Krankenhäuser und Kliniken sind zwin­gend auf das Blut frei­wil­li­ger Spender:innen ange­wie­sen, und doch fehlt es ihnen dar­an. Das liegt jedoch nicht nur an feh­len­der Bereitschaft in der Bevölkerung.

Zahlen und Daten rund um die Thematik

Rund 14.000 bis 15.000 Blutkonserven wer­den laut Informationen des Roten Kreuzes in Deutschland allein an einem Tag benö­tigt, um unter ande­rem Unfallopfer, Leukämiepatient:innen oder Menschen mit Herzerkrankungen zu ver­sor­gen. Um auf Notfälle und Engpässe vor­be­rei­tet zu sein, braucht es sogar einen Vorrat von bis zu 18.000 Blutkonserven. Das Problem dabei: Seit etwa 2011 sinkt die Bereitschaft der Deutschen zur Spende. Doch ohne genug Freiwillige sind die Krankenhäuser dar­auf ange­wie­sen, teu­re Konserven von exter­nen Organisationen anzu­kau­fen, um die Versorgung sicher­zu­stel­len. Der Marktpreis hier­für liegt in Deutschland meist zwi­schen 95 und 130 Euro pro Stück. Die Tendenz für die Zukunft sieht dabei eben­so düs­ter aus. Der Altersdurchschnitt der Spender:innen steigt immer wei­ter, wodurch die Eignung die­ser sinkt. In eini­gen Einrichtungen liegt der Schnitt mitt­ler­wei­le schon bei über 50 Jahren, so die Bundeszentrale für gesund­heit­li­che Aufklärung.

Neben der Bereitschaft der Menschen stel­len auch die Eigenschaften des Blutes per se Hindernisse in der Versorgung dar. So exis­tiert weder ein natür­li­ches Ersatzprodukt noch syn­the­tisch her­ge­stell­tes Blut. Daher sind für Betroffene meist natür­li­che Bluttransfusionen die ein­zi­ge Überlebenschance. Die in die­sen ent­hal­te­nen Thrombozyten sor­gen für eine gerin­ge Haltbarkeit von höchs­tens vier Tagen. Zuvor müs­sen jedoch eini­ge Tests auf Krankheiten, Substanzen oder ande­re uner­wünsch­te Bestandteile durch­ge­führt werden.

Wer wann und wie oft Blut spenden darf

Im Regelfall ent­neh­men die Ärzt:innen bei einer Spende etwa 400 bis 500 Milliliter Blut. Bei Männern ist dies sechs­mal im Jahr mög­lich. Frauen dür­fen auf­grund einer gerin­ge­ren Blutmenge und weni­ger Eisen im Körper nur vier­mal pro Jahr spen­den. Geschlechtsunabhängig ist nach einer erfolg­ten Spende eine Pause von acht Wochen nötig, damit der Körper sei­nen Eisenhaushalt wie­der rege­ne­rie­ren kann.

Allerdings müs­sen bestimm­te Bedingungen ein­ge­hal­ten wer­den, um als Spender:in infra­ge zu kom­men. So ist nur die Spende von Personen im Alter zwi­schen 18 und 68 Jahren erlaubt. Zudem ist eine Spende mit Vorliegen bestimm­ter Vorerkrankungen wie HIV, Syphilis oder Malaria, einer Schwangerschaft oder bei der Einnahme bestimm­ter Medikamente, unter­sagt. Auch soll­te man bei einer Erkältung, Fieber oder ande­ren Krankheiten von einer Blutabnahme abse­hen, da sich der Körper hier ohne­hin schon in einem geschwäch­ten Zustand befindet.

Eine Hürde stell­te neben den kör­per­li­chen Bedingungen bis Mitte 2023 auch die Sexualität der Blutspender:innen dar. So war es laut einer Regelung aus dem Jahr 2017 mög­lich, homo- oder bise­xu­el­le Männer von der Spende aus­zu­schlie­ßen, wenn die­se in den ver­gan­ge­nen vier Monaten mit mehr als einer bestimm­ten Person, und zwar ihrem fes­ten Partner, gleich­ge­schlecht­li­chen Sex hat­ten. Auch wenn man inner­halb die­ser Zeitspanne eine neue sexu­el­le Partnerschaft ein­ge­gan­gen ist, war ein Ausschluss mög­lich. Vor 2017 wur­de die Beteiligung homo­se­xu­el­ler Männer sogar kom­plett ausgeschlossen.

Mit einer Anpassung des Transfusionsgesetzes 2023 wur­de die­ses Verbot, trotz Protesten von CDU und AfD, gänz­lich abge­schafft, sodass ein­zig und allein das indi­vi­du­el­le Verhalten, unab­hän­gig von der sexu­el­len Orientierung als Ausschlusskriterium gel­ten kann. Ausschlaggebend ist nun, dass inner­halb der letz­ten vier Monate zum Beispiel kein Analsex mit einer neu­en Person statt­ge­fun­den hat. Weiterhin kri­ti­siert wird die­se Regelung jedoch unter ande­rem von der Deutschen Aidshilfe, da ohne­hin jede Konserve unab­hän­gig vom Sexualverhalten der Spender:innen umfang­reich getes­tet wird. 

Der Vorgang im Uniklinikum Halle

Entschließt man sich nun selbst für eine Blutspende, so ist es wich­tig, im Vorhinein genug zu essen und zu trin­ken, um so für einen ange­mes­se­nen Blutzuckerspiegel zu sor­gen. Im Uniklinikum ange­kom­men, muss man sich zuerst ein­ma­lig regis­trie­ren las­sen, sei­nen Personalausweis vor­zei­gen und einen Fragebogen bezüg­lich der indi­vi­du­el­len Tauglichkeit zum Spenden aus­fül­len. Anschließend wer­den im Zuge eines kos­ten­lo­sen Gesundheitschecks der Blutdruck, Hämoglobin-Wert und ande­re wich­ti­ge Parameter des Blutes überprüft.

Ist die­ser Check-Up aus­ge­wer­tet, kommt es zu einem ärzt­li­chen und streng ver­trau­li­chen Aufklärungsgespräch unter vier Augen, in wel­chem die Antworten des Fragebogens, die Ergebnisse einer vor­her ent­nom­me­nen Blutprobe und poten­zi­el­les Risikoverhalten der Spender:innen bespro­chen wer­den. Insgesamt dau­ert die­ser Prozess, je nach Auslastung der Station, in der Regel 15 bis 20 Minuten. Nach dem Anmeldungs- und Aufklärungsprozess durch geschul­tes Fachpersonal kommt es zur eigent­li­chen Spende. Hier besteht ein letz­tes Mal die Möglichkeit, dem Personal völ­lig anonym mit­zu­tei­len, dass das eige­ne Blut unge­eig­net ist. Dies geschieht in einer Art Wahlkabine, sodass die­se Entscheidung nur zur betrof­fe­nen Konserve, nicht aber zu der spen­den­den Person zurück­ver­folgt wer­den kann. Anschließend befes­tigt das Personal eine Staubinde am Oberarm  des:der Spender:in und schließt die­se, ganz nach den jewei­li­gen Präferenzen in der lin­ken oder rech­ten Ellenbeuge, mit einer Butterfly-Kanüle an die ent­spre­chen­den Gerätschaften an. Dabei han­delt es sich um einen gering­fü­gi­gen und wei­test­ge­hend schmerz­frei­en Einstich in eine durch den Stauschlauch her­vor­ge­ho­be­ne Vene.

Während des gan­zen Vorgangs fin­det eine enge und kom­pe­ten­te Betreuung durch das anwe­sen­de Personal statt, an wel­ches man sich auch beim Auftreten von Nebenwirkungen wie Schwindel, Kreislaufproblemen oder Schmerzen wen­den kann und soll. Auch im Anschluss an die Spende wird durch kos­ten­freie Getränke und klei­ne­re Gerichte für einen ange­mes­sen hohen Blutzuckerspiegel gesorgt. Fühlt man sich dann wie­der fit genug, den Heimweg anzu­tre­ten, darf man sich noch eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 20 Euro am Empfang abho­len. Bei der nächs­ten Spende ent­fällt dann die Registrierung. Stattdessen erfährt man, falls noch nicht vor­her bekannt, sei­ne eige­ne Blutgruppe und erhält gege­be­nen­falls einen eige­nen Blutspendeausweis.

Aber genug zum Geld. Lebensbedrohliche Unfälle kön­nen jeder­zeit pas­sie­ren. Etwa 80 Prozent der Deutschen sind min­des­tens ein­mal im Leben auf eine Bluttransfusion ange­wie­sen. Unser Tipp: Schnappt euch einen Blutspende-Buddy, geht gemein­sam Blut spen­den und danach, ganz nach Lust und Laune, etwas essen, einen Film schau­en oder an der Saale spazieren.

Spendet Blut

Wir emp­feh­len die Spende bei fol­gen­den Einrichtungen: 

Autor: Till Menzel

Fotos: LuAnn via Unsplash, Martha Dominguez de Gouveia via Unsplash 

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