Nachdem letz­tes Semester eini­ge akti­ve Mitglieder auf­ge­hört haben, ist der Arbeitskreis jetzt dank fri­scher Energie wie­der aktiv. Noch befin­det er sich in der Wiederaufbauphase, das heißt, es wer­den flei­ßig Ideen gesam­melt und die nächs­ten Schritte geplant. Die has­tu­zeit war bei einer Sitzung dabei. 

Am Montagabend mache ich mich auf den Weg zum stu­den­tisch selbst­ver­wal­te­ten Raum am Steintor, um mich mit dem AK Ökologie und Nachhaltigkeit zu tref­fen. Fast set­ze ich mich an den fal­schen Tisch, der noch von flei­ßi­gen Studierenden zum Lernen genutzt wird.

Als ich die Gruppe fin­de, stel­len sie sich mir erst ein­mal vor. Heute sind fünf von cir­ca acht akti­ven Mitgliedern da: Es ist eine bun­te Mischung aus alten und neu­en Mitgliedern im Master- und Bachelor-Studium. Die heu­ti­ge Sitzung ist die drit­te im Semester; Isabel erzählt mir, dass sie letz­tes Mal eine Art Mindmap erstellt haben, um sich erst ein­mal auf gemein­sa­me Zielsetzungen zu eini­gen. Die meis­ten beschäf­ti­gen sich auch in ihrem Alltag mit Umweltschutz und wol­len, dass die­ses Thema auch in der Uni mehr prä­sent wird. Lasse hat sich ganz klar gegen die Abschaffung des Fairteilers positio­niert und erklär­te den Schock dar­über, wie die Uni sich »aktiv dafür ein­ge­setzt hat, stu­den­ti­sche Projekte zu ver­hin­dern« als Motivation, beim AK Ökologie aktiv zu werden.

Nun steht die Organisation des gemein­sa­men Kochabends in zwei Tagen auf dem Plan. Außerdem wer­den kurz Ideen gesam­melt, wie man am bes­ten auf den Upcycling-Abend im Dezember auf­merk­sam machen kann.

Mir wird erzählt, was der AK bis­her gemacht hat: Oft sind es klei­ne­re Aktionen, wie zum Beispiel eine Kleidertausch-Aktion im letz­ten Semester. Julian – er ist schon seit einem Jahr dabei – erzählt mir, wie sie frü­her frei her­um­lie­gen­de Äpfel gesam­melt haben, um dar­aus Saft zu machen. Für die Zukunft besteht die Idee, ein Fahrradkino zu star­ten, um bei­spiels­wei­se Filme wie die »Grüne Lüge« zu zei­gen – hier­für muss aller­dings noch geklärt wer­den, wie teu­er die Lizenzgebühr ist. Die Idee hin­ter einem Fahrradkino ist es, den Strom wäh­rend­des­sen gemein­sam sel­ber zu erzeugen.

Foto: AK Ökologie und Nachhaltigkeit

Unterm Strich orga­ni­siert der AK eini­ge Aktionen, die auch ohne viel Geld lau­fen. Dadurch, dass sie eine regel­mä­ßi­ge finan­zi­el­le Unterstützung vom Stura bekom­men, haben sie letz­tes Jahr noch die Ringvorlesung Nachhaltigkeit sowie das Antirassistische Sommerfest mitfinanziert.

Bisher ver­an­stal­te­te der AK Ökologie eher klei­ne­re Aktionen, um auf das Thema und auf sich auf­merk­sam zu machen. Langfristig besteht aber auch der Wunsch, eini­ges an der Uni zu ver­än­dern: Ein kon­kre­tes Anliegen wäre, die Mensa davon zu über­zeu­gen, dass sie den Kaffee zum Mitnehmen bil­li­ger anbie­tet, wenn die­ser in einen eige­nen Becher gefüllt wird. Wenn dies nicht umzu­set­zen ist, wäre zumin­dest ein Schild wün­schens­wert, wel­ches dar­über infor­miert, dass der Kaffee in einen eige­nen Becher gefüllt wer­den kann. Viele Studierende sind sich des­sen even­tu­ell nicht bewusst oder zumin­dest verunsichert.

Momentan liegt der Fokus der Gruppe erst ein­mal dar­in, moti­vier­te Menschen zu fin­den, damit der AK grö­ßer wird. Schön wäre es auch, sich mit ande­ren Umweltorganisationen (in und außer­halb der Uni) zu ver­bin­den, um sich gegen­sei­ti­ge Unterstützung zu bie­ten und gemein­sam aktiv zu wer­den. Die Erfahrung, dass eine Gruppe auseinander­fällt, wenn eini­ge weni­ge akti­ve Mitglieder auf­hö­ren, hat nicht nur der AK gemacht. Das ist ein Problem, wel­ches den meis­ten stu­den­ti­schen Projekten bekannt sein dürfte.

Beispiele des Gelingens als Vorbilder

In der Sitzung wird außer­dem die Konferenz »Nachhaltige Hochschulen. Auf dem Weg zu einer trans­for­ma­ti­ven Wissenschaft?« ange­spro­chen, an der zwei der anwe­sen­den Mitglieder teil­ge­nom­men haben. Dort wur­den sie von eini­gen »Beispielen des Gelingens« inspiriert.

Die TU in Dresden sei ein Vorreiter im Thema Nachhaltigkeit: Bereits 2003 hat die Uni ein vali­dier­tes Umweltmanagementsystem ein­ge­führt. Beneidet wur­de vor allem der eige­ne Garten mit Bienenkästen. Das ist ein gro­ßer Wunsch der Gruppe: ein gemein­sa­mer MLU-Garten, in dem die Studierendenschaft in Halle Obst und Gemüse anpflan­zen kann.

Beneidet wur­den auch Studierende der Uni in Erfurt, da die­se die Möglichkeit haben, 30 Leistungspunkte durch ein Modul namens »Studium Fundamentale« zu bekom­men, in des­sen Rahmen Studierende unter ande­rem Projekte mit bekann­ten Umweltschutzorganisationen wie zum Beispiel dem NABU koordinieren.

Außerdem wur­de in der Konferenz die Uni Magdeburg genannt, an der vor kur­zem ein eige­nes Büro geschaf­fen wur­de, wel­ches nur für das Thema Nachhaltigkeit zustän­dig ist. Dieses bie­tet eine Kontakt- und Koordinationsstelle für alle Gruppen in die­se Richtung. Dadurch bestehen auch mehr Chancen, von der Uni-Verwaltung wahr­ge­nom­men zu wer­den, um nach­hal­ti­ge­re Forschung und Lehre umzu­set­zen. Die Mitglieder des AKs wol­len sich mit den Initiator*innen die­ses Büros in Verbindung set­zen und her­aus­fin­den, ob so etwas auch in Halle mög­lich wäre. Gäbe es näm­lich solch ein Büro auch an der MLU, müss­ten bei­spiels­wei­se die Organisator*innen der Ringvorlesung Nachhaltigkeit nicht mehr jedes Jahr dar­um ban­gen, ob die Uni die­se erneut anbie­tet. Generell wün­schen sich die Anwesenden mehr demo­kra­ti­sche Mitbestimmung, damit sie nicht bei allen Themen von der Professor*innen-Mehrheit abhän­gig sind, denn die­se sei­en »nicht so pro Studentenprojekte«. In Halle besteht der Vorteil, dass der AK vom Stura finan­ziert wird – auch wenn dadurch eini­ges an Bürokratie anfällt, was viel wert­vol­le Zeit raubt. Durch die Verbindung besitzt der AK außer­dem ein indi­rek­tes Sprachrohr in die Studierendenschaft.

Supermärkte boykottieren

Zum Ende des Interviews fra­ge ich noch, was ihnen im Alltag bezüg­lich Umweltschutz am wich­tigs­ten ist, bezie­hungs­wei­se was ihre Maßnahmen sind, sich für die Umwelt ein­zu­set­zen. Besonders ent­schei­dend sei eine bewuss­te Ernährung. Das bestä­ti­gen die bei­den Masterstudentinnen in Ernährungswissenschaft, die durch die Uni erfah­ren haben, wel­chen Einfluss Ernährungsgewohnheiten auf die Umwelt haben. Bewusst muss nicht zwin­gend vegan hei­ßen, aber mas­si­ver Konsum von tie­ri­schen Produkten soll­te ver­hin­dert werden.

Die Sprecherin des AK sprach sich dafür aus, Supermärkte zu boy­kot­tie­ren. In Halle gebe es dafür sehr vie­le Möglichkeiten durch Foodsharing, den Fairteiler oder Läden wie das »Crumme Eck« und »Radieschen«. Außerdem kön­ne man über die Solidarische Landwirtschaft loka­le Bäuer*innen unter­stüt­zen, die oft am Existenzminimum leben, und müs­se so kei­ne gro­ßen Massenproduktionen unterstützen.

Der AK ist noch in sei­ner Wiederaufbauphase, doch es gibt vie­le Ideen und Wünsche. Große Planungen sind zur Zeit der Sitzung noch nicht ding­fest, da noch auf den Haushaltsentwurf des Stura gewar­tet wer­den muss. Außerdem stand der Kochabend noch bevor, in dem sie auch vie­len neu­en Menschen die Möglichkeit geben woll­ten, die Richtung und den Schwerpunkt für das neue Semester zu legen. Hier sind auch vie­le Interessierte gekom­men, und es bleibt nur die Hoffnung, dass der AK nun ein län­ge­res Leben füh­ren wird und vie­le sei­ner Wünsche umge­setzt wer­den können.

Foto: AK Ökologie und Nachhaltigkeit
0 0 vote
Article Rating
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments