zu Zyklusstörungen.
Untergewicht: Hier sind Energie und Ressourcen für eine mögliche Schwangerschaft und die damit verbundenen Prozesse nicht vorhanden. Dadurch wird die Hormonproduktion gestört und es kommt zu einem Mangel an Progesteron und Östrogen, was zum Ausbleiben der Menstruation führt.
Übergewicht (Adipositas): Bei vermehrten Fettzellen kommt es zum gesteigerten Auftreten eines Enzyms namens Aromatase. Aromatase ist für die Bildung von Östrogen aus Testosteron verantwortlich. Durch das vermehrte Auftreten kommt es auch zu einem Anstieg des Östrogen. Es entsteht eine Östrogendominanz. Dies führt zu einer Rückkopplungsreaktion im Hirnstamm und damit zu einer Störung der Hormonproduktion.
Ernährung: Eine unausgewogene Ernährung kann zu einem Mangel an wichtigen Mikronährstoffen führen. Dadurch können Hormone nicht in ausreichender Menge gebildet werden.
Hormonelle Empfängnisverhütung: Sie beruht auf einer fehlenden körpereigenen Hormonproduktion. Wird das Verhütungsmittel abgesetzt, müssen die synthetischen Hormone vermehrt abgebaut werden. Dafür benötigt der Körper Mikronährstoffe. Der erhöhte Mikronährstoffbedarf kann dann schnell zu einem Mangel werden, wenn nicht auf den erhöhten Bedarf geachtet wird. Dieser Abbau der synthetischen Hormone kann bis zu 8 Wochen andauern.
Pubertät: so bezeichnet man die Zeit, die nach den ersten 8 Jahren ab Beginn der Menstruation eintritt. In dieser Zeit kann es zu Veränderungen im Zyklus kommen, die im Rahmen der Entwicklung aber normal sind.
Wechseljahre (Menopause): Es kommt vermehrt zu anovulatorischen Zyklen, das heißt, Zyklen ohne Eisprung. Treten diese ab dem 35. Lebensjahr vermehrt auf und gehen damit Veränderungen einher, ist dies normal. Stellt man vermehrt Veränderungen fest, ist aber noch keine 35 Jahre alt, kann dies auch mit einer verfrühten Menopause zusammenhängen. In diesem Fall ist es wichtig, dies abklären zu lassen, um das verfrühte Einsetzen der Wechseljahre auszuschließen.
Lebensmittel: Hier sind insbesondere drei Nahrungsmittel zu nennen.
Zucker führt im Körper zur Ausschüttung von Insulin und kann unter Umständen eine Insulinresistenz auslösen. Folgen von zu viel Insulin können unter anderem sein: Ungleichgewicht in den Eierstöcken und dadurch Hemmung der Sexualhormone, Östrogenstörungen, Störung der Follikelreifung und daraus resultierend polyzystisches Ovarsyndrom, wenige oder keine Zyklen, vermehrter Haarwuchs durch Anregung der Androgenproduktion („männliche Hormone“), Hautprobleme und vermehrte Fetteinlagerung.
Histamin ist ein Botenstoff, der bei Entzündungen freigesetzt wird. Bei übermäßigem Verzehr solcher Lebensmittel kann es zu einer Störung der Hormonausschüttung und unter anderem zu einer Östrogendominanz kommen. Die Folge ist ein Völlegefühl beziehungsweise ein aufgeblähter Bauch und möglicherweise eine Begünstigung von Entzündungen. Große Mengen an Histamin finden sich in Lebensmitteln, die mit Hilfe von Bakterien- oder Hefekulturen hergestellt oder genießbar gemacht werden, wie zum Beispiel Sojasauce, Salami, Käse, Sauerkraut, (Weiß-) Bier, Wein oder Sekt, aber auch Nüsse, Gemüse wie Tomaten, Avocado, Sauerkraut, Spinat, Thunfisch, Meeresfrüchte und Schalentiere.
Rotes Fleisch enthält besonders viel Arachidonsäure. Diese wird in Prostaglandine umgewandelt, die neben der kontraktilen Wirkung in der Gebärmutter auch für die Regulierung der Durchblutung verantwortlich sind. Sie können aber auch Entzündungen auslösen, die zu schmerzhaften und krampfartigen Regelblutungen führen.
Mögliche zugrundeliegende Krankheiten: Endometriose (Gebärmutterschleimhaut-ähnliches Gewebe wächst außerhalb der Gebärmutter), Adenomyose (Endometriose in der Gebärmutterwand), Dysmenorrhoe (starke und schmerzhafte Blutungen).
Weitere Ursachen: Hormonstörungen, Polypen oder Myome in der Gebärmutter, Gerinnungsstörungen, kürzlich erhaltene Impfungen, vernarbtes Gewebe, Post-Pill-Amenorrhoe (Ausbleiben der Regelblutung bis zu zwölf Monate nach Einnahme von Hormonpräparaten) oder Geburtsblutungen.
Linderung / Hilfsmaßnahmen
Einige hilfreiche Tipps, was man gegen Beschwerden tun kann:
Wärmekissen und warme Getränke: das entspannt die Muskulatur
Trinke viel: um verlorene Mineralien wieder aufzufüllen
Vermeide Rauchen, Kaffee, scharfes oder fettiges Essen: wirken reizend auf den Darm
Vermeide Lebensmittel mit Arachidonsäure: es werden weniger Prostaglandine ausgeschüttet, was für weniger Verkrampfungen sorgt
Schmerzmittel: Hemmung der Prostaglandine
Viele Ballaststoffe: entspannen den Darm
Sport /Spazierengehen: fördert die Durchblutung und löst Krämpfe
Mythen über die Periode
Synchronisiert sich der Zyklus bei Frauen, die viel Zeit miteinander verbringen?
Nein, solche Beobachtungen sind Zufall.
Wenn man während der Periode Sex hat, kann man nicht schwanger werden!
Falsch, das ist sehr wohl möglich, denn Spermien können bis zu fünf Tage überleben. Bei einem kurzen Zyklus kann es also innerhalb dieser fünf Tage zum Eisprung kommen und eine Befruchtung ist möglich.
Schlechtere Stimmung/Laune während der Menstruation?
Ja, durch die Schmerzen kann es natürlich zu schlechter Laune kommen, aber auch durch den Progesteronabfall, der sich auf die Stimmung auswirkt.
Schokolade hilft!
Möglicherweise, während der Menstruation wird weniger Serotonin ausgeschüttet. Kohlenhydrate erhöhen Tryptophan (eine Vorstufe von Serotonin). Es wird vermutet, dass dann auch der Serotoninspiegel steigt. Außerdem kann sich besonders dunkle Schokolade positiv auf den Eisenhaushalt auswirken, wenn durch die Blutung ein Eisenmangel besteht.
Periode in der Pillenpause?
Falsch, hier findet keine Menstruation statt. Es handelt sich lediglich um eine Abbruchblutung. Da der Hormonspiegel durch die Pille nahezu konstant gehalten wird, reifen keine Follikel heran und es findet auch kein Eisprung statt. Auch die Gebärmutterschleimhaut wird nicht vollständig aufgebaut.
Text und Illustrationen: Melissa Kempter